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Schade, dass es zu diesem Artikel so viele Ablehnungen gibt, die nach meiner Meinung nicht den springenden Punkt treffen.
Ich denke, vielleicht ist auch die Sehnsucht nach Dichotomie, mit klaren Gegenüberstellungen also, Übersichtlichkeit, Fronten zu groß.
Aber dabei sind "wir" dann oft genug denen, die jeweils zu bekämpfen sind, mehr ähnlich als "uns" lieb sein kann.
Aus diesem Widerspruch ist kaum heraus zu kommen.
"Aber dabei sind "wir" dann oft genug denen, die jeweils zu bekämpfen sind, mehr ähnlich als "uns" lieb sein kann..."
Liegt wohl am "bekämpfen". Also bleiben wir "kompromisslos friedlich" und gnadenlos freundlich.
"Aus diesem Widerspruch ist kaum heraus zu kommen..." Nur im Traum oder nur mit Trauma.
Schade, die vielen ablehnenden Kommentare.
Der Wunsch nach Dichotomie Abgrenzung, Eindeutigkeit spiegelt zwar auch die Wirklichkeit wider, macht "uns" aber den jeweils zu Bekämpfenden ähnlicher als "uns" lieb sein kann.
Aus diesem Widerspruch ist kaum heraus zu kommen
Wer sich in dieser Gesellschaft eine Nische buddeln kann ist gut bedient.
Man sollte in den Schulen lernen , wie das geht.
Ich fordere Fächer wie : Glück , Gesundheit und Selbstversorgung.
Jede Kritik soll ja mit einem Lob beginnen. Also: Schöner Text, aber 1968 war mehr als eine Revolution, und dieser Text wäre nicht geschafft ohne Elternschaft und Patenschaft von 1968.
„Wir bleiben kompromisslos friedlich. …“ und gnadenlos freundlich?? :-)
Es riecht der Verfasser schon selber den Braten:
Der Text ist ihm wohl „zu pathetisch geraten…"
Und wie schrieb der Vater aller Slammer?
"Faust:
Nun kenn ich deine würdgen Pflichten!
Du kannst im Großen nichts vernichten
Und fängst es nun im Kleinen an.
Mephistopheles:
Und freilich ist nicht viel damit getan…."
Wir, die alterslose Google-Wikipedia-Amazon-usw.-Online-Generation, wissen was JEDER will. Wir kennen seine Problem und wir wissen was er braucht.
Das ist der Unterschied zu jetzigen und den Generationen vor uns.
der text heisst soviel wie:
wir hipster führen ein tolles alternatives leben in unserm szenebezirk... wir haben eine kritische haltung gegenüber den bösen (sarrazin, merkel, freiwild...) und sind auch sehr progressiv beim sprache gendern und vegane trends setzen... und solange uns das geld nich ausgeht is alles super, noch schnell im starbucks paar kapitalismuskritische zeilen ins ipad bei facebook und twitter tippen ("netzaktivismus") und man kann beruhigt sein auf der richtigen seite zu stehen und mit verachtender häme die csu-nazi-refugee-mörder übergießen bevor man wieder exzessiv durch die nacht feiert (natürlich subversiv, frei und unabhängig!).
Das Schöne an der Sache könnte eigentlich sein, dass ich als jemand aus der älteren Generation sagen könnte: "Und dabei wird auch eine Welt raus kommen, in der ich glücklicherweise nicht mehr solange wie Ihr selbst noch leben müsst!"
Nur leider zeigt der Artikel, dass der Autor (wenn er das denn ernst meint) gar nicht mehr zur Kenntnis nimmt, dass es unzählige in der jüngeren Generation auch gibt, die schon viel zu abgehängt sind, um irgendeine Form der Empörung noch leisten zu können. Die Kinder von HartzIV-Empfänger haben andere Sorgen wie die Erfahrungen der letzten verunglückten Revolutionen zu reflektieren.
Für diese Menschen ist gar kein Platz mehr in dieser im Artikel dargestellten Selbstzufriedenheit.
Dieser Artikel ist so zynisch, dass er mich zum Grinsen bringt.
Das sind die, die nach den in Rente gegangenen 68ern kommen.
Zu jung für die Taz.
D'accord, ich bin auch dafür, dass die Revolution jetzt ihre Kinder wieder ausspuckt. Eine Revolution, die sich nicht durchgesetzt hat, ist sowieso blöd. Und wenns die falsche Revolution war, noch blöder (Pol Pot, deutsche "nationale Revolution", "Sozialismus in einem Land" war ungefähr dasselbe in Rot: Stalin).
Wir alten Knacker waren in der Tat etwas schwarzweiß, längst nicht alle stürmten die Barrikaden.
"Empört Euch" ist auch der dtsch. Titel von Stéphane Hessels letztem Pamphlet, kein Mensch geschlossener Weltbilder. Es geht darum, der eigenen Sensibilität, dem Herz zu folgen: Empörung als Ausgangspunkt. In der geballten Faust nicht das Fingerspitzengefühl vergessen...break on through to the other side!
und WARIO: totale Affirmation? Bitte überseh nicht, dass sich heute schon jeder "Banker" nennt, der sich länger als eine Stunde auf der anderen Seite mit Kontoauszügen beschäftigt. Diese andere Seite ist für mich bei der GLS Bank, Umweltbank, Genossenschaften etc. tatsächlich "the other side".
"Wir sind eins, und doch sind wir viele."
Sollte wohl besser heißen: Wir sind viele, und irgendwie ist uns alles eins.
Klassenkonflikte? Unpeacig! Mach doch lieber Yoga!
Analyse und Theorie? Ismen! Iss doch lieber Rosinen!
Marx? Alter Knacker! Duz doch lieber deinen Chef!
"Wir lieben die „win hoch n situations“."
Es ist dann aber sicherlich keine win-win für alle.
@10236 (Profil gelöscht) Du, jetzt hör doch mal auf mit dieser Freund-Feind-Unterscheidung, die ist ja so was von 20. Jahrhundert, und widme dich mit uns der Freund-Freund-Gleichheit.
schon krass, mit dem überteuerten milchkaffe vorm ipad sitzend übers rosinenpicken schwadronieren während sich die halbe welt die augen auspickt.
Ja, genau. Und das alles vereint mit dem eindimensionalen Gestarre aufs Handy.
Eine wunderschöne "Hans guck in die Luft" Generation...Träum weiter!
Dieses unerträgliche laissez-faire ist es, das uns unsere sogenannte Demokratie und so viele Werte gesellschaftlichen Zusammenlebens entgleiten lässt. Unbemerkter neoliberaler Wandel? Hurra, hat auch seine guten Seiten! Überwachungsausbau? So'n bisschen schadet niemandem! Pegida? Werden schon ihre Gründe haben.
Nein, bitte nicht. Nicht doch ein bisschen mehr Mühsam: Sich fügen heißt lügen.
'Ein Banker, der Yoga macht, abends persisch isst und Brecht doch nicht so übel findet. Ja! Warum nicht?' - die große Belanglosigkeit.
Duschen ohne nass zu werden gibt's nicht.
Das Gedenken zum 7. Oktober an Hamburger Schulen sorgte für Kontroversen. Eine Lehrerin schildert ihre Erfahrung dazu.
Blogger über Protestformen: Beleidige nicht meine Generation
Unser Autor ist gelangweilt von den Feuilletonkritiken an seiner Generation. Ständig soll sie sich empören. Warum denn?
Occupy-Demonstrant mit Trillerpfeife ruft zu Empörung auf, Frankfurt 2012. Bild: imago/Michael Schick
Empört euch, posaunen die Wortführer! Protestiert richtig, schreien die Lehrmeister! Warum unsere Protestbewegungen keine Früchte tragen, fragen sich Kulturschaffende. Halbherzigkeit und Konzeptlosigkeit sind die Diagnosen. Occupy-Bewegung begann vielversprechend und ebbte ab. Der Arabische Frühling sprühte Hoffnungsfunken, um bald wieder zu verglühen. Was läuft bei uns schief? Rein gar nichts. Im Gegenteil, wir üben uns in Gleichgewicht, um historische Schiefen zu korrigieren.
Was genau wird von uns erwartet, wenn man in den Feuilletons aufschreit: „Empört euch richtig!“? Zwischen den Zeilen beschwört man eine Revolutionsromantik, für die unsere Generation nicht mehr empfänglich ist. 1968, 1918, 1848, alles Jahrgänge, in denen die Jugend mit Eisen und Blut Widerstand leistete, sich richtig empörte. Und wir nehmen unsere Kuscheltiere mit auf die Demo anstelle einer Steinschleuder, schlürfen unsere Cocktails, anstatt Molotowcocktails zu bauen. Warmduscher, Weicheier, Windelträger? Nein! Schüler, die ihre Geschichtshausaufgaben nachholen.
Wir haben gelernt, dass Revolutionen ihre Kinder fressen. Unsere Revolutionen sind samtig, sanft und seidig. Wir wissen, dass Gewalt Spiralen erzeugt. Wir bleiben kompromisslos friedlich. Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht empören können. Wir suchen neue Wege, um unserer Wut Ausdruck zu verleihen. Wir besetzen öffentliche Plätze, sammeln Unterschriften, politisieren Graffiti, und erringen am Ende die Freiheit der Tempelhofer Freiheit. Wir sind wohl in der Lage, da hinzugehen, wo es wehtut, ohne jemandem wehzutun. Wir sind Aktivisten des passiven Widerstands.
Warum unterstellt man uns Halbherzigkeit? Weil wir den Zweifel zu einem Grundpfeiler unseres Denkens erkoren haben. Wir zweifeln alles an, was Gefahr läuft, sich schwarz-weiß zu färben. Freund-Feind-Unterscheidung gehört dem letzten Jahrhundert an, wir widmen uns der Freund-Freund-Gleichheit. Ideologien, Religionen und Lehransätze sind ein Teil vom Ganzen. Absolute Wahrheiten bewahrheiten sich nie. Eine einzige Richtung gibt es für uns nicht. Die alte Leier vom neuzeitlichen Menschen, der nach einer klaren Weltanschauung lechzt, ist ausgefranst. Die Kinderschuhe sind zu eng geworden. Das wissen wir.
Rosinenpicken im theoretischen Kuchen
Geschlossene Weltbilder haben ausgedient. Wir sind im Begriff, den Ismen die Allgemeingültigkeit abzusprechen. Ismus ist für uns kein Ist-Muss, sondern ein -Kann. Kapitalismus, Marxismus, Anarchismus, Liberalismus sind nur Teile eines theoretischen Kuchens. Wir picken uns die Rosinen aus. Wir scheuen uns nicht davor, Gedanken verschiedener Denkansätze zusammenzudenken. Wir lieben die „win hoch n situations“. Ein Banker, der Yoga macht, abends persisch isst und Brecht doch nicht so übel findet. Ja! Warum nicht?
Aidin Halimi Asl
Jahrgang 1981, ist Blogger und Poetry Slammer. Er wurde in Karaj (Iran) geboren. 1998 nach Deutschland gekommen. 2003 Abitur in Braunschweig. Ausgebildeter Krankenpfleger. Seit 2009 Studium der Deutschen Literatur und Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin. Sein Blog: leerzeichenblog.wordpress.com.
Wir lassen uns auf Vielfalt ein, selbst wenn Merkel und Sarrazin sie für gescheitert erklären. Althergebrachte Grenzen öden uns an. Eine neue Internationale braut sich zusammen, die sich intuitiv organisiert. Ein Gespenst geht um in der Welt, das tanzt, singt, feiert und lacht. Wir wollen zurück zu den Wurzeln der Menschlichkeit. „Leben, leben lassen und zusammenleben“ heißt unsere Maxime.
Wir wollen die soziale Gerechtigkeit, ohne uns auf Marx berufen zu müssen. Wir sind echte Demokraten, ohne aus Überzeugung wählen zu gehen. Wir sind das politische Spektrum jenseits von links und rechts. Wir werden unsere Ideale zugunsten einer Ideologie nicht verraten. Darum halten wir an flachen Hierarchien fest. Darum geben wir lieber auf, bevor Menschlichkeit in Theorien verpackt wird.
Das ist der Unterschied zu den Generationen vor uns.
Wir sind eins, und doch sind wir viele.
Ihr seid argwöhnisch genug, um diesen Text als zu pathetisch geraten zu belächeln. Ihr seid friedfertig genug, um den Poeten nicht von der Bühne zu prügeln.
Und ich
sage mit geschwellter Brust
Wir.
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