Blockierte Radwege: Radler hinter, vor und neben Gittern
Klassische Radwege sind ohnehin oft eine Zumutung. Vielfach werden sie einfach zugestellt – und manchmal sogar von der Polizei.
BERLIN taz | Was zum …? Als der im Berliner Nordosten wohnhafte Kollege am Freitagmorgen zweirädrig die Schönhauser Allee hinabrollte, wurde er im Bereich des Senefelderplatzes gleich mehrfach zu Ausweichmanövern gezwungen. An vier Stellen hatten Unbekannte rot-weiße Absperrgitter an Verteilerkästen der Telekom gelehnt und damit den schmalen Radweg in voller Breite blockiert.
Wie auch auf dem Beweisfoto zu sehen, ließen sich viele RadlerInnen davon nicht beirren und umrundeten die amtlich wirkenden Hindernisse mit eleganten Schlenkern. Freilich kamen sie dabei der Bordsteinkante und somit dem motorisierten Verkehr gefährlich nah.
Dass es ein Kreuz ist mit Berlins „baulichen Radwegen“, ist leider ein alter Hut. Viele erfüllen die Mindestmaße nicht, haben ihr Verfallsdatum längst überschritten und sind deshalb auch nicht mehr benutzungspflichtig. Dennoch - und trotz höheren Unfallrisikos beim Queren von Seitenstraßen – werden sie genutzt: von Kindern, von alten Menschen, von solchen, die sich auf vollen Straßen unwohl fühlen, und von allen, die keine Lust darauf haben, dass missgünstige Autofahrer ihnen regelmäßig in den Nacken hupen. Radwege werden auch gerne zugeparkt, -gestellt und -gemüllt. Weniger oft kommt es oft vor, dass das eine Behörde übernimmt, wie hier – mutmaßlich – die Polizei.
Aber war es überhaupt die Polizei? Ja, es war die Polizei. Eine Anfrage ergab: Die falsch geparkten „Hamburger Reiter“ kamen beim Staatsbesuch des israelischen Präsidenten in dieser Woche zum Einsatz. Inzwischen wurden sie am Rande der gesperrten Strecken gesammelt und warten auf ihre Abholung per Lastwagen. Dass sie auf einem Radweg nichts verloren haben, ist den Ordnungshütern natürlich auch klar. Wie ein Polizeisprecher versicherte, wurde ihre Entfernung sofort veranlasst. Es darf wieder gerollt werden.
Leser*innenkommentare
Delix
Ich empfehle ja immer so gut es geht entspannt bleiben, bei den wirklich meisten Begegnungen bin ich mir doch sicher, dass evtl. Belästigungen/Fehler nicht Absicht sind - insb. nicht, wenn sie ab und an auch von mir ausgehen - ein kurzes Sorry und Lächeln heilt vieles...
Wenn die Stelle auf dem Bild auch die engste gewesen sein sollte - da kommt man ja wohl schon noch irgendwie vorbei. Irgendwo muss die Polizei die Gitter ja zur Abholung bereitstellen und ich habe jetzt nicht den Eindruck, dass die Polizei ihre Gitter primär auf den Radwegen abstellt. Ich habe oft Kritik an der Exekutive aber dabei geht es dann doch meist um Rechtsfragen...
Ich fahre so ca. 500 km im Monat mit dem Fahrrad in Berlin und ich kann eine Häufung von Agression aus meiner Erfahrung heraus nicht bestätigen und halte nicht viel von solchen aufstachelnden Artikeln.
Mal mache ich einen Fehler und z. B. ein Taxifahrer muss bremsen mal ist es andersrum (Taxifahrer darf hier frei mit Angehörigen anderer um Verkehrsraum konkurrierende Gruppen ersetzt werden). Manchmal drückt die Polizei bei mir ein Auge zu, mal stehen halt ein paar Gitter kurz ungünstig herum...
Ich finde in Berlin lässt es sich doch recht enstpannt fahren:
Abschließend hier mal ein freundliches Danke an alle freundlichen Nicht-Fahrrad-Fahrer!
:)
the real günni
nur so als allgemeiner tip: radfahren ist auf der fahrbahn, also der strasse, am allersichersten. radwege sind immer zu meiden. auf der strasse genau in der mitte der spur fahren, wenn rechts autos parken oder fahrzeuge von hinten tendieren, zu knapp an einem vorbeizufahren und den weg zu schneden. nerviges gehupe von spackigen autofahrern, die sich ihrer privilegien beraubt fuehlen oder einfach nur mal den macker machen wollen, laessig ignorieren (sehr gern gesehen: hupen, draengeln und poebeln, obwohl die linke von 2 spuren voellig frei ist). das ist nicht nur legal (was manche polizisten noch gar nicht wissen!), das ist der beste und sicherste platz fuer radfahrer.