Blockierte EU-Förderung: 5,1 Milliarden Euro für Polen
Brüssel will 5,1 Milliarden Euro aus dem Energiesparprogramm für Erneuerbare überweisen. Dafür muss Polen Bedingungen erfüllen.
Präsident Andrzej Duda hatte nach den Parlamentswahlen am 15. Oktober erneut Morawiecki von der nationalpopulistischen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) mit der Regierungsbildung beauftragt, obwohl die Partei ihre absolute Mehrheit im Sejm, dem polnischen Abgeordnetenhaus, verloren hatte und es keinen Koalitionspartner gibt.
Am 8. Dezember werden sich die Finanzminister der EU zu ihrer regulären Ratssitzung in Brüssel treffen und dort dann auch den Milliarden-Vorschuss für Polen genehmigen. Wenn Andrzej Duda dem scheidenden PiS-Premier einen letzten Triumph gönnen will, lässt er ihn so lange geschäftsführend im Amt. Denn es war Morawiecki, der im März 2023 in Brüssel das Interesse Polens am REPowerEU-Programm bekundete und Ende August einen Antrag auf Fördergelder in Höhe von 25,3 Milliarden Euro einreichte.
Die EU entwickelte das REPowerEU-Programm zusätzlich zum europäischen Corona-Wiederaufbaufonds. Es soll helfen, den Energiesektor, der bislang vom Gas- und Öllieferanten Russland dominiert wurde, umzubauen, zu diversifizieren und dabei insbesondere erneuerbare Energien zu fördern.
Polen hatte noch mehr beantragt
Die von Morawiecki beantragten 25,3 Milliarden Euro setzen sich zusammen aus 2,8 Milliarden Euro Zuschüssen aus dem REPowerEU-Programm sowie 22,5 Milliarden Euro an günstigen Krediten aus dem Corona-Wiederaufbaufonds, die Polen bislang nicht beantragt hatte.
Das Problem: Obwohl die Europäische Kommission den Corona-Wiederaufbauplan Polens genehmigte, hat sie von den fast 60 Milliarden Euro bislang keinen Cent überwiesen, da die PiS-Regierung die in sogenannten Meilensteinen ausgehandelten Reformen nur unzureichend oder gar nicht umsetzte. Auch die neue Regierung wird die von der EU eingefrorenen Gelder erst durch ein umfangreiches Reformprogramm in Wirtschaft, Medien und Gerichtswesen loseisen können.
Der Vorschuss wird EU-weit bedingungslos ausgezahlt. Sollte Polen aber nicht willens oder nicht in der Lage sein, die mit Brüssel vereinbarten Reformen (Meilensteine) umzusetzen, an die die Auszahlung des Corona-Wiederaufbaufonds gebunden ist, müsste es diesen Vorschuss zurückzahlen.
Schwierig ist insbesondere die Wiederherstellung der Rechtsstaatlichkeit, die die PiS in den vergangenen acht Jahren systematisch zurückgebaut hat, die Bekämpfung von Korruption und Vetternwirtschaft sowie die erneute Durchsetzung der Medienfreiheit im von der PiS liquidierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“