Blockade bei Braunkohle-Protest: Clumsy muss löhnen
Ein Aktivist der „Ende Gelände“-Aktion in der Lausitz wird zu einer happigen Geldstrafe verurteilt. Er hatte sich an eine Bahnschiene angekettet.
An jenem Wochenende waren Tausende KlimaaktivistInnen aus ganz Deutschland nach Brandenburg gereist, um den dortigen Tagebau Welzow und das anliegende Kohlekraftwerk Schwarze Pumpe zu besetzen. Weil weder Betreiber Vattenfall noch die Polizei dagegen vorgingen, gelang es den Demonstranten, das Kraftwerk so lang vom Nachschub abzuschneiden, bis dieses seine Leistung empfindlich herunterfahren musste. Schließlich dampfte es nur noch aus einem der beiden Kühltürme.
Eine der spektakulären Blockaden fand dabei in einem Waldstück einige Dutzend Kilometer vor dem Kraftwerk statt. AktivistInnen hatten sich in einem Betonkeil angekettet sowie in einem unter den Schienen verlegten Stahlrohr verkeilt. Die Polizei brauchte Stunden, um sie schließlich zu entfernen.
Nun erfolgte das juristische Nachspiel: Das Amtsgericht Görlitz verurteilte jenen an der Schienenblockade beteiligten Mann namens „Clumsy“ wegen „Störung öffentlicher Betriebe“ und „Nötigung“ zu 120 Tagessätzen á 13 Euro. Überraschend ist das nicht.
Besondere Aufmerksamkeit hatte der Fall jedoch innerhalb der linken Protestszene erregt, weil der Umweltaktivist zwischen seiner Festnahme am 18. Mai und dem ersten Prozesstag am 13. Juli trotz des letztlich überschaubaren Delikts in Untersuchungshaft festgehalten wurde. Die Begründung: Fluchtgefahr. Die Richter argumentierten, dass „Clumsy“ österreichischer Staatsbürger sei und Teil einer gut vernetzten europäischen Klimabewegung, die ihm überall Zuflucht gewähre. Nun ist er wieder frei.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Tod des Fahrradaktivisten Natenom
Öffentliche Verhandlung vor Gericht entfällt
Wahlprogramm der FDP
Alles lässt sich ändern – außer der Schuldenbremse
Energiewende in Deutschland
Erneuerbare erreichen Rekord-Anteil
Migration auf dem Ärmelkanal
Effizienz mit Todesfolge