Bismarck-Stiftung redet über Denkmal mit: Rechte kuscheln sich an „Eisernen“
Bei einer Diskussion der Hamburger Kulturbehörde sitzt die Otto-von-Bismarck-Stiftung mit am Tisch, die rechtslastiges Personal beschäftigt.
D ie Diskussion um das Bismarck-Denkmal in Hamburg hält an. Kultursenator Carsten Brosda (SPD) strebt eine neue Kontextualisierung der steinernen Figur des „Eisernen Kanzlers“ im Alten Elbpark an. Im Rahmen der laufenden Sanierung sollten „Bismarcks vielschichtig verflochtene Bezüge zu Nationalismus, Kolonialismus und Nationalsozialismus sowie zu Fragen von Verfolgung, Diskriminierung und sozialer Gerechtigkeit“ herausgearbeitet werden.
Am Donnerstagnachmittag findet ein digitales Podiumsgespräch statt. Mit dabei: Ulf Morgenstern von der Otto-von-Bismarck-Stiftung. Dort arbeitet auch Maik Ohnezeit. Der ist Leiter der Archiv- und Museumspädagogik sowie laut Website Referent für historisch-politische Bildung der Bundesstiftung. Auf dieser Webseite ist neben Ohnezeits beruflicher Vita auch sein publizistisches Engagement nachzuvollziehen – das rechtsextreme Kontakte offenbart.
Im österreichischen Ares-Verlag hat er gemeinsam mit Jan Ganschow und Olaf Haselhorst „Der Deutsch-Dänische Krieg 1864“ veröffentlicht. Das Autorentrio gab in dem Verlag auch den Sammelband „Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71“ heraus.
Der rechtsextreme Verlag aus Graz hat ein einschlägiges Programm. Zu seinen Autoren zählen etwa der NPD-Funktionär Olaf Rose, Compact-Autor Kai Voss oder auch der neurechte Theoretiker Karlheinz Weißmann. Der Geschäftsführer Wolfgang Dvorak-Stocker steht der rechtsextremen Identitären Bewegung nahe.
Co-Autoren aus rechtsextremer Burschenschaft
Aber auch Ohnezeits Co-Autoren haben Beziehungen zur extremen Rechten. Dem Hamburger Bündnis gegen rechts fiel etwa auf, dass Ganschow und Haselhorst der rechtsextremen Hamburger Burschenschaft Germania (HBG) angehören. Als die taz im Oktober 2020 berichtete, dass Ganschow zudem als Regierungsdirektor im Bundesverteidigungsministerium tätig ist, kündigte ein Ministeriumssprecher eine Überprüfung an.
Haselhorst wiederum wurde 2016 zum stellvertretenden Vorsitzenden der Alten Herren gewählt. Der ehemalige Offizier arbeitete als Historiker, war leitender Redakteur der Zeitschrift Der Schlesier und schreibt für die Sezession. Beide werden vom Verfassungsschutz beobachtet.
Die Personalie Ohnezeit ist auch wegen der Historie der Stiftung relevant. Denn bereits zur Gründung fielen rechte Vernetzungen auf. Im Juni 1997 hatte die Bonner Koalition dem Gesetz zur Umwandlung der unselbständigen Otto-von-Bismarck-Stiftung in eine des öffentlichen Rechts zugestimmt. Das 2019 verstorbene Oberhaupt der Bismarck-Familie, Fürst Ferdinand von Bismarck, war nicht nur Vorstandsmitglied der Stiftung, sondern auch Schirmherr des „Bismarckbundes e. V.“.
In diesem 1981 gegründeten Verein versammelten sich Rechtsextremisten und Revanchisten. Stellvertretender Vorsitzender war bis zu seinem Tod Hugo Wellems, ehemaliger Referent im NS-„Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda“. Gegenwind bekam die Stiftung damals, weil die SPD-Abgeordnete Uta Titze-Stecher „Bedenken hinsichtlich des demokratischen Vorbildcharakters Bismarcks“ geltend machte.
Felix Krebs vom Hamburger Bündnis „wundert wenig, dass eine Stiftung, die apologetisch das Andenken an einen Antidemokraten und Reaktionärs pflegt, eine offene Flanke nach rechtsaußen hat“. Dass Senator Brosda dieser Stiftung allerdings breiten Raum bietet und die „kritische Zivilgesellschaft“ ausgeschlossen bleibe, sei „ein falsches Signal“.
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