Birmas Junta rät: Frösche essen!
Birmas Militär vertreibt Flutüberlebende aus Lagern und kritisiert Art und Umfang internationaler Hilfe. Man könne sich auch selber helfen: Mit Fröschen statt mit Schokoriegeln.
RANGUN ap/afp Rund vier Wochen nach dem Wirbelsturm "Nargis" in Birma hat die Militärregierung nach UN-Angaben mit der Vertreibung Überlebender aus Flüchtlingslagern begonnen. Die Menschen würden meist ohne jegliche Unterstützung in der Nähe ihrer verwüsteten Dörfer abgesetzt, erklärte das Kinderhilfswerk Unicef gestern. Acht Lager im von "Nargis" am schwersten betroffenen Irrawaddy-Delta seien bereits vollständig verwaist. Hilfsorganisationen zufolge behindert die Junta zudem noch immer internationale Hilfseinsätze für die Sturmopfer.
Die Überlebenden würden ohne Ankündigung aus den Lagern vertrieben, sagte Unicef-Vertreter Teh Tai Ring. Die Unterbringung der Opfer dort hat ihre Versorgung durch Hilfsorganisationen wesentlich erleichtert, weil viele Orte im Irrawaddy-Delta nur mit Booten oder über schlechte Straßen erreicht werden können. In einigen Dörfern sind die Häuser zerstört, Nutztiere verschwunden und es gibt so gut wie keine Lebensmittelvorräte, geschweige denn Medikamente.
Die Junta ihrerseits kritisierte die ausländische Unterstützung einerseits als unzureichend. Es seien lediglich bis zu 150 Millionen Dollar (96 Millionen Euro) eingegangen, deutlich weniger als die von der Regierung veranschlagten 11 Milliarden Dollar (7 Milliarden Euro), hieß es gestern in den Staatsmedien. Die Staatszeitung New Light of Myanmar schrieb gleichzeitig: "Die Bevölkerung ist in der Lage, sich aus solchen Naturkatastrophen selbst zu befreien", sie könne auch ohne die "Schokoriegel" der internationalen Hilfe überleben. Zur Monsunzeit gebe es schließlich "große essbare Frösche in Hülle und Fülle".
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren