Bio-Käserei verliert Öko-Siegel: Falscher Käse aus Holland
Teurer Ziegenkäse aus den Niederlanden war billig hergestellte Standardware. Jetzt folgt der Rückruf – in 15 Ländern.
BERLIN taz | Einer der größten Bio-Ziegenkäsereien ist das Öko-Siegel entzogen worden. Die niederländische Biokontrollstelle Skal teilte mit, bei der Firma Hekking würden „herkömmliche und biologische Ziegenmilch miteinander vermischt“. Zudem habe eine Analyse von Schafs- und Ziegenkäse aus der Molkerei ergeben, dass diese ein in Bioprodukten verbotenes Konservierungsmitteln enthielten.
Hekking-Ware wurde bisher in vielen deutschen Ökoläden vor allem an Bedientheken verkauft. Auch fast alle Großhändler führen Hekking-Produkte. Viele Verbraucher zahlen den Aufpreis für Bioprodukte, weil manche Konservierungsstoffe Allergien auslösen könnten.
Zudem sind die Tierschutzanforderungen in der Ökobranche höher: Futter muss ohne umweltschädliche Pestizide und Dünger angebaut werden. Bei Hekking wurden gleich mehrere gravierende Verstöße gegen diese Bioregeln festgestellt.
Nun werden alle Hekking-Produkte dezertifiziert und zurückgerufen. Die Skal-Kontrolleure erklärten, es sei nicht bekannt, wie viele Waren betroffen sind. Die Molkerei habe in 15 Länder geliefert. „Wir wissen auch nicht, ob das ein Fall von Betrug oder Fahrlässigkeit ist“, sagte Skal-Sprecherin Mariken de Bruijn.
Durch Insidertipps aufgeflogen
Skal erfuhr durch die deutsche Kontrollstelle ABCERT von dem Fall. „Uns lagen Hinweise aus der Branche vor“, so der ABCERT-Vorstandsvorsitzende Friedrich Lettenmeier zur taz.
„Das ist ein Beispiel für ein gut funktionierendes Kontrollsystem“, erklärte der Chef der Göttinger Kontrollstelle GfRS, Jochen Neuendorff. Die ABCERT habe den Tipp überprüft und die Skal informiert, sodass die Verstöße gestoppt werden konnten. Allerdings ist bislang nicht bekannt, wie lange es dauerte, bis die Fehldeklaration aufflog. Der Käsehersteller Hekking war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
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