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Bilanz nach „Rainbow Gathering“ im HarzKacke statt Liebe

Die Behörden sind nach dem illegalen Hippie-Camp sauer. Und üben ein bisschen Selbstkritik dafür, dass sie die Arbeit der Presse behindert haben.

Friedlich aber illegal: eine Teilnehmerin des Zeltlagers „Rainbow Gathering“ im Harz am 21. August Foto: dpa | Julian Stratenschulte

Göttingen taz | Das „Rainbow Gathering 2024“, das diesjährige Jahrestreffen von Freaks und Hippies aus mehreren Dutzend Ländern, geht zu Ende. Während die meisten der rund 1.500 Teilnehmenden nach dem rund drei Wochen dauernden Camp im Harz abgereist sind und am Mittwoch nur noch eine Nachhut mit Müllsammeln und dem Zuschütten von Feuerstellen beschäftigt war, haben die Behörden ihr Vorgehen gegen das Biwak bilanziert – und dabei auch etwas Selbstkritik geübt.

Mitte August hatte die „Rainbow Family“ in einem Landschaftsschutzgebiet zwischen Bad Grund und Buntenbock Zelte aufgestellt, Hängematten aufgespannt, eine Küche aufgebaut und Feuerstellen angelegt. Illegal, wie die Landkreise Göttingen und Goslar, auf deren Gebiet das Camp lag, betonten. In dem Schutzgebiet seien „wildes Campen“ und offenes Feuer verboten. Die Vollmondnacht vom 19. auf den 20. August wollten die Rainbow-Leute an einem großen „Ritualfeuer“ feiern. Außerdem, so die Kreisverwaltungen, hätten die Camper mit der Blockade von Rettungs- und Fluchtwegen massiv und wiederholt gegen weitere rechtliche Bestimmungen verstoßen.

Am 13. August verfügten die Behörden deshalb ein Betretungs- und Aufenthaltsverbot für das rund 200 Hektar große Gelände. Zu mehreren Einsätzen rückten teils Hunderte Polizisti:innen, Feuerwehrleute und andere Dienste aus. Dabei seien „70 Zelte respektive zeltähnliche Gegenstände konfisziert, 97 Fahrzeuge abgeschleppt, mehrere Feuer gelöscht und unzählige Ansprachen und Durchsagen gemacht“ worden, berichteten am Mittwoch Goslars Oberkreisdirektor Alexander Saipa und Göttingens Kreisrätin Marlies Dornieden.

Von Erfolg gekrönt waren die Ansagen aus Behördensicht aber nicht. „Was wir hier über fast den gesamten August erleben mussten, stimmt mich ausgesprochen ärgerlich“, sagte Saipa. Die Rainbow-Family habe „mit einer unnachahmlichen Renitenz gegen die gesetzlichen Regelungen sowie Verbote und Aufforderungen der Behörden verstoßen und sich ausgesprochen flegelhaft und fahrlässig verhalten“.

Den Medien wurden Fotos angeboten, die ein Fotograf im Auftrag der Behörden machte

In dem Waldgebiet sei „massiv viel Müll verursacht, tonnenweise Notdurft in der Natur hinterlassen und durch illegale Feuerstellen eine mitunter nicht zu kontrollierende Gefahr für Leib und Leben produziert“ worden. Saipa bezweifelt, „dass wir uns auf die angekündigten Aufräum­aktionen im Nachgang wirklich verlassen können“.

Eine Auflösung des Zeltlagers war für die Landkreise gleichwohl keine Option. Bei staatlichen Handlungen müsse stets der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben, hieß es. Eine Räumung sei auch mit Blick auf die Größe des Areals unrealistisch gewesen. Eine solche Fläche lasse sich auch nicht vollständig abriegeln, „um ein erneutes Eindringen zu verhindern“. Zahlreiche Rainbows müssten in den nächsten Wochen aber mit Post aus Goslar und Göttingen rechnen. Insgesamt haben die Behörden 110 Bußgeldverfahren eingeleitet.

Die Berichterstattung über das Camp war namentlich vom Kreis Göttingen erheblich erschwert worden. Er hatte in seiner Allgemeinverfügung ein Betretungsverbot auch für Journalisten ausgesprochen. Ein Reporter berichtete, die Leiterin der Kreis-Pressestelle habe ihm vor Ort das Betreten des Gebietes untersagt – und ihn stattdessen zu Polizisten geführt, die seine Personalien aufnahmen.

Der Kreis wies Fo­to­gra­f:in­nen auch darauf hin, dass Aufnahmen aus der Sperrzone illegal seien. Im Falle einer Veröffentlichung wurde ihnen ein Ordnungswidrigkeitsverfahren und ein Bußgeld von 5.000 Euro angedroht. Stattdessen wurden den Medien Fotos angeboten, die ein Fotograf im Auftrag der Behörden gemacht hatte.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) in Niedersachsen übte scharfe Kritik an dem Vorgehen. „Bei allem Verständnis für Sicherheit und Naturschutz darf die Berichterstattung bei polizeilichen Maßnahmen nicht komplett unterbunden werden“, sagte Landesgeschäftsführerin Christiane Eickmann.

Saipa und Dornieden erklärten, sie hätten die Situation „im Hinblick auf die Arbeit der Pressevertretungen falsch eingeschätzt“. Beiden Kreisverwaltungen sei „viel daran gelegen, die Öffentlichkeit gemäß ihrer gesetzlichen Verpflichtung transparent und umfassend mit Informationen sowie weiteren Medieninhalten zu versorgen“.

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32 Kommentare

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  • Ich war zu Beginn der 90er auf so einem Rainbow Gathering in Irland.



    Auch irgendwo in einem Mittelgebirge ich meine südlich von Dublin.



    Den genauen Ort weiß ich nicht mehr.



    Eigentlich eine feine Sache fand ich damals.



    Nervig waren aber abertausende von winzigen Mücken, die jeden Abend in der Dämmerung aus den Waldrändern aufstiegen, uns heimsuchten und dann wieder verschwanden.

  • Die sind ja auch größtenteils mit Autos angereist, haben verbotenerweise Wege befahren wie sie wollten und gegen alle nun mal in Landschaftsschutzgebieten geltenden Auflagen verstoßen. Die Auflagen sind bekannt und vor Erwachsenen, die zumeist über einen Führerschein verfügen, kann man ausgehen, dass sie lesen können.



    Die Beispiele aus dem Ausland kann man getrost vergessen, wenn man sich dort in der Wüste trifft oder man sich nicht wirklich für Naturschutz interessiert ist das nicht unsere Sache.



    Warum treffen die sich nicht bei einem ihrer Mitglieder zuhause, bestimmt wird auch einer ein großes Grundstück haben, dort können die dann alles verwüsten und gut ist.

  • "Mitte August hatte die „Rainbow Family“ in einem Landschaftsschutzgebiet zwischen Bad Grund und Buntenbock Zelte aufgestellt, Hängematten aufgespannt, eine Küche aufgebaut und Feuerstellen angelegt."

    "Die Vollmondnacht vom 19. auf den 20. August wollten die Rainbow-Leute an einem großen „Ritualfeuer“ feiern."

    Was für ein Mangel an Verstand ist eigentlich notwendig, um mitten im Hochsommer in einem Waldgebiet offene Feuer zu betreiben?

  • Hier clashen Kulturen aufeinander:



    Ordnungspedantische Behörden und freiliebende und teils achtlose Hippies. Wie soll das funktionieren?

    Die Taz steht dazwischen und schlägt sich diesmal mehr auf die Seiten der Behörden, da sie ihre eigene Zwanghaftigkeit noch nicht überwunden hat und die freiliebihleit und unbeschwertheit der "Hippies und freaks" zu sehr daran erinnert .



    Einfach mal frei und unbeschwert sind, das wünscheb sich die Autor*innen doch, geht aber nicht, müssen Welt retten anstatt sich selbst.

    Nächstes mal geht's dann wieder mehr gegen die Behörden, wenn sie ihnen dann doch zu zwanghaft und Regelkonform sind und ein Wirken behindert das im Rahmen ihres Weltbildes ist.

    Das alte Spiel verschiedener Bewusstseinsebenen, always interesting to watch.

    Saludos

  • Ziemlich einseitige Berichterstattung hier.



    Hat sich jemand von der taz selbst ein Bild gemacht oder wird hier nur versucht ein Bild zu zeichnen?



    Alleine der Anfang "Jahrestreffen von Freaks und Hippies". Finde ich eine ziemlich heftige und nicht gerade neutrale Berichterstattung.

    • @Wolfgang Peters:

      Freak ist in dem Kontext nicht unbedingt negativ konnotiert, sondern sogar eine Eigenbezeichnung.

  • Diese wirklich friedlichen Versammlungen klappen überall in Europa ausser in Deutschland und Russland. Interessant...

    • @drusus:

      In USA kam es wohl mehrfach zu Gewaltvorfällen und die Native Americans sind von den Vereinnahmungen ihrer Kultur eher nicht begeistert.

      • @aujau:

        Ich schrieb Europa, nicht USA.

  • Hat sich jemand schon mal mit den Rainbow Prinzipien befasst? Es gibt ebenfalls strenge Regeln, was Müll angeht. Gibt es Bilder vom Müll? Ich meine damit nicht den gesammelten Müll, denn der fällt überall an wo Menschen nicht mehr Autark leben, sondern der Müll der angeblich überall rumliegen soll. Mich hebt es schon, wenn ich manchmal die Berge der gelben Säcke sehe, welcher ein einziger Haushalt in Deutschland produziert.

    Auch der Umgang mit den eigenen Ausscheidungen ist geregelt. Es gibt extra dafür vorgesehene Orte, für die es verantwortliche Personen gibt. Ein bedachtes System, in dem beispielsweise Holzstücke, Blätter, Sand und Asche eingesetzt wird, führt dazu, dass die Ausscheidungen, sobald verschlossen, sich unter der Erde schneller zersetzen.

    Was glauben manche Menschen eigentlich wie wir noch vor einigen 1000 bzw. 100 Jahren gelebt haben? Da gab es ebenfalls sogenannte "Shit-Pits". Kläranlagen sind Produkte der Erkrankungsgesellschaft und nehmen dem Kreislauf der Erde wichtige Nährstoffe weg. Stattdessen nehmen wir im besten Fall Ausscheidungen anderer Tiere (ist auf einmal nicht mehr eklig) und spritzen unsere Felder so lange, bis sie Tot sind.

    Rainbow=Native life

    • @Arthem Ganz:

      Ich war nicht da, kann mir also kein Urteil erlauben.

      Aber nur, weil es Regeln gibt, heißt das noch lange nicht, daß sich die Menschen daran halten.

      Kann man in den Siedlungen jener Menschen, die "nicht mehr autark leben" immer wieder beobachten. Da liegt viel Müll in der "Kulturlandschaft" rum, sonst gäbe es die "Dreck-Weg-Tage" nicht.

      Warum soll das bei manchen "Rainbow-Leuten" nicht auch so sein? Sind doch auch nur Menschen.

      Natürlich könnten Sie nun einwenden, daß die ganze Sache nur von den Spießern der Kreisverwaltung aufgebauscht worden ist, um das Festival in Verruf zu bringen.

      Aber da bewegen Sie meiner Ansicht nach sich in der Grauzone zu Verschwörungstheorien, und da "hebt es" mich dann.

    • @Arthem Ganz:

      " Kläranlagen sind Produkte der Erkrankungsgesellschaft und nehmen dem Kreislauf der Erde wichtige Nährstoffe weg. "



      Genau, der Klärschlamm wird ja auch im Weltraum entsorgt, sonst wäre er ja nicht weg von der Erde.



      Vielleicht informieren sie sich mal, warum man Kläranlagen betreibt und was an Choleraepedemien so unschön war und warum in dicht besiedelten Ländern nicht jeder in den Wald kacken kann. Selbst im alten Rom und anderen Hochkulturen hat man schon nicht mehr in den Wald gekackt.

  • Oh, und noch was: "tonnenweise Notdurft". Bei 1500 Teilnehmer*innen macht das 666-und-zwo-Drittel Kilo pro... sagen wir Nase.

    Bei drei Wochen also etwas über 30kg pro Person und Tag.

    Gesegnete Verdauung, diese Hippies!

    • @tomás zerolo:

      Eine Tonne sind 1000 Kilogramm. Keine Ahnung, was sie da rechnen, aber jeder der 1500 Hippies braucht nur 666 Gramm herausdrücken. Schon ist die erste Tonne Kacke am Dampfen.

    • @tomás zerolo:

      Na, da rechnen wir vielleicht besser noch einmal nach...

    • @tomás zerolo:

      Da stimmt was in deiner Rechnung nicht. Selbst wenn ich abrunde auf 1000 Häufchen pro Tag sind das bei ballaststoffreicher Ernährung locker eine viertel Tonne (250 kg) täglich. Macht auf 3 Wochen 5 Tonnen.

    • @tomás zerolo:

      wooosh. Der Witz geht an mir vorbei. erklär mal.

    • @tomás zerolo:

      Bei 1500 Hippies komme ich auf ca 9 Tonnen Stuhlgang innerhalb eines Monats.



      Das ist eine erstaunliche Menge Kot fuer so eine Lichtung im Harz.

  • Man kann aus einer Mücke einen Elefanten machen liebe Kreisverwaltungen.

    • @pablo:

      Oder aus einem Elefanten eine Mücke.



      Wenn etwas nicht erlaubt ist, soll man dass dann trotzdem machen dürfen? - womit endet dann das nicht erlaubte und wer setzt die Grenzen des erlaubten?

      Ich glaube, es ist eher ein Problem einer Gesellschaft, die sich nicht an einfachste Regeln halten können. - Ein Naturschutzgebiet hat schon seinen Zweck und dieser dient nicht der Störung oder Zerstörung dieser Flächen durch egoistische Menschen.

  • Die Behinderung der Presse durch Behörden dürfte grundgesetzwidrig gewesen sein. Ich hoffe, die Betroffenen klagen dagegen.

    • @Aurego:

      Schön, dass das das Einzige ist, was Sie am Verhalten aller Beteiligten stört.

      • @JEDERHATSEINEMEINUNG:

        Wie weist man deutsche Behörden sonst auf ihr Fehlverhalten hin außer durch eine gewonnene Klage? Was kümmert es die Störer, wenn uns ihr Verhalten einfach nur stört oder wir es inakzeptabel finden?

      • @JEDERHATSEINEMEINUNG:

        Nunja “Leben heißt auswählen!“



        wußte schon Tucho - 🙀🥳🤣 - But.



        Is doch klar - Wer hier der Empöronkel is! Wollnichwoll!;))

        • @Lowandorder:

          So hat halt jeder seine Meinung. Sie sind für die unberechtigte "Nutzung" eines Landschaftsschutzgebietes...ich finde das halt nicht ganz so toll. Wollnichwoll ;))

          Und darauf noch ein paar der so heiß geliebten Emojis 😂😳🥳🤒🙈🙉🙊😹🙀👍👌😁

          • @JEDERHATSEINEMEINUNG:

            Nachklapp wg Netti⛓️verzögerung

            “Sie sind für die unberechtigte "Nutzung" eines Landschaftsschutzgebietes...“ Hä?

            Sorry - aber wie kommse denn auf das schmale Brett?



            👓Brille verlegt? - oder was!

            unterm—-btw



            Steht da nicht - käme mir auch nicht in den Kopp. War etliche Jahre für UmweltschutzR als VerwR in Westfälisch Sibirien zuständig.

            • @Lowandorder:

              Zelten ist in praktisch jedem Landschaftsschutzgebiet verboten. Ob das immer sinnvoll ist, ist eine ganz andere Frage.

              • @Plonitalmonit:

                Ooch nö - nich schonewieder 👓 verlegt!

                Die Einhaltung der rechtlichen Regelungen - ich wiederhol mich - für mich a professione - zB Zelten dort -



                Normal.



                &



                Die Behörde hat aber - sind wie hier Verstöße zu konstatieren! Was ua wie Recht&Gesetz einschließlich GG zu beachten?!



                Ich weiß - Sie haben‘s erraten! Wollnich



                In der Abwägung zwingend das/den - eben!



                “…Btw - Verhältnismäßigkeitsprinzip -



                Ist ein Verfassungsgrundsatz! Get it? Fein“ s.u. - zu beachten!



                &



                Das hat die Behörde offenbar klug gemacht.



                Soweit das von außen beurteilt werden kann! Woll



                Ps derartige Entscheidungen sind btw gerichtlich voll überprüfbar.



                .

  • Eine ganze Gruppe zeigt dem Rechtsstaat den Stinkefinger und kommt damit durch, findet bei bestimmten Leuten und Presseorganen sogar noch Wohlwollen!

    Völlig rätselhaft und unverständlich, warum Parteien, die nach law und Order verlangen, so erfolgreich sind.

    • @Oriolus:

      Ist halt eine sympathischere Truppe als die üblichen Verdächtigen die dem Rechtsstaat die kalte Schulter zeigen, von Scholzens Cum-Ex Kumpels, über VWs Softwarepiraten, den Bankenkrislern oder wasweissich.

    • @Oriolus:

      Btw - Verhältnismäßigkeitsprinzip -



      Ist ein Verfassungsgrundsatz! Get it? Fein

      kurz - Nehme an - daßse trotz schwer auf dicke Hose - lieber in einem Rechtsstaat - statt in einer Räuberhöhle leben wollen! Dachts mir.

      unterm——servíce —-



      de.wikipedia.org/w...3%9Figkeitsprinzip



      & tüsk



      de.wikipedia.org/w...nzip_(Deutschland)



      “…Als rechtsstaatliches Prinzip ist der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit für jede hoheitliche Gewalt verbindlich.[2] Mit dem Grundsatz sollen Konflikte, die Interessen und Freiheiten mit sich bringen, zu einem schonenden Ausgleich gebracht werden. Dabei ist zu gewährleisten, dass beide nicht mehr als nötig eingeschränkt werden.…“

      kurz - sine ira et studio - dann klappt dess scho - 🙀🥳🧐 -