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Bilanz des KlimagipfelsEinmal tief Luft holen

Joe Bidens Klimagipfel wird die CO2-Emissionen nur geringfügig reduzieren. Am ersten Tag wurde kaum über Finanzhilfen gesprochen.

Gestern und morgen nah beieinander – Braunkohlekraftwerk Niederaußem und Windräder Foto: picture alliance/dpa/Federico Gambarini

Berlin taz | Wenn alle Länder ihre Zusagen einhalten, die sie beim Klimagipfel von US-Präsident Joe Biden gemacht haben, bedeutet das eine kleine Verschnaufpause für die Erderhitzung. Auf bis zu 3,7 Milliarden Tonnen weniger CO2-Emissionen in 2030 bezifferte am Freitag eine erste Analyse des Rechenmodells „Climate Action Tracker“ das vorläufige Ergebnis der zweitägigen Konferenz. Damit stieße die Welt aber in 2030 immer noch etwa 24 Milliarden Tonnen zu viel aus, um die Erderwärmung 2100 unter 1,5 Grad zu halten.

Das ist das ernüchternde Fazit des groß angelegten Gipfels, zu dem die USA 40 Staats- und Regierungschefs eingeladen hatten. Zwei Tage lang diskutierten Biden und seine Mitarbeiter mit VertreterInnen von Unternehmen, Staaten und der Zivilgesellschaft. Neben den USA kamen auch Japan, Kanada, Südkorea, Großbritannien und die EU mit neuen Klimaplänen zum virtuellen Treffen.

China sagte erstmals zu, seinen Kohleverbrauch nach 2025 zu senken, Indien bekräftigte seine gigantischen Ausbaupläne für Solarenergie. „Die Lücke zwischen dem Ziel und den Plänen ist noch riesig“, sagte Niklas Höhne vom Thinktank NewClimate Institute, „aber der Gipfel hat neuen Schwung gebracht. Die USA sind wieder da und führen zum ersten Mal die Welt an.“

Das zeigt auch eine Analyse des Öko-Instituts. Demnach ist das US-Ziel, bis 2030 die CO2-Emissionen gegenüber 2005 zu halbieren, etwa so ehrgeizig wie das EU-Ziel von minus 55 Prozent gegenüber 1990. Und da die USA 2035 zu 100 Prozent Ökostrom nutzen wollen, sei das US-Ziel sogar stärker. Die Pläne seien „ein Meilenstein“, hieß es, aber jetzt käme es darauf an, sie umzusetzen. „Papier ist geduldig, das Klima ist es nicht.“

Ungeduldig ist auch der globale Süden. Dass auf dem Gipfel am ersten Tag kaum über Finanzhilfen gesprochen wurde, sorgte bei Entwicklungsländern für großen Unmut. Die Klima- und Coronakrise drängten die Staaten immer weiter in die Schuldenfalle, hieß es. Sheikh Hasina, Premierministerin von Bangladesh, erklärte, ihr Land bringe inzwischen 2,5 Prozent seiner Wirtschaftsleistung für Klima-Anpassung auf, das Geld fehle anderswo.

Die Entwicklungsorganisation Germanwatch forderte deshalb, die Industriestaaten müssten bei der Finanzierung zulegen. Deutschland solle bei den Petersberger Klimagesprächen Anfang Mai mit einer Verdopplung der Hilfen von bislang jährlich 4 Milliarden Euro vorangehen.

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