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Beweglichkeit älterer HerrenDie fitten Jahre sind vorbei

Es bleibt nur wenig Zeit, die ich halbwegs beweglich auf dem Fußballplatz hätte zubringen können. Und dann grätscht mir die Pandemie ins Wadenbein!

Ich steh im Tor. Und Sie dahinter Foto: imago

D ie jungen Leute, heißt es jetzt immer, haben es wegen Corona am schwersten. Sie können nicht feiern, blablabla, ihre Jugend wird vernichtet, heulheulheul. Selbst 1945 hätten sie wenigstens noch als Flakhelfer zu mehreren Haushalten an die frische Luft gedurft. Dabei bin am Ende doch bloß wieder ich es, der die größte gesellschaftliche Last zu tragen hat. Denn von der Öffentlichkeit unbeachtet läuft meine letzte Zeit als Fußballspieler tatenlos herunter. Mannschaftssport ist verboten.

Andropause

Der alternde Mann hat es weniger leicht, als viele denken. Die Hormone spielen verrückt, der Andropausen­clown versteht die Welt nicht mehr. Die Frau ist weg, und sein bester Freund ist der Urologe. Alle Folgen der Kolumne "Andropause" gibt's hier.

Es gibt auch noch andere alte Spieler. Aber die können Fußball spielen, und mussten ihre Mängel nie wie ich durch körperlichen Einsatz kompensieren. Doch auch das vermag ich nun nicht mehr zu leisten. Die anderen sind ja sehr lieb. Sie lassen sich nichts anmerken. Weder Mitleid noch Unmut oder Ungeduld. Weil ich ja das Spiel verschleppe und zerstöre.

Nur einer hat mir mal als gut gemeintes Zeichen das Wadenbein gebrochen. Ich habe trotzdem weitergemacht. Das Wadenbein ist nicht wichtig.

Aber ich bin schwach. Es geht zu Ende. Zwei, drei Jahre gebe ich mir noch, bestenfalls, wenn alles gut läuft. In einem Umschlag werde ich mein Vermächtnis hinterlassen: Wer meinen Platz auf der Ersatzbank bekommen wird, und wer den im Ältestenrat.

Der Körper ist definiert, fragt sich nur wie

Neuerdings habe ich immer wieder diesen Traum: Ich stehe im Trikot auf einem Fußballplatz. Es ist ein Naturrasenplatz, für uns Berliner Hobbyspieler ein ungewohnt schwerer und langsamer Untergrund. Mit dem Ball am Fuß habe ich nur noch das gegnerische Tor vor mir, kein Gegenspieler ist weit und breit zu sehen. Doch so sehr ich mich abmühe, komme ich keinen Schritt voran, als stünde ich in einem tiefen Sumpf. Untenrum Brei. Ich schwitze. Ich bin auch irgendwie sehr klein. Der Platz erscheint mir endlos lang, das Tor so fern. Dann wache ich auf.

„Ein alter Mann ist ein D-Zug“, deutet mein Urologe und Traumverwalter Zbigniew diesen Traum, „aber ein junger Mann ist ein ICE.“ Er sieht hier einen unverarbeiteten inneren Kampf des Verfalls mit der Eitelkeit. Denn natürlich bin ich eitel. Da mich aufgrund meiner prominenten Nebentätigkeit als Nacktmodell für Granu Fink die Mehrheit der Leser auch unbekleidet kennt, wissen sie, dass ich nach wie vor einen überaus definierten Körper habe. Nur die Definition hat sich mit der Zeit gewandelt.

Es gelingt mir leider nicht immer, das aktualisierte eigene Bild vor Augen zu haben, diesen wurmstichigen Sarg aus Fleisch, der einst ein knackiges Bübchen war. Oft denkt man innen jung, und ist dabei doch außen alt. Der verzweifelte Last-Minute-Körperkult des alternden Mannes ist wie das bittersüße Abendlied eines sterbenden Vogels.

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Uli Hannemann
Seit 2001 freier Schreibmann für verschiedene Ressorts. Mitglied der Berliner Lesebühne "LSD - Liebe statt Drogen" und Autor zahlreicher Bücher.
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6 Kommentare

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  • "und mussten ihre Mängel nie wie ich durch körperlichen Einsatz kompensieren. Doch auch das vermag ich nun nicht mehr zu leisten."

    Das erinnert mich stark an einige reifere Herren aus verschiedenen Betriebssportmannschaften, die diesen Nachteile durch, wie sie sagten "robustes Spiel" ausglichen. Einer hat es mal geschafft, mir den Schienbeinschoner kaputt zu treten, gibt wunderschöne Blutergüsse und auch Männer weit jenseits der 40, können dich bei Ecken anspringen, als wäre das kein Fußballfeld, sondern ein Oktagon, Knie vorraus, die tun sich eben nur selbst auch weh...

    Also, schon mal überlegt da mitzumachen? ;-)

    • @Sven Günther:

      Ja - diese “verhinderten Kreismeister“!



      Ein Greul für jeden Sportiven.

      unterm——-



      “Mein Gott - diese älteren Herren nerven echt. Versuchen überstrapaziert mit zuhalten mit schwerer Bugwelle.



      Naja - nach 1 1/2 Bahnen 🏊‍♀️ is das durch



      Aber die wachsen nach! 😡 “



      Eine Lieblingskollegin - die jetzt auch in die Ruhestandsgrade einbiegt.



      Langstrecke Modell Aal. Kommt nach 1000 m immer noch nicht ins Schwitzen.



      (Daß ich mal nen permanent ruffenden Kollegen elegant jenseits des Rasens ins frische Henkelstadion befördert habe - wird der ehrgeizzerfressene Kommunalabgabenpapst in Berlin später Leipzig wohl nicht mehr erinnern!;)

      • @Lowandorder:

        Apropos Aal.



        Da habe ich es leichter.



        Als älterer Schwimmer falle ich nur auf, auf der Bahn, wenn ich an der Überlaufrinne hänge.

        • @Ringelnatz1:

          Dem kann ick mir nur anschließen 🛁🏊‍♂️🛁

  • Hättense mal Eichhörnchen gelernt, junger Mann...

    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Ja. Da is was dran - Uli.

      “… , der einst ein knackiges Bübchen war. Oft denkt man innen jung, und ist dabei doch außen alt.“ Aber Hallo.



      & dess sogar schon wenig vor 1945 -



      “Hör auf - meiner. 18 Jahre!



      Total verkalkter Hund!“



      Tja - Uli - so kann eitelmann sich täuschen - wa!



      (Zwei Hitlerjungen über ihre Fähnleinführer inne StraBa Halle/Saale)



      & richtig 🐿 - das wärs gewesen.



      ”Eigentlich würd ich ja sagen - das issen 🐿 ! Aber so - wie ich den Laden hier kenne - Isses sicher wieder das hillich Herzjesulein!“ Na! Das! Hätte geputzt!!



      Tja - Typisch Uli - Hätte Hätte - 🚲 Kette!