Beschwerden über Prüfungsaufgaben: Mathe-Abi war wirklich zu schwer
Nach Protesten dürfen in Hamburg einige Schüler zur Abi-Nachprüfung in Mathe. Die Prüfungsergebnisse aus den anderen Ländern im Norden fehlen noch.
Hamburg taz | Wegen des diesjährigen Mathe-Abiturs gab es bundesweit Protestpetitionen. Hamburg hat jetzt als erstes Bundesland eingeräumt, dass die Aufgaben in der Summe „für die Bearbeitungszeit zu umfangreich“ waren. Diese Aussage betrifft all jene 1.200 Schüler, die die Prüfung auf Grundkursniveau schrieben. Für die ebenfalls rund 1.200 Hamburger, die Mathe auf Leistungskursniveau schrieben, gilt das Eingeständnis nicht.
Die Noten für die Klausur trudeln bis Dienstag bei den Schülern ein. Es sei damit zu rechnen, dass sie eine ganze Note schlechter ausfallen als die bisher übliche Durchschnittsnote von 3,1 bis 3,4, teilt Schulbehördensprecher Peter Albrecht mit. Sie würden die Gesamt-Abi-Note jedoch nur geringfügig um 0,083 verschlechtern, also statt Abi-Note 2,3 dann 2,38. Die Prüfung wird denn auch voll gewertet, allerdings dürfen alle, die es möchten, sich mündlich prüfen lassen, um ihre Note zu verbessern.
Bisher war dies nur erlaubt, wenn die Abi-Klausur vier Punkte von der bisherigen Kursleistung abwich. „Wir gehen davon aus, dass sich die Hälfte prüfen lässt“, sagt Albrecht. Als Konsequenz müsse das ganze Verfahren auf Kultusministerebene „noch mal auf den Prüfstand“.
Die 16 Länder streben bis 2021 ein verpflichtendes Zentralabitur an. Spätestens dann sollten alle zu 100 Prozent die Aufgaben aus einem zentralen „Pool“ ziehen, in welches die Länder zuvor Aufgaben hineingeben. Hamburg verwendete als einziges Land schon jetzt 100 Prozent Pool-Aufgaben.
Weil jedes Land andere Aufgaben zieht, sind die Prüfungen verschieden. Auch Bremen nahm fast alle Aufgaben aus dem Pool, stellte aber auch eine eigene. Die Korrektur der Klausuren seien noch nicht fertig, teilt eine Sprecherin der Schulbehörde mit.
Freude über zusätzliche Prüfung hält sich in Grenzen
Auch in Schleswig-Holstein, wo rund 5.600 Abiturienten Mathe-Abi schrieben, liegen erst 80 Prozent der Ergebnisse vor. Hier stammten nur zwei Drittel der Aufgaben aus dem Pool. Es gebe „bisher keine Abweichung vom Notenbild der letzten Jahre“, sagt ein Sprecher des Kultusministeriums. Auch in Niedersachsen, wo eine Beschwerdepetition 13.279 Unterstützer fand, nimmt das Kultusministerium die Hinweise „ernst“, so eine Sprecherin. Die Überprüfungen stünden „kurz vorm Abschluss“.
Von Schülern ist zu hören, sie seien froh, dass Hamburg überhaupt reagiert habe, aber nicht glücklich mit der mündlichen Prüfung. „Das bedeutet noch mehr Stress im Abitur“, kritisiert auch die Linken-Schulpolitikerin Sabine Boeddinghaus. Hamburg müsse fürs nächste Jahr „sicherstellen, dass das nicht wieder passiert“.