Bertelsmann-Studie zur AfD: Wie rechts ist die AfD?

Eine neue Studie zeigt: Rassismus ist der Markenkern der AfD. Viele ihrer WählerInnen bleiben ansprechbar für demokratische Parteien.

Abgerissene Plakate mit AfD Logo liegen auf dem Boden

Mehr als die Hälfte der AfD-WählerInnen ticken latent oder offensichtlich rechtsextrem Foto: Sachelle Babbar/imago

Die AfD kannte lange nur eine Richtung: nach oben. Bei fast jeder Wahl gewann sie hinzu. Egal wen sie aufstellte, egal welche Skandale sie produzierte, egal wie rechtsextrem sie redete – sie hatte Erfolg. Diese Ära scheint sich ihrem Ende zu nähern. Bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz wird die AfD wohl weniger glänzend abschneiden. Wir werden dann erstmals rechte Spitzenkandidaten erleben, die erklären müssen, warum der Höhenflug der AfD vorbei ist. Das bedeutet keine Entwarnung: Auch 10 Prozent für die AfD sind viel.

Die neue Bertelsmann-Studie über die Klientel der AfD erhellt, warum es mit der Hausse der Partei vorbei ist. Mehr als die Hälfte ihrer WählerInnen ticken latent oder offensichtlich rechtsextrem – mit bemerkenswerten Schwerpunkten. Es ist erschreckend, dass 13 Prozent die NS-Zeit verherrlichen. Aber die ideologische Bindungskraft der Rechtspopulisten ist weder der Antisemitismus noch die Neigung zur Diktatur. Sondern: Ausländer raus. Zwei Drittel der AfD-Sympathisanten finden, dass uns Ausländer ausnutzen, bedrohen und dass sie bei Gelegenheit wieder verschwinden sollten. Dieser Kitt hält die AfD zusammen.

Migration war nach dem Flüchtlingsherbst 2015 Grund für ihren Aufstieg, das Verschwinden des Migrationsthemas ist nun Grund für die Stagnation der Rechten. Trump’sche Verschwörungsthesen über gestohlene Wahlen oder das Bündnis mit CoronaleugnerInnen sind bemühte Versuche, Ersatz für den Erfolg mit xenophoben Affekten zu finden. Die AfD lebt von der Skandalisierung der Migration.

Können demokratische Parteien AfD-Wähler zurückholen? Ein Viertel hat ein geschlossen rechtsextremes Weltbild. Interessanter ist jedoch, dass 44 Prozent der AfD-Sympathisantinnen nicht rechtsextrem denken, auch nicht latent. Die demokratischen Parteien haben also die Chance, das Bündnis von Konservativen und ProtestwählerInnen mit Rechtsextremen, das die AfD im Kern ausmacht, aufzulösen. Das wird schwierig. Aber die Studie zeigt: Es wäre möglich.

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Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.

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