Berliner Schulmensa ohne Tische: Bitte mehr Pausenbrot mitgeben

An der Kreuzberger Lemgo-Grundschule werden die Tische für die neue Mensa nicht geliefert. Viele Schü­le­r*in­nen bekommen deshalb kein warmes Essen.

Manchmal lecker, wenigstens lauwarm: Schulessen in Berlin Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jens Kalaene

BERLIN taz | Jedes Kind soll in Berlin die Chance auf ein warmes Mittagessen haben, deshalb gibt es die praktische Erfindung namens Schulmensa. Ob die tägliche Dosis Spirelli nun zerkocht sind – sei’s drum, zumindest weiß man: Die Kinder haben mittags etwas mindestens Lauwarmes vorgesetzt bekommen. Das schnelle Käsebrot abends geht damit in Ordnung. Und Kinder, deren Eltern wenig oder gar nichts verdienen, profitieren davon, dass Grund­schü­le­r*in­nen in Berlin kostenfrei essen. In Zeiten von Inflation und Energiekrise ist das mehr denn je eine soziale Frage: eine Frage von Teilhabe.

Es ist also keine Lappalie, wenn das warme Mittagessen nicht stattfinden kann – zum Beispiel, weil die Tische für die neue Mensa fehlen. Dieses Problem hat derzeit die Schulleitung der Kreuzberger Lemgo-Grundschule. Zwar ist seit dem Frühjahr ein neues Mensagebäude auf dem Schulhof einsatzbereit – allein, das bestellte Mobiliar kommt nicht an. „Mehrere angekündigte Liefertermine wurden leider nicht eingehalten“, schreibt Schulleiterin Christina Albert. „Mit dem Bezirk stehen wir zu diesem Sachverhalt im Austausch.“

In dem alten Mensagebäude der Schule gibt es zwar noch Tische und Stühle – dafür aber zu wenig Platz. Also gibt es jetzt ein Rotationssystem: Einige Wochen lang durften die älteren Jahrgänge warm essen, gerade sind bis zu den Herbstferien die jüngeren dran. Der Rest bekommt etwas, das sich „Kaltverpflegung“ nennt und meistens aus einem Brötchen und etwas Obst besteht. Die Kinder sollten vorerst bitte „etwas mehr Essen von zu Hause mitbekommen“, schreibt die koordinierende Erzieherin in einer Mail an die Eltern.

Im Schneidersitz essen geht nicht

Die Eltern sind sauer. „Einen Tag mal kein warmes Essen ist okay, aber wenn das wochenlang so geht, finde ich das schwierig“, sagt eine Mutter. Derzeit ist unklar, wo die Tische sind – und ob sie wenigstens bis zu den Herbstferien, die in drei Wochen beginnen, noch auftauchen. Schulstadtrat Andy Hehm­ke (SPD) sagt, insgesamt seien Lieferschwierigkeiten „seit der Pandemie durchaus häufiger geworden“.

Nun könnte man ja in der Not auch auf Ideen kommen, haben sich die Eltern gedacht: die Nudeln im Klassenraum verspeisen, oder im Schneidersitz auf dem neuen Mensafußboden. Oder einfach Bierbänke aufstellen? Geht nicht, habe die Schulleitung bedauernd gesagt – haftungsrechtliche Gründe.

Bleibt noch die Frage: Warum haben Berliner Schulen überhaupt zu kleine Mensen? Gute Frage. Die Schulbauoffensive, übrigens das größte Investitionsvorhaben dieser und der letzten Regierungskoalition, sie bleibt eine Großbaustelle.

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