piwik no script img

Berliner Linken-FraktionNoch eine will nicht mehr

Die Hälfte der Linken-Fraktion im Abgeordnetenhaus tritt bei der Wahl 2026 nicht mehr an. Nun gehört auch Co-Chefin Anne Helm zu dieser Gruppe.

Anne Helm, die Chefin der Linksfraktion, will anders als ihr Co-Chef Tobias Schulze 2026 nicht mehr fürs Parlament kandidieren Foto: Soeren Stache/dpa
Von Stefan Alberti aus Berlin

Zu den vielen langjährigen Parlamentariern der Linken-Fraktion, die bei der Abgeordnetenhauswahl 2026 nicht wieder antreten wollen, gehört jetzt auch Anne Helm, seit fünf Jahren Co-Fraktionsvorsitzende. Das bestätigte Fraktionssprecher Thomas Barthel am Dienstag auf taz-Anfrage.

Bereits Anfang Januar hatte Helms Co-Chef Tobias Schulze bei der Fraktionsklausur in Leipzig gegenüber der taz geschätzt, dass nur etwa die Hälfte der aktuell 20 Abgeordneten erneut kandidieren werde. Dazu gehören zum einen die früheren Senatsmitglieder Elke Breitenbach, Klaus Lederer und Sebastian Scheel. Sie haben die Linkspartei bereits im Oktober 2024 verlassen, weil sie sich aus ihrer Sicht zu wenig gegen Antisemitismus stellte, gehören der Fraktion aber weiter an.

Zum anderen ist unter denen, die nicht mehr kandidieren, auch Steffen Zillich zu finden. Er ist aktuell wie seit vielen Jahren das prägende Gesicht seiner Fraktion in Haushaltsdebatten im Parlament.

Anne Helm hatte der taz Anfang Juli noch gesagt, sie sei in Gesprächen über eine Kandidatur. Die führten offenbar zu keinem für Helm zufriedenstellenden Ergebnis. Helm hatte sowohl der Linkspartei wie der Fraktion erst vier Jahre angehört, als sie 2020 neue Co-Vorsitzende in der Doppelspitze der Fraktion wurde. Bis Juni 2024 war ihr Co-Chef Carsten Schatz, auf ihn folgte Tobias Schulze.

Bekannte Stimme als Synchronsprecherin

Die in Rostock geborene 39-jährige Helm war vor ihrer Zeit bei der Linkspartei von 2009 bis 2014 Mitglied der Piratenpartei. Bei ihren Reden im Plenarsaal des Abgeordnetenhauses profitierte sie stimmlich stark von ihrem zweiten Arbeitsfeld: Schon als Kind war sie als Synchronsprecherin tätig.

Überregionale Aufmerksamkeit erregte Helm bereits 2014. Da hatte sie mit einer anderen Frau am Jahrestag der Bombardierung Dresdens oben ohne demonstriert, auf dem entblößten Oberkörper die Worte „Thanks Bomber Harris“. Diese Danksagung an den so betitelten damaligen Oberkommandierden der britischen Luftwaffe, Arthur Harris, der den Angriff auf Dresden am 13. Februar 1945 angeordnet hatte, löste Empörung und Morddrohungen gegen Helm aus. In einer folgenden Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln, der Helm damals angehörte, distanzierte sie sich und sagte: „Ich bedaure meine Aktion in Dresden. Es liegt mir fern, die Opfer des Zweiten Weltkriegs und ihre Angehörigen zu verunglimpfen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare