Berliner Abgeordnetenhaus und Miete: Neuer Anlauf für Mietendeckel
Nach dem Scheitern vor dem Verfassungsgericht beschließt das Berliner Abgeordnetenhaus eine Bundesratsinitiative. So soll der Deckel doch noch möglich sein.
Konkret strebt die Initiative an, es Ländern und Kommunen zu ermöglichen, „von den Regelungen des sozialen Mietrechts des Bürgerlichen Gesetzbuchs zur Miethöhe bei Mietverhältnissen über ungebundenen Wohnraum auf angespannten Wohnungsmärkten mietpreisbegrenzend abzuweichen“.
Der Vorstoß der Koalition stützt sich darauf, dass das Verfassungsgericht sich in seinem Urteil allein auf die Gesetzgebungskompetenz beschränkte und sich nicht dazu äußerte, ob es inhaltlich verfassungsgemäß ist, Mieten wie vorgesehen über fünf Jahre einzufrieren und sogar abzusenken. „Der Mietendeckel wurde entsorgt, aber die Idee bleibt erhalten, in Berlin und darüber hinaus“, sagte die Linkspartei-Abgeordnete Gabriele Gottwald.
CDU: Deckel auch inhaltlich verfassungswidrig
Evers, auch Generalsekretär der Berliner CDU, sah das ganz anders: Viele Gutachten hätten schon im Vorfeld belegt, dass der Mietendeckel auch inhaltlich scheitern würde. Statt die Ursachen der Wohnungsnot zu bekämpfen, treibt die Koalition aus seiner Sicht weiter einen Keil zwischen Mieter und Vermieter. „Sie würden in einer Hungersnot auch die Bauern von ihren Feldern vertreiben“, sagt der CDU-Abgeordnete.
Bausenator Sebastian Scheel (Linkspartei) ist der Darstellung entgegengetreten, die landeseigenen Wohnungsunternehmen könnten bei einem auf sie bezogenen Mietendeckel aus dem Mietspiegel herausfallen, was einen Mietanstieg zur Folge hätte. „Das ist Unsinn“, sagt Scheel, „das sind sogenannte Fake News.“
Die Brandschutzbegehung in der Rigaer Straße 94 ist laut SPD-Mann Frank Zimmermann für den 17. Juni angesetzt. Die Bewohner des Hauses sollten die Durchführung der gerichtlich angeordneten Maßnahmen ermöglichen – es gehe nicht um Räumung. (sta)
„Hören Sie auf zu behaupten, wir würden den Mieterinnen und Mietern schaden“, konterte die Grüne Katrin Schmidberger. Dass ein Deckel nötig sei, „ist schon lange erkennbar“. Jüngst habe sich auch der Chef des Immobilienkonzerns Vonovia für eine Atempause auf dem Wohnungsmarkt ausgesprochen. „Das war taktisch kalkuliert und durch Druck der Mieter erzeugt“, sagte Schmidberger, „aber immerhin hat er erkannt, dass es so nicht weitergehen kann.“
Für die SPD betonte Ülker Radziwil, dass CDU-Chef Kai Wegner, der ja im Herbst Regierender Bürgermeister werden wolle, ein „Haupttreiber gegen den Mietendeckel“ gewesen sei. Die Berliner, die in Umfragen für einen Mietendeckel seien, würden sich sehr gut überlegen, ob sie so jemanden als Regierungschef haben wollen.
FDP-Mann Stefan Förster sah in der Bundesratsinitiative nur einen weiteren von vielen erfolglosen Vorstößen in der Länderkammer, wo der rot-rot-grüne Senat nach seiner Wahrnehmung kein gutes Standing hat. „Über Berlin lacht die Sonne“, sagte Förster, „über R2G ganz Deutschland.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja