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Berlin bekommt Museum für ModerneScheune kann ein schöner Ort sein

Kommentar von Susanne Messmer

Auf dem Kulturforum gab es den ersten Spatenstich zum umstrittenen Museum der Moderne. Ein Ort, den Berlin auch braucht.

Satteldach? Und wenn schon… Foto: dpa

B erlin bekommt vom Bund ein neues Museum geschenkt. Nicht irgendein Museum, sondern ein Museum wie die Modern Tate in London, wie das Museum of Modern Art in New York. Ein Museum, das noch dazu das Kulturforum erschließen soll, die blödeste Brache Berlins mit den vielen ikonischen Bauten am Rand, die dort wirken wie Ufos nach einer Bruchlandung.

Ende November winkte der Bundestag den Bau dieses Museums der Moderne trotz einer atemberaubenden Kostensteigerung von 200 auf 450 Millionen Euro durch. Am Dienstag dieser Woche erfolgte schließlich der Spatenstich mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters von der CDU, Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller von der SPD, Architekt Jacques Herzog und so weiter.

Es wurde sowohl Ende November als auch Anfang dieser Woche viel gespottet über dieses Museum mit seinem biederen Satteldach. Als Scheune wird es bezeichnet, als Aldi. In Berlin hat das Tradition. Allein in der direkten Nachbarschaft des Museums finden sich nette Beispiele dafür. Die Philharmonie nach Entwürfen Hans Scharouns etwa: Zirkus Karajani. Die Neue Nationalgalerie von Ludwig Mies van der Rohe: Tankstelle.

Es wurde viel gespottet über dieses Museum mit seinem biederen Sattteldach

Auch dass das Feuilleton deutschlandweit das Museum der Moderne mit Häme übergoss, war erwartbar, denn eine Kostensteigerung mit zweieinhalb mal mehr Geld als am Anfang kalkuliert: Das ist eine Unverschämtheit, keine Frage.

Andererseits ist der Streit über dieses Museum nun schon jahrzehntealt. Berlin besitzt auch aufgrund imposanter Schenkungen eine tolle hochpolitische Sammlung moderner Kunst, die bis jetzt nur zu einem Bruchteil ausgestellt werden konnte. Wenn jetzt noch einmal einer auf den Reset-Button gedrückt hätte, wer weiß, ob das Museum für diese Kunst je gebaut worden wäre.

Vor allem aber: Berlin hat derzeit nicht so viele tolle Museen, wo man sich nicht nur Kunst angucken kann. Die Schlossattrappe Humboldt Forum, die 2020 eröffnet, wird wahrscheinlich eher ein Touristenmagnet. Das Museum der Moderne, das 2026 eröffnen soll, wird ein Haus für die Stadtgesellschaft. Ein Haus, das die umliegende Kultur verbindet, sich nach allen Richtungen öffnet, auch eintrittsfreie Plätze der Begegnung schafft und bis in die Nacht hinein offen ist. Es kann ein Ort werden, wo wir Berliner uns triste Wintertage versüßen, uns verabreden oder auch streiten können. Das Museum der Moderne wird dringend gebraucht in einer Stadt, die immer teurer, dichter und diverser wird.

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Redakteurin taz.Berlin
Jahrgang 1971, schrieb 1995 ihren ersten Kulturtext für die taz und arbeitet seit 2001 immer wieder als Redakteurin für die taz. Sie machte einen Dokumentarfilm („Beijing Bubbles“) und schrieb zwei Bücher über China („Peking" und "Chinageschichten“).
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