Berlin Art Week: Unbedingt verdoppeln
Das Programm der Berlin Art Week ist sehr engherzig ausgelegt. Ist mehr Markt nicht gewollt?
Die Berlin Art Week, die am Dienstag beginnt, wird nicht aus den Töpfen des Berliner Kultursenators finanziert. Auch wenn das Programm so tut – dank einer Ausstellung wie „Painting Forever“ mit Malerstars wie Thomas Scheibitz, Martin Eder oder Franz Ackermann in gleich vier großen Kunstinstitutionen, nämlich Neue Nationalgalerie, KW Institute for Contemporary Art, Berlinische Galerie und Deutsche Bank KunstHalle (die lobenswerterweise die Malerinnen wie Antje Majewski zeigt).
Das Geld stammt aus der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung, deren Anteil die EU mit 250.000 Euro noch einmal verdoppelt. So wie dann der Sponsor Deutsche Bank die von Senat und EU kommenden Gelder noch einmal verdoppelt.
Die Berlin Art Week als eine – nicht wirklich teure – Wirtschaftsförderungsmaßnahme wurde durch eine Untersuchung angestoßen, die der Landesverband der Berliner Galerien LVBG letztes Jahr erhob und die besagte, dass der Umsatz der Berliner Galerien nach dem Ende der hauptstädtischen Kunstmesse Art Forum um 40 Prozent eingebrochen war.
Am relativen Wohlergehen der Galerien aber hängt auch das relative Wohlergehen der durch sie vertretenen rund 6.000 Künstler und ihre Chancen auf Öffentlichkeit und diskursive Sichtbarkeit. Wenigstens noch einmal so viele freie Künstler und rund 90 Projekträume und temporäre Kunsträume machen Berlin zu einem führenden Produktionsstandort für zeitgenössische Kunst. Ein Sachverhalt, mit dem die Hauptstadt ja gerne wirbt, als einem ihrer wesentlichen Standortfaktoren und -vorteile.
Berliner Liste nicht mehr dabei
In Hinblick darauf, dass dieser Produktionsstandort im Fokus der Berlin Art Week steht, ist das Programm allerdings sehr engherzig ausgelegt. Kern der Veranstaltung sind zwar die beiden Kunstmessen abc art berlin contemporary und Preview, aber damit scheint der Berliner Kunstmarkt auch schon ausgereizt. Mehr Markt kommt im veröffentlichten Programm bis auf „Artinsight“ nicht vor. Für seine moderierten Führungen durch die Berliner Galerienszenen von unter anderem Charlottenburg, Mitte und neuerdings auch Schöneberg erhält der LVBG moderate finanzielle Unterstützung.
Ist mehr Markt nicht gewollt? Die Berliner Liste jedenfalls ist nicht mehr dabei. Dass die Messe zuletzt qualitativ nicht überzeugte – so what. Das können die Besucher ja selbst schnell sehen. Und besser werden kann die Liste nur, wenn sie weiterhin dabei ist.
Berlin Art Week, 17. bis 22. September; Informationen unter www.berlinartweek.de
Auch „Last Exit to Space“, die feierliche Preisverleihung an sieben ausgezeichnete Projekträume und Künstlerinitiativen, ist herzlich wenig Aufmerksamkeit für diesen für die zeitgenössische bildende Kunst so wesentlichen Produktionsbereich. Die von einer Jury nicht nur, aber besonders in diesem Bereich ausgesuchten zehn „temporären Partner“ der Berlin Art Week zeigen ja nur die – schon relativ bekannte – Spitze des Eisbergs. Da dürfte man ruhig noch mal verdoppeln.
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