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Bericht zu IT-SicherheitEnorme Bedrohung im Cyber-Raum

Ransomware und Attacken auf die Verwaltung: Der BSI-Lagebericht bescheinigt digitalen Systemen eine hohe Verletztlichkeit.

Messestand der Bundesregierung zum Thema Datenschutz Foto: Stefan Boness

Berlin taz | Die Warnungen sind eindeutig – und nun auch in Zahlen gefasst. Laut Lagebericht des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) wurden 2021 mehr als 20.000 Schwachstellen in Softwareprodukten registriert, das sind rund zehn Prozent mehr als noch im Jahr davor. Jede Schwachstelle in Soft- oder Hardwareprodukten sei ein potenzielles Einfallstor für Angreifer und gefährde die Informationssicherheit in Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft, hieß es weiter.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), deren Ministerium das BSI unterstellt ist, verwies auf eine anhaltend hohe Bedrohungslage und Cyberattacken mit Blick auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Dies erfordere eine strate­gische Neuaufstellung und deutliche Investitionen in Cybersicherheit, erklärte Faeser. Man wolle noch in dieser Legislatur die Cybersicherheit auf ein neues Level heben. Zentral ist dabei auch, dass das BSI zur Zentralstelle wird. Und: Der Ausbau und die Erneuerung von Netzen und IT-Systemen der Verwaltung, die Stärkung der Sicherheits­behörden zur Verfolgung von Cybercrime sowie die Verbesserung der Abwehrfähigkeiten gegen Cyberangriffe.

Wie verletzlich die IT-Strukturen in Verwaltungen sind, zeigte im Juni 2021 ein Fall in Anhalt-Bitterfeld auf besonders eindrückliche Weise. Die Kommune hatte nach einem Cyberangriff und dem Ausfall der Verwaltungssysteme den Katastrophenfall ausgerufen. Erstmals in der deutschen Geschichte. Monatelang konnten beispielsweise Sozialleistungen nicht ausgezahlt werden.

Dem Bericht zufolge gelten Ransomware-Attacken auf Firmen, Universitäten und Behörden als größte Bedrohung. Ziel der Attacken ist es, Lösegeld zu erpressen. „Die Bedrohungslage im Cyberraum ist angespannt, dynamisch und vielfältig und damit so hoch wie nie“, teilte BSI-Vizepräsident Gerhard Schabhüser mit. In einer digitalisierten Welt hänge das Wohlergehen der Bevölkerung stärker als jemals zuvor davon ab, wie gut man gegen IT-Sicherheitsvorfälle gerüstet sei. „Wir dürfen beim Thema Cybersicherheit keinen Deut nachlassen.“

BSI-Chef-Position weiter nicht besetzt

Der BSI-Lagebericht hätte eigentlich schon vor knapp zwei Wochen veröffentlicht werden sollen. Der Termin wurde aber abgesagt, da der damalige BSI-Chef Arne Schönbohm sich Vorwürfen ausgesetzt sieht, die im Kern problematische Kontakte nach Russland beinhalten. Schönbohm hatte den Cybersicherheitrat Deutschland e. V. mitgegründet. Ihm wird zur Last gelegt, dass er möglicherweise weitere Kontakte zu dem Verein unterhält. Bundesinnenministerin Faeser stellte Schönbohm frei. Die Nachfolge ist bisher noch nicht geklärt.

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