Bergsee in Österreich: Alleineigentümerin schmeißt alle Pächter raus
Eigentümerin des beliebten Mondsees kündigt mitten in der touristischen Hochsaison sämtliche Nutzungsverträge – mutmaßlich aus finanziellen Gründen.

Nun ist um Österreichs sechstgrößten See eine Lokalposse entbrannt: Die Alleineigentümerin des Sees, Anna Mathyl, kündigte per Rundschreiben alle Pachtverträge. Dies stehe ihr laut gesetzlichem Sonderkündigungsrecht zu, schrieben die Oberösterreichischen Nachrichten (OÖN). Hintergrund ist wohl das liebe Geld. Die Pacht ist am Mondsee noch relativ günstig.
Rechtlich ist es komplex: Der See samt Wasseroberfläche gehört der Marktgemeinde Mondsee. Mathyl ist hingegen Eigentümerin des Bodens unter dem Gewässer.
Diese Trennung zwischen Wasserfläche und Seeboden erklärt, warum Baden, Segeln, Surfen und Bootfahren weiter erlaubt bleiben, während für Hunderte am Boden verankerte Einrichtungen wie Stege, Bojen und Bootshütten neue Verträge erforderlich sind.
Napoleon lässt grüßen
Wie kommt es zu diesem Alleinbesitz? Mathyl hat den See 2024 von ihrer Mutter übergeben bekommen, die aus dem Adelsgeschlecht der Almeida stammt. Dieses stammt wiederum vom bayrischen Feldmarschall Carl Philipp von Wrede ab, dem 1810 Napoleon Bonaparte den See schenkte.
Aus einem 2009 angedachten Verkauf an das Land oder die Bundesforste wurde nichts – man wurde sich beim Preis nicht einig, so die OÖN.
In der Marktgemeinde sorgt die Angelegenheit für Unruhe. Auch die Gemeinde habe das Schreiben erhalten, sagte Bürgermeister Josef Wendtner zum Standard. Er wolle jetzt das Gespräch mit Mathyl suchen, die offenbar derzeit im Urlaub weilt. Von ihr ist noch keine Stellungnahme bekannt.
Im stark vom Tourismus abhängigen Österreich sorgt das Vorgehen für einige Wellen. Zumal auch andere Seen zunehmend privatisiert und die Seeufer immer stärker verbaut werden.
Von allen Salzkammergutseen ist der Mondsee jedoch der einzige, der im Alleineigentum einer Person steht. Dank des Rundschreibens wissen dies nun auch alle.
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