Bergbau in der Tiefsee: In Kingston auf Jamaika herrscht Angst vor dem Antrag
Derzeit ringt die Internationale Meeresbodenbehörde wieder zäh um ein Regelwerk für den Tiefseebergbau. Die Sorge steigt, dass er ohne Regeln startet.

Seit Jahren verhandeln die Mitgliedstaaten über ein entsprechendes Regelwerk. Weil eine Einigung auf einen „Miningcode“ aber nicht absehbar war, zog die kleine Pazifikinsel Nauru im Sommer 2021 die „Zweijahresregel“. Sie besagt, dass die ISA sich innerhalb von zwei Jahren, also bis 2023, auf ein Regelwerk einigen muss – was nicht gelang. Nun ist die Sorge groß, dass Nori/TMC ohne Regeln mit seinem Bergbauprojekt beginnt.
Die Folgen sind unklar, weil der Meeresboden wenig erforscht ist. In den vergangenen Jahren wuchs das Wissen aber, und es wird klarer: Der Meeresboden ist ein Lebensraum von mehr Tieren und Pflanzen als angenommen. Wissenschaftler beschäftigt vor allem, welche Rolle die Tiefsee im Nahrungskreislauf der Ozeane spielt. Umweltorganisationen wie Greenpeace fordern deshalb ein globales Moratorium für den Tiefseebergbau. Sechs Staaten unterstützen ein Moratorium derzeit, Frankreich setzt sich für ein Totalverbot ein. Eine größere Gruppe von Staaten – zu denen auch Deutschland gehört – plädiert für eine „vorsorgliche Pause“.
Laut dem Seerechtsexperten Pradeep Singh, Wissenschaftler bei der Stiftung Oceano Azul in Lissabon, wäre dieses Instrument einfacher durchzusetzen und hätte eine ähnliche Wirkung wie ein Moratorium. „Es gibt mehr Gemeinsamkeiten zwischen den Begriffen ‚vorsorgliche Pause‘ und ‚Moratorium‘ als Unterschiede“, sagt Singh. Beiden könnten den Übergang von der Exploration zur Ausbeutung der Rohstoffe effektiv verzögern. Wie die ISA auf einen Antrag Naurus reagiert, zeigt sich wohl gen Ende der Tagung am 28. März.
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