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Belagerung von Aleppo in SyrienDie entscheidende Schlacht

Rebellen versuchen, den Belagerungsring des Regimes um Aleppo zu durchbrechen. In der Stadt kämpfen 300.000 Menschen ums Überleben.

Aleppo am 1. August Foto: reuters

Istanbul taz | Die historische Altstadt von Aleppo liegt in Schutt und Asche. Von den liebevoll sanierten, Hunderte Jahre alten Handelsniederlassungen, Karawansereien und dem historischen Basar sind nur noch Trümmer übrig. Stinkender, schwarzer Qualm verschluckt die Stadt. Um sich vor dem ständigen Bombardement zu schützen, haben Jugendliche in den letzten Tagen in großem Stil Autoreifen angezündet. Es ist ihre eigene „Flugverbotszone“ – eine Verzweiflungstat. „Wir entschuldigen uns bei allen Umweltschutzorganisationen“, sagt ein Aktivist in einem am Montag veröffentlichten Video. „Bitte verzeiht uns. Aber ihr habt uns im Stich gelassen, indem ihre keine Flugverbotszone errichtet habt.“

Vor drei Monaten hat der amerikanische Außenminister John Kerry den syrischen Machthaber Baschar al-Assad gewarnt. Sollte die Feuerpause weiter verletzt werden, könne dies ernsthafte Konsequenzen haben. Dabei ging es vor allem um Aleppo. Dort setzt Assad mit massiver russischer Luftunterstützung seit Monaten alles daran, die Aufständischen in die Knie zu zwingen, die seit dem Sommer 2012 etwa die Hälfte der Stadt kontrollieren. Von Lieferungen von Flugabwehrraketen und anderen Waffen an die Rebellen war die Rede. Nichts dergleichen ist passiert, am Montag ist das „Ultimatum“ fast sang- und klanglos verstrichen.

Seit mehr als zwei Wochen ist Aleppo komplett von Regimetruppen belagert. Hilfsorganisationen schätzen, dass noch immer bis zu 300.000 Personen in den von den Aufständischen kontrollierten Gebieten wohnen. Das Leben sei die Hölle, sagen Einwohner und Helfer. Zwar haben Ärzte, Zivilisten und Rebellen Vorräte angelegt. Doch die Lebensmittelpreise hätten sich verhundertfacht, die Märkte seien leer, sagt ein syrischer Aktivist. Systematisch haben das Regime und Russland in den letzten Wochen Notfallspitäler bombardiert. Nach Auskunft von Ärzten fordern die Angriffe täglich Dutzende von Toten und Verletzten. Im Ostteil der Stadt gibt es nur noch etwa dreißig Ärzte. Durch die Blockade ist der Weg für Schwerverletzte in die Türkei versperrt.

Es droht eine humanitäre Katastrophe

Hilfsorganisationen warnen seit Wochen, dass in Aleppo eine humanitäre Katastrophe droht. Dass Washington mitten im Wahlkampf einen radikalen Kurswechsel in der Syrienpolitik vollzieht, war kaum zu erwarten. Aber die scheinbare Nonchalance, mit der die USA über die Tragödie in Aleppo hinweggehen, ist doch erstaunlich. Der niederländische Außenminister Bert Koenders warnte diese Woche vor einem zweiten Ruanda oder Srebrenica. Die internationale Gemeinschaft müsse den Druck auf Assad erhöhen, um einen Genozid zu verhindern, schrieb Koenders im britischen Independent. Aber die meisten europäischen Regierungen setzten wie die Amerikaner auf die Wiederaufnahme der im April gescheiterten Gespräche mit Assad.

Seit dem Eingreifen Russlands im September hat sich das Blatt zugunsten von Assad gewendet. In Aleppo geht es für ihn um alles oder nichts. Von allen großen Städten in Syrien ist Aleppo die einzige, in der die Aufständischen noch stark sind. Sollte Assad den Sieg davontragen, hätte er fast den gesamten Weststreifen des Landes zwischen der Küste und der Route von Aleppo nach Damaskus wieder unter Kontrolle. Seinen Gegnern bliebe im Nordwesten nur die Provinz Idlib. Dem Regime würde dann nur noch ein kleiner Zipfel nördlich von Aleppo fehlen, um die vor dem Krieg so wichtige Handelsroute in Richtung Türkei zu kontrollieren.

Aleppo ist nicht nur die größte Stadt Syriens, sie war auch das wirtschaftliche Zentrum des Landes. Als im Sommer 2012 Rebellen den Ostteil der Stadt unter ihre Kontrolle brachten, bombardierte das Regime sie und die Zivilbevölkerung mit Fassbomben, die Rebellen verschanzten sich in der Altstadt.

Die Lebensmittelpreise haben sich verhundertfacht, die Märkte der Stadt sind leer

Lange konzentrierten sich die Kämpfe dann aber auf Regionen außerhalb Aleppos. Doch dank der russischen Unterstützung und des Eingreifens des Irans, der Tausende schiitischer Kämpfer aus dem Libanon, Irak, Afghanistan und anderswo entsandte, konnte das Regime die wichtigste Nachschubroute der Rebellen von Norden aus der Türkei kappen. Nach heftigen Kämpfen brachte Assad auch die letzte Versorgungsroute in den Ostteil der Stadt, die Castello Road, unter seine Kontrolle.

Geiselnahme der Zivilbevölkerung

Um den Belagerungsring zu sprengen, haben Rebellen am Sonntag von Süden und Westen her eine Offensive gestartet. Beteiligt sind daran alle Fraktionen, die es in Aleppo und in der umliegenden Region gibt: mehr als zehn lokale, säkulare oder gemäßigt islamische Rebellengruppen, die auch von den Amerikanern unterstützt werden, aber auch Salafisten wie Ahrar al-Scham oder Islamisten wie die Schamiya-Front und Failaq al-Scham sowie die Al-Nusra-Front, der syrische Ableger der al-Qaida. Die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ spielt in Aleppo keine Rolle. Die Al-Nusra-Front hat sich kürzlich von al-Qaida losgesagt und nennt sich seitdem Dschabhat Fatah al-Scham (Front zur Eroberung der Levante). Experten und Aktivisten bezweifeln freilich, dass sich an ihrer radikalen Gesinnung viel geändert hat.

Die stärksten Fraktionen sind genau die ehemalige Al-Qaida-Gruppierung und die kaum weniger radikale Ahrar al-Scham. Kerry machte sie am Montag ebenfalls für die Verletzung der Feuerpause verantwortlich. Für die eingekesselten Syrer sind sie dagegen die möglichen Retter in der Not. Bisher ist den Kämpfern noch kein entscheidender Durchbruch gelungen. Aber selbst wenn Russland in Aleppo auf die „Tschetschenien-Lösung“ setzt – also den Einsatz brutaler Gewalt auch gegen die Zivilbevölkerung –, ist die Frage, wie lange die geschwächten Truppen Assads dem Angriff standhalten können. Viel wird davon abhängen, wie viele Tote die Iraner und ihre Milizen bereit sind in Kauf zu nehmen. Es gehe um die „Befreiung“ Aleppos, haben die Regimegegner erklärt. Es seien 10.000 Kämpfer und mindestens 95 Panzer im Einsatz, sagte am Mittwoch ein Rebellenkommandant.

Indem der Westen tatenlos zuschaut, könnte genau das passieren, was Europäer und Amerikaner fürchten: die Stärkung der Radikalen und Extremisten wie der ehemaligen Nusra-Front und Ahrar al-Scham. Sollte Assad die Oberhand gewinnen, droht den Zivilisten der Hungertod. Das Regime hat die Öffnung von vier Fluchtkorridoren angeboten – drei für Zivilisten und einen für Kämpfer, die sich ergeben. Wer nicht die Flucht ergreift, den betrachtet das Regime als „Terroristen“. Zahlreiche internationale Hilfsorganisationen haben diese faktische Geiselnahme der Zivilbevölkerung am Mittwoch kritisiert. „Einen angeblich sicheren Fluchtweg anzubieten, darf nicht im Umkehrschluss bedeuten, dass die verbleibenden Menschen zu militärisch legitimierten Zielen werden“, heißt es in einer Erklärung von fast 40 internationalen Hilfsorganisationen. Aleppo dürfe nicht zu einem „Ort des Massensterbens“ werden.

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26 Kommentare

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  • Bei einer Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung in Bremen 2015 war es Konsens, dass gegen die Vernichtung der Bevölkerung in Syrien interveniert werden müsse.

    Es war klar, dass es dafür zu spät sei, es hätte im Okt. 2011 sein müssen.

     

    In der jungle-world wird nach wie vor und so häufig wie in der taz über die Lage in Syrien berichtet, zuletzt Jan-Niklas Kniewel http://jungle-world.com/artikel/2016/28/54431.html

     

    Bei der RLS gab es 2012 und 2013 Veranstaltungen mit syrischen Oppositionellen, bei denen klar war, dass es nur mit einem Abtritt Assads Frieden geben könne.

     

    Selbstverständlich wurde jeweils die Rolle Saudi-Arabiens genauso kritisiert, wie die Irans und der Hisbollah, die in Syrien z.B. die Stadt Zabadani für sich in Beschlag genommen hat.

     

    Das Problem: Alle Einwohner werden als Terroristen bezeichnet. Wollen Sie das unterstützen?

    • @nzuli sana:

      Satire?

    • @nzuli sana:

      "...dass es nur mit einem Abtritt Assads Frieden geben könne."

       

      Da Verhandlungen ausfallen, weil sie keine Partei wirklich will, muss der Krieg durch den Sieg einer Seite beendet werden. Die geringsten Siegeschancen liegen bei den "Gemäßigten". Das ist so. Man kann das akzeptieren und damit beweisen, dass einem die Menschen in Syrien etwas bedeuten oder man kann fordern, den Krieg bis zum eintreten eines Wunders fortsetzen.

       

      "Das Problem: Alle Einwohner werden als Terroristen bezeichnet. Wollen Sie das unterstützen?"

       

      Wirklich? Wo? Bei Assad und den Russen jedenfalls nicht. Oder wozu glauben Sie, gibt es getrennte Korridore?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Tja, ich wage zu behaupten, dass getrennte Korridore für Zivilisten und sich ergebende Kämpfer heißen, dass Leute, die durch den Zivilisten-Korridor kommen, einfach als Zivilisten behandelt werden. Es hat da in der Vergangenheit Mord und Folter aus Rache gegeben, das ist nicht neu. Und schon vor dem Bürgerkrieg haben Assad und seinem Vater viel kleinere Dinge gereicht, um Menschen zu verfolgen und verschwinden zu lassen. Wer ist in Aleppo schon noch "Zivilist"? In Bürgerkriegen gibt es keine Zivilisten. Bzw. ist dort nicht offiziell jeder Zivilist, der nicht in Assads oder Putins Armee ist?

  • Es ist doch alles bekannt:

    westliche und östliche Regierungen kooperierten mit dem Assad-Regime, der BND seit 1956, die Stasi-HV/A seit 1970, das Regime konnte sich immer als Terrorismusbekämpfend inszenieren, z.B. in den 90ern, 00ern.

    Es gab die Mittelmeerhandelskooperation GAFKA, über die ein Syrer namens Salam Said 2011 promovierte, erkundigen Sie sich nach der Kooperation beim Bundeswirtschaftsministerium und beim BMZE.

    Diese Leute, wie Clinton und deutsche Minister, die bei der Amtseinführung Assads waren, hatten nie daran gedacht das Regime zu stürzen.

    Im Gegenteil, sie wollen wie Kerry, es nur stabilisieren.

    Alle Außenpolitik will das Regime stützen nur die SyrerInnen nicht!

    Wenn schon Richard Herzinger in der gestrigen WELT schreibt:

    Aleppo ist heute viel schlimmer als Srebrenica 1991-95, http://www.welt.de/debatte/kommentare/article157458666/Aleppo-ist-noch-viel-schlimmer-als-Srebrenica.html

     

    wie viel mehr müssten dann Linke internationalistische Brigaden bilden und den Angegriffenen zu Hilfekommen?!

    Genau das geschieht ja auch - aber nur für die Kurden, und viel zu wenige.

    • @nzuli sana:

      "Diese Leute, wie Clinton und deutsche Minister, die bei der Amtseinführung Assads waren, hatten nie daran gedacht das Regime zu stürzen."

       

      Und deshalb hat Clinton dann den syrischen Rebellen dringend von Verhandlungen mit Assad abgeraten und damit zum Bürgerkrieg geblasen? Etwas Logik würde die Diskussion versachlichen.

       

      Realismus auch. Wo sollen denn "Linke internationalistische Brigaden" plötzlich herkommen? Lesen Sie mal bei Lenin zum Thema Revolution und ihre Voraussetzungen nach. Trotzki ist nicht immer ein guter Ratgeber.

  • Schon befremdlich, zu beobachten wie es einigen deutschen Journalisten den Schaum vor den Mund treibt, daß der Regime-Change in Syrien nun wohl endgültig abgesagt ist.

    Hoffen wir, daß die syrische Armee mit ihren Unterstützern bis zu einem leider möglichen Wahlsieg Clintons klare und unumkehrbare Verhältnisse geschaffen hat.

  • Das faschistische Assad-Makhlouf-Shishakli-Regime verteidigen und die Fassbomben als Lüge bezeichnen -

    geht's noch?

    Es ist die Vernichtungspolitik des Regimes, das die Bevölkerung aus dem Land wirft, aus dem Leben und die Leute mit Ausweisen versieht, die nicht belagert und ausgehungert werden.

    Sind Sie solche Araber- oder Islamhasser, dass sie einfach der Bevölkerung den Tod wünschen?

    Was soll nun der Unterschied zwischen TunesierInnen und SyrerInnen sein?

     

    Kennen Sie die Geschichte von Abdul Basset Sarut, dem Fussballstar aus Homs?

    Kennen Sie den Blogger Big Al-Brand?

    die Webseite SyriaFreedomForever.wordpress.com,

    jadaliyya.

    und viele andere Berichte, die auf Englisch die Situation in Syrien berichten?

    Das Assad-Regime ist ungefähr so säkular wie der Iranische Gottesstaat, der mit der Hisbollah dort Krieg führt und den Machterhalt durch Massenvernichtung garantiert.

    Weg mit dem Assad-Regime, nur dann gibt es eine Zukunft für die Mehrheit von demokratieinteressierten Syrern, alles andere treibt nur den Hass auf den Westen voran - egal ob religiös oder nicht.

    • @nzuli sana:

      "...faschistische Assad-Makhlouf-Shishakli-Regime..."

       

      Ihre immer neuen Begriffe für Ihr Hassobjekt sind ja ganz amüsant, aber Sie sollten sich wirklich mal mit dem Begriff Faschismus beschäftigen. Er bezeichnet auf jeden Fall nicht die Summe der Personen, die man nicht mag.

       

      "Das Assad-Regime ist ungefähr so säkular wie der Iranische Gottesstaat..."

       

      Wie kommen Sie darauf? Weil die Propagandaseiten, die Sie lesen, unbedingt aus einem Bürgerkrieg einen Glaubenskrieg machen wollen? Auch wenn Assad heute in die Moschee geht, die Ursprünge seiner Diktatur liegen in einer (fast) atheistischen Bewegung.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Warum mir unterstellen, ich würde die Jihadisten unterstützen,

        nur weil Sie nicht wissen, was es alles für Leute in Syrien gibt?

         

        Lesen Sie die in Britain bekannten trotzkistischen Autoren

        Yassin-Kassab, Robin & Leila al-Shami, Burning Country: Syrians between Revolution and War, Pluto Press 2016,

         

        lesen Sie Samar Yazbek, eine "Abtrünnige" aus alawitischen Familien, die 2014 heimlich das Land wieder bereiste, und 2015 veröffentlichte:

        "Die gestohlene Revolution: mein zerstörtes Syrien", Verlag Nagel & Kimche, Übersetzerin Larissa Bender.

         

        Lesen Sie Hans-Günter Lobmeyer 1995, über Opposition und Widerstand in Syrien, über die Entwicklung des Regimes zum je nach Stadt unterschiedlichen Erpressungsnetzwerk, das die Bevölkerung gefangen nahm und erpresste.

        Es geht nicht um Religion.

        Es geht um Aushungern und wir müssen gegen diese Massenvernichtung endlich protestieren!

        • @nzuli sana:

          "Warum mir unterstellen, ich würde die Jihadisten unterstützen,

          nur weil Sie nicht wissen, was es alles für Leute in Syrien gibt?"

           

          Mir ist schon klar, was es alles für Leute in Syrien gibt. Und natürlich gibt es da auch auf Seiten der Rebellen Nicht-Jihadisten. Allerdings sind sich mittlerweile so gut wie alle ernsthaften Beobachter darüber im Klaren, dass die sogenannten "Gemäßigten" militärisch kaum noch eine Rolle spielen. Egal was einige unermüdliche Propagandisten so erzählen.

           

          Ich glaube Ihnen ja, dass Sie keine Jihadisten unterstützen wollen. Mit Ihren Beiträgen tun Sie das aber wider Willen. Sie wollen einfach das derzeitige Kräfteverhältnis nicht akzeptieren.

           

          "Es geht um Aushungern und wir müssen gegen diese Massenvernichtung endlich protestieren!"

           

          Nein. Es geht um das Ende der Kämpfe in Aleppo. Dazu will Assad die letzten Rebellenbezirke erobern. Aushungern würde viel zu lange dauern.

           

          PS: Wieso hat man von Ihnen nichts gehört, als die Menschen im Assad-Teil der Stadt Mangel litten? Es gab ja auch Zeiten, in denen es anders stand.

    • @nzuli sana:

      "Weg mit dem Assad-Regime, nur dann gibt es eine Zukunft für die Mehrheit von demokratieinteressierten Syrern, alles andere treibt nur den Hass auf den Westen voran - egal ob religiös oder nicht."

      Assad ist leider der einzige, der die "demokratieinteressierten" vor der Herrschaft der Dschihadisten bewahrt.

      Seltsam auch, wo Sie die Ursache für den "Hass auf den Westen" verorten. Der Westen hat doch Assad in keiner Weise unterstützt. Im Gegenteil, er unterstützt ja die Kopfabschneider jeglicher Couleur.

  • Als die Fassbomben-Lüge wiederholt wurde, habe ich aufgehört zu lesen. Warum eigentlich steht in dem Artikel nicht, wer diese dubiosen Rebellen eigentlich sind?

    Kleiner Anhaltspunkt: http://www.heise.de/tp/artikel/48/48909/1.html

    • @Lu Ka:

      "Rebellen" ohne Anführungszeichen im Untertitel waren schon Hinweis genug.

    • @Lu Ka:

      Das steht weiter unten. Allerdings etwas "aufgehübscht".

  • Die genannte (nicht scheinbare!) "Nonchalance der USA" (gegenüber "anderen" Menschen und Menschenrechten) ist leider eine (zeit-) geschichtliche Konstante geworden. Und das ab Tag 1 des Weltimperimus-in-spe unter Sklavenhaltern und Indianerausmerzanhängern (um deren Gebiete gewinnbringend zu verkaufen) wie Jefferson, Washington und Co.

    Und wer sich die anstehende "Wahl" des nächsten Führeres dieses weltgesundheitsschädlichen Imperiums genauer anschaut, wird resigniert erkennen: Nichts Neues im Westen.

  • Wie sähe die Alternative aus? Etwa, dass sich Assads Truppen aus bereits eroberten Gebieten zurückziehen und die Zivilbevölkerung dort, den Schlächtern der Al-Nusra überlassen, die jeden Schiiten einen Kopf kürzer machen wollen?

    Manchmal haben Ex-Generäle schon einen realistischeren Blick auf die Situation als die Medien.

     

    Wie z.B. General Kujat: "Aleppo ist tatsächlich eine humanitäre Katastrophe und wird sich wahrscheinlich noch zu einer größeren humanitären Katastrophe auswachsen.

     

    Aber Aleppo wird deshalb eine humanitäre Katastrophe, weil dort Terroristengruppen diese Stadt besetzt haben, die Bevölkerung unterdrücken und das Regime, Assad-Regime, versucht, diese Stadt zu befreien. Aleppo ist strategisch wichtig - Sie haben das in Ihrem vorherigen Beitrag ja betont - aus der Sicht des Assad-Regimes, aber Aleppo hat eben auch eine Schlüsselfunktion für die Versorgung der terroristischen Gruppen: Al-Kaida, dort Al-Nusra, besetzen Aleppo und der IS.

     

    Es ist eben nicht so, dass dort die gemäßigten Gruppen gegen das Assad-Regime kämpfen, sondern Al-Nusra kämpft gegen das Assad-Regime und IS.

     

    Und ich finde es nicht logisch, dass wir auf der einen Seite hier uns mit den Angriffen in Europa, in Deutschland und in Frankreich mit den Terroristen auseinandersetzen müssen und gleichzeitig für sie Partei ergreifen, wenn sie in Syrien kämpfen. Das fügt sich nicht zusammen."

  • ... Ärzte ohne Grenzen wünscht, dass sich alle Konfliktparteien zurückziehen. Obamas Truppen auchhttps://www.aerzte-ohne-grenzen.de/syrien-aleppo-medizinische-hilfe-angriffe-zusammenbruch ... wer kann mir erklären, warum es zu billigen ist, dass Rebellen, von wem auch immer unterstützt, das Recht haben dort in Aleppo zu bombadieren? ... warum ist Assad ein Devil? ...

    • @Clownsfisch:

      "... warum ist Assad ein Devil? ..."

       

      Auf Grund seiner Taten ist er schon einer. Allerdings ist er unter den vielen Teufeln, die in Syrien "tätig" sind, der mit den kleinsten Hörnern.

  • Ebenso wie meinem Vor-Kommentator ist mir der Bericht Frau Roggs viel zu einseitig. Ich hoffe, ich muß es nicht jedesmal wiederholen: Assad ist ein Diktator, der grausam auch gegen die friedliche Opposition vorgegangen ist. Aber immerhin hat er für annähernde Gleichbehandlung der verschiedenen Religionen gesorgt und hier größere Konflikte verhindert. Unter den Islamisten wird jeder sich fürchten müssen, der kein Sunnit ist. - Ich empfehle als Korrektiv unbedingt diesen Artikel, v.a. den Auszug aus einem Interview mit dem ehemaligen Generalinspekteur der Bundeswehr: http://www.heise.de/tp/artikel/49/49031/1.html

    • @Albrecht Pohlmann:

      Ich muss Sie leider korrigieren. Es gab keine friedliche Opposition gegen die Assad vorgegangen ist. Es gab Jugendliche die einige Schmierereien gegen Assad an die Wände gemalt hatten. Die wurden von der Polizei verhaftet worauf die aufgeregten Eltern die Polizeistation stürmten und einige Polizisten ermordetetn. Bitte belesen Sie sich was der Auslöser des Aufstandes war und was dann folgte. Im Prinzip sehe ich es ebenso wie Sie. Ohne Assad wird es nicht gehen. Ja ich bin auch dafür alle islamistische "Rebellen" zu bekämpfen, viele von denen aus dem Ausland sind. Mfg

  • „Vor drei Monaten hat der amerikanische Außenminister John Kerry den syrischen Machthaber Baschar al-Assad gewarnt. Sollte die Feuerpause weiter verletzt werden, könne dies ernsthafte Konsequenzen haben.“

     

    „…am Montag ist das „Ultimatum“ fast sang- und klanglos verstrichen.“

     

    Die Autorin scheint zwei Dinge nicht bemerkt zu haben. Erstens war es kein Ultimatum und zweitens war Kerry vor kurzem in Moskau. Dort wurde dann offensichtlich anderes vereinbart. Nicht zuletzt, weil sich die Rebellen einen feuchten Kehricht um Waffenstillstände geschert haben.

     

    „Doch die Lebensmittelpreise hätten sich verhundertfacht, die Märkte seien leer, sagt ein syrischer Aktivist.“

     

    Was hat der „Aktivist die letzten 4 Jahre getan? Jedenfalls nichts, was eine geregelte Verteilung von Lebensmitteln sichern könnte.

     

    „…des Eingreifens des Irans, der Tausende schiitischer Kämpfer aus dem Libanon, Irak, Afghanistan und anderswo entsandte…“

     

    Die Macht des Iran muss unermesslich sein. Aber macht nichts. Dafür stehen ja auf der anderen Seite Söldner der Golfstaaten und Fanatiker aus Europa ect. Das gleicht sich wieder aus…

     

    „Die stärksten Fraktionen sind genau die ehemalige Al-Qaida-Gruppierung und die kaum weniger radikale Ahrar al-Scham. Kerry machte sie am Montag ebenfalls für die Verletzung der Feuerpause verantwortlich. Für die eingekesselten Syrer sind sie dagegen die möglichen Retter in der Not.“

     

    Al-Qaida als Rettung? Wie tief kann man sinken? Die „mehr als zehn lokale, säkulare oder gemäßigt islamische Rebellengruppen“ sind nichts als ein Feigenblatt für religiöse Fanatiker. In Washington scheint man das langsam begriffen zu haben. Aber Frau Rogg scheint immer noch zu träumen. Anders kann ich mir auch nicht erklären, wie sie denken kann, dass die syrische Armee geschwächt ist. Diese Träume werden immer wieder verbreitet, um sinnlosen Widerstand zu rechtfertigen.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Teil 2:

       

      „…faktische Geiselnahme der Zivilbevölkerung…“

       

      Die gibt es tatsächlich. Wie hier: http://www.taz.de/!5322794/#bb_message_3395272 nachzulesen, hindern die Rebellen die Zivilbevölkerung an der Nutzung der Korridore. Das ist tatsächlich eine Geiselnahme. Die Möglichkeit zu schaffen, dass sie Zivilbevölkerung umkämpfte Gebiete verlassen kann, schreibt das Völkerrecht dagegen vor.

       

      Zum Schluss noch eine Frage an die Autorin.

       

      Wie soll es denn Ihrer Meinung nach in Aleppo weiter gehen? Noch 4 Jahre Krieg? Assad will die Stadt in den nächsten Wochen einnehmen und damit der Beendigung des Bürgerkrieges einen (wahrscheinlich) entscheidenden Schritt näher kommen. Wie sieht Ihre realistische Alternative aus?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Was soll man dazu sagen? Massenmord ist alternativlos?

         

        Man kann ja sehr wohl der Meinung sein, dass die Wiederherstellung einer faktischen Diktatur, diesmal mit Unterstützung einer ausländischen Supermacht, für uns das kleinste Übel wäre und trotzdem sehen, dass das einfach Mist ist. Von daher ist das ein informativer und differenzierter Artikel.

         

        Und natürlich: Wenn der kleinste gemeinsame Nenner, auf den alle zurückgetrieben werden, die nicht eine wiederhergestellte Diktatur wollen, der Islam ist: Was erwartet man da? Woanders ist es das Volk oder die Nation. Oder die Menschheit, aber das ist schon ein Luxus von verwöhnten Imperialisten, die die ganze Welt in der Hand haben (oder hatten).

        • @Mustardman:

          "Massenmord ist alternativlos?"

           

          Ist der Massenmord unausweichlich, nur weil er so schön ins Bild passen würde? Stellen Sie sich vor, er tritt nicht ein. Wäre das dann ein großer Aufmacher in unseren Medien?