Beginn der weltweiten Klimaproteste: Gegen verbrannte Zukunft
In Australien starten die Klimaproteste von Fridays for Future. In China sind die Demos nicht erlaubt. Widerstand regt sich trotzdem.
Es ist der Beginn eines globalen Protesttags für das Klima. An mehr als 3.000 Orten in fast 160 Ländern und quer über alle Zeitzonen finden an diesem Freitag Demonstrationen für mehr Klimaschutz und eine bessere Klima- und Umweltpolitik statt. Allein in Deutschland wird in insgesamt über 500 Städten protestiert und gestreikt. Die Proteste richten sich auch an die Weltklimakonferenz in Madrid, die am Montag beginnt.
Die Proteste in Australien appellierten an Premierminister Scott Morrison, der bestreitet, dass die Brände zu den Auswirkungen des Klimawandels in Australien gehören. „Die Untätigkeit unserer Regierung in der Klimakrise hat die Waldbrände angeheizt“, sagte die Aktivistin Shiann Broderick, die die Schulstreiks in Australien anführt. „Menschen leiden und Gemeinden wie unsere werden zerstört. Dabei hat der Sommer noch nicht einmal begonnen.“
Auch in Asien und der Pazifikregion folgten Demonstranten dem Protestaufruf der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg. In Japans Hauptstadt Tokio zogen hunderte Demonstranten durch den betriebsamen Stadtteil Shinjuku.
Greta Thunberg in China tabu
Ausgerechnet in China sind die weltweiten Klimaproteste weitestgehend tabu. Über Greta Thunberg und Fridays for Future berichten die heimischen Medien de facto kaum. Die Kommunistischen Partei reagiert schließlich äußerst sensibel auf zivilen Ungehorsam. Seit der blutigen Niederschlagung der Studentenbewegung am Pekinger Tiananmen-Platz 1989 hat die Regierung ein Gesetz verabschiedet, wonach öffentliche Proteste nur mit ausdrücklicher Regierungsgenehmigung erlaubt sind.
Dennoch begann im Frühjahr ein 16-jähriges Mädchen, sich in der Provinzhauptstadt von Guangxi mit einem selbstgemalten Protestplakat vor das lokale Regierungsgebäude zu stellen – trotz der Angst, von den Regierungsbeamten abgeführt zu werden. Howey Ou – ein Pseudonym – wurde schließlich nach etwas mehr als einer Woche von Sicherheitskräften abgemahnt. Sie dürfe zwar streiken, aber müsse sich vorher eine Genehmigung einholen.
Bei den heutigen Klima-Demos ist China auf der Weltkarte ein weitgehend weißer Fleck – nur in ein paar Schulen in Nanjing nahe Shanghai soll es zu kleineren Zusammenkünften kommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach
Krieg in der Ukraine
„Weihnachtsgrüße“ aus Moskau
Mangelnde Wirtschaftlichkeit
Pumpspeicher kommt doch nicht
Sport und Krieg in der Ukraine
Helden am Ball
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen