Befragung zur gleichgeschlechtlichen Ehe: Australier sagen „Ja“
Die Australier haben sich deutlich für die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe ausgesprochen. Ob das Parlament nachzieht, ist fraglich.
38,4 Prozent hatten auf dem Fragebogen „Nein“ angekreuzt. Premierminister Malcolm Turnbull meinte, die Menschen hätten „für Fairness gestimmt, für Engagement, für die Liebe“. Das Votum müsse vom Parlament respektiert werden. Es sei nun an der Regierung, „zu liefern“. Noch vor Weihnachten solle ein entsprechender Gesetzesvorschlag verabschiedet werden.
Ob dieser Vorsatz realisiert werden kann, ist offen. Eine Gruppe konservativer Politiker hat angekündigt, eine Gegenvorlage einzubringen, oder den Vorschlag signifikant ändern zu wollen. Nur so könne „Religionsfreiheit“ garantiert werden, meinte der federführende Senator James Paterson.
Die Konservativen wollten sicherstellen, „dass ein Bäcker nicht gegen seine religiös bedingte Ablehnung der Homoehe dazu gezwungen werden, für ein gleichgeschlechtliches Paar einen Kuchen zu backen“, wie dies in anderen Ländern geschehen sei, so ein anderer Politiker. Die Pläne für einen Gegenvorschlag wurden von den Befürwortern scharf kritisiert. Er öffne „eine neue Tür zur Diskriminierung von Homosexuellen, während sich eine andere schließt“.
Abbotts Plan, Zwietracht zu säen, ging auf
Mit dem klaren Ja tritt die seit Langem existierende tiefe Unstimmigkeit in der australischen Politik in eine neue Phase. Die Befragung war eigentlich gar nicht notwendig gewesen – das Parlament hätte in eigener Regie abstimmen können. Die aufwändige Umfrage war noch vom früheren Premierminister Tony Abbott angeordnet worden, bevor er 2015 von Turnbull aus dem Amt geputscht wurde. Kritiker meinten damals, der konservative Abbott – ein fundamentalistischer Katholik und kompromissloser Gegner der Homoehe – habe im Vorfeld des Entscheides im Volk „Zwietracht“ säen wollen.
Das ist ihm und seinen Anhängern zum Teil gelungen. Ein gut finanzierter Verbund aus konservativen Politikern und religiös motivierten Gegnern agierte mit zeitweise absurden Argumenten und zunehmender Aggressivität gegen die Gleichberechtigung. Befürworter klagten über verbale und vereinzelt sogar tätliche Übergriffen. Der Aktivist Tom Sebo meinte, die Hauptleidenden seien junge Homosexuelle gewesen, deren Zuneigung für ihre Partner von den Gegnern in Frage gestellt worden sei.
Einige Opponenten hatten gleichgeschlechtliche Liebe als „pervertiert“ bezeichnet und Homosexuelle mit Pädophilen verglichen. Auch von Seite der Befürworter gab es Entgleisungen. So wurde Abbotts Schwester Christine Foster attackiert. Obwohl sie selbst lesbisch ist und sich – sehr zum Leidwesen ihres Bruders – für die Einführung der Homoehe engagiert hatte. Abbott sah am Mittwoch in seinem eigenen Wahlbezirk in Sydney, wie wenig seine ablehnende Haltung mit der Meinung der dortigen Bevölkerung übereinstimmt: 84 Prozent der Berechtigten in seinem Wahlkreis hatten sich für die Gleichberechtigung für homosexuelle Paare ausgesprochen
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