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Bedrohungslage in DuisburgSchreiben mit „bedrohlichen und rechtsradikalen Äußerungen“

Alle Sekundar- und Gesamtschulen in Duisburg bleiben am Montag zu. Der Staatschutz ermittelt wegen eines Drohschreibens, der Präsenzunterricht ruht.

„Schule geschlossen“ steht am verschlossenen Tor der „Sekundarschule Am Biegerpark“ in Duisburg-Huckingen Foto: Christoph Reichwein/dpa

DUISBURG dpa | Wegen einer Bedrohungslage in Duisburg bleiben zu Beginn der Woche alle Sekundar- und Gesamtschulen in der Stadt geschlossen. Das teilte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Duisburg am Sonntagabend mit. An den betroffenen Schulen findet heute ersatzweise Distanzunterricht statt. Zuvor hatte die Bild-Zeitung berichtet.

Bereits am Freitag war der Polizei zufolge bei der Schulleitung der Gesamtschule Duisburg-Mitte ein Schreiben mit „bedrohlichen und rechtsradikalen Äußerungen“ eingegangen. Der unbekannte Absender habe Straftaten für diesen Montag in der Bildungseinrichtung angekündigt, hieß es. Der Duisburger Staatsschutz habe unverzüglich die Ermittlungen aufgenommen.

Am Sonntag habe dieselbe Schule dann erneut ein Schreiben mit bedrohlichen Inhalten erhalten, die auch 13 weitere Schulen im Stadtgebiet betreffen, erklärte die Polizei. „Experten des Duisburger Staatsschutzes kamen im Rahmen der Gesamtbetrachtung des aktuellen Sachverhaltes zu der Einschätzung, dass nicht von einer Ernsthaftigkeit der angekündigten Taten auszugehen ist.“

Präsenzunterricht aus Sicherheitsgründen ausgesetzt

Dennoch wurden vorsichtshalber Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Die Bezirksregierung habe nach interner Beratung die Entscheidung getroffen, den Präsenzunterricht an den betroffenen Schulen auszusetzen, schrieb die Polizei. „Um ein mögliches Restrisiko weitergehend zu minimieren, wird die Duisburger Polizei am 7. April unmittelbar an den Schulen Aufklärungs- und Präsenzmaßnahmen durchführen.“

Die Nachricht von den Schulschließungen machte in der 500.000-Einwohner-Stadt schnell die Runde. Einige Schulen informierten auf ihrer Internetseite über die Bedrohungslage und den Ausfall des Präsenzunterrichts. Stattdessen werde es Unterricht im Distanzformat geben, hieß es.

Präsenzunterricht an Gymnasien

An Duisburger Gymnasien soll hingegen wie geplant Präsenzunterricht stattfinden. In einer Mail eines Duisburger Gymnasiums an die Eltern, die der dpa vorliegt, heißt es: „Es gibt – Stand Sonntag 6.4., 20.45 Uhr – eine Bedrohungslage, die für alle Duisburger Sekundar- und Gesamtschulen gilt – aber nicht für Gymnasien.“ Und: „Sie, liebe Eltern, entscheiden selbst, ob Sie Ihr Kind morgen zuhause lassen.“

Ein Duisburger Gymnasium kündigte an, die Schule zu schließen. Für alle Schülerinnen und Schüler werde es Distanzunterricht geben, heißt es auf der Internetseite des St. Hildegardis-Gymnasiums.

Schülervertreter reagieren besorgt

Die Bezirksschülervertretung teilte am späten Abend per Mail mit, Eltern wie auch Schüler und Schülerinnen der bis jetzt nicht betroffenen Duisburger Gymnasien und Realschulen seien besorgt. „Gymnasien liegen in Duisburg oft direkt in unmittelbarer Nähe zu Gesamt- oder Realschulen“, sagte Bezirksschülersprecher Florim Iseini. Ihn erreichten viele besorgte Nachrichten. „Es ist daher von höchster Bedeutung, dass Eltern, Schüler und Schülerinnen Ruhe bewahren und die Behörden es den verbleibenden Schulformen ermöglichen, den Schulbetrieb morgen aus Sicherheitsgründen einzustellen.“

Erst kürzlich Amokdrohungen

Im vergangenen Monat hatte es Amokdrohungen an zwei Duisburger Gymnasien gegeben. Die Polizei ermittelte drei Schülerinnen als Verdächtige. Die Mädchen sollen eine Drohung in einer Mädchentoilette eines Gymnasiums hinterlassen haben, wie die Polizei Ende März mitteilte. Eine ähnliche Drohung wurde später in der Mädchentoilette eines weiteren Gymnasiums entdeckt.

Die Staatsanwaltschaft Duisburg wertet die Schriftzüge als Störung des öffentlichen Friedens. Ob die drei ermittelten Schülerinnen auch für die zweite Drohung verantwortlich sind, ist unklar.

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4 Kommentare

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  • "Bedrohlich[e] und rechtsradikal[e] Äußerungen" klingt harmloser, als die Texte waren.

    Da hat nämlich jemand seinen NS-Revival-Träumen freien Lauf gelassen, und wollte Duisburgs Schulen "säubern".

  • "Schreiben mit „bedrohlichen und rechtsradikalen Äußerungen“".



    Damit haben die AfD und ähnliche Gesinnungsbrüder/Schwestern nichts zu tun!

    • @LeKikerikrit:

      Niemand hat was von AfD gesagt, aber danke für den Hinweis und die Gleichsetzung mit Rechtsradikalen.

  • Es ist natürlich richtig, dass man solche Drohschreiben ernst nimmt und Vorsichtsmaßnahmen ergreift. Geht ja nicht anders.

    Aber wie viele solcher Schreiben mit bedrohlichen Äußerungen haben jemals wirklich eine tatsächliche Gefährdung zur Folge gehabt?