Bedrohtes Quellsystem in Kroatien: Verschnaufpause für die Una-Quelle

Eine kroatische Behörde bezweifelt, dass die Genehmigung für ein Wasserkraftwerk rechtmäßig ist. Den Menschen in der Region gibt das Hoffnung.

Der Fluss Una in Kroatien

SPLIT taz | Es ist ein Hoffnungsschimmer für die Menschen aus der Region. Tag und Nacht hatten sie Wachen aufgestellt im Quellgebiet des Flusses Una, das nahe des kroatischen Dorfes Donja Suvaja an der Grenze zu Bosnien liegt. Sie hatten Verbündete gesucht und vielfältig Druck gemacht. Nun hätten sich die Behörden gezwungen gesehen, ihren Vorwürfen nachzugehen, sagt Stefan Vojnović, der an den Protesten beteiligt ist.

Es geht um den Schutz eines der wenigen intakten Flussgebiete in Europa. Der Konflikt tobt seit Wochen. Beteiligt sind auf der einen Seite die Aktivisten, auf der anderen ein Investor und, bislang auf dessen Seite, die kroatischen Behörden. Die Una-Quelle gilt als ein Naturwunder und speist sich aus Wasseradern, die Hunderte Meter tief durch Karstschichten verlaufen. Das Wasser ist glasklar.

Ausgerechnet hier wollte der Investor ein kleines Wasserkraftwerk bauen. Die Betriebsgenehmigung hatte er bereits in der Tasche. Doch nun hat die staatliche kroatische Aufsichtsbehörde ein Strafverfahren gegen den Beamten eingeleitet, der für die Erteilung der Genehmigung verantwortlich war. Der Mann wird verdächtigt, seine Stellung und seine Befugnisse missbraucht zu haben. Die Genehmigung sei auf der Grundlage unvollständiger Unterlagen erteilt worden, heißt es. Unter anderem hatten Inspektoren bemängelt, dass keine angemessene Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt wurde. Im Klartext: Es wurde mindestens geschlampt, vermutlich auch betrogen.

Trotzdem haben die Behörden die Bauarbeiten, für die Anfang Juli die ersten Bagger angerollt waren, noch nicht vollständig gestoppt.

Jede Menge Solidarität

Die Anwohner und internationale Umweltschützer halten deshalb ihre Wachen in dem Gebiet, das als Natura-2000-Lebensraum eigentlich Schutzstatus genießt, weiterhin aufrecht. Sie fordern die kroatische Regierung auf, alle Arbeiten sofort einzustellen und die Umweltgesetze einzuhalten, um weitere Schäden am Ökosystem des Flusses zu verhindern.

„Wir sind erleichtert, dass die Behörden den Ernst der Lage erkannt haben“, sagt Tanja Rastović, Vorsitzende der Initiative Udruga Una, die den Fluss retten will. „Jetzt müssen wir weiter Aufklärungsarbeit leisten, damit der Bau endgültig gestoppt wird.“

Die aktuelle Anklage gegen den Beamten erfolgte, nachdem der Druck auf die Behörden nach intensiver kroatischer und internationaler Medienberichterstattung immer stärker geworden war. Auch populäre Musiker und Sänger hatten die Initiative unterstützt. Der Protest in den sozialen Medien und von lokalen und internationalen Gruppen und Einzelpersonen war immer lauter geworden.

Man werde die Aktionen so lange fortsetzen, bis alle Bautätigkeiten dauerhaft gestoppt sowie der Fluss und das gesamte Quell-Areal in den früheren Zustand zurückversetzt sind, sagt Stefan Vojnović.

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