Bayerischer Fernsehpreis für Markus Lanz: Kein Söder Lanz in dieser Zeit
Der Bayerische Fernsehpreis ist auch immer ein bisschen Selbstfeierei von Markus Söder. Und er ist schwer verliebt in Preisträger Markus Lanz.
D en Bayerischen Fernsehpreis gibt es seit 1989. Er ist weiß-blau staatstragend, was sich schon an der Trophäe ablesen lässt. Die ist nämlich ein weißer Porzellan-Panther mit Bayernwappen, natürlich aus der Manufaktur Nymphenburg. Weil Porzellan-Figurinen ein bisschen aus der digitalen Zeit fallen, heißt die Sause in diesem Jahr neu. Kommenden Dienstag wird der erste „Blaue Panther – TV & Streaming Award“ verliehen. Zum „Blue“ fehlte wohl der Mut? Obwohl Bayerns Oberpanther eigentlich kein Kind von Traurigkeit ist. Denn auch wenn das Ding anders heißt, bleibt das Personal natürlich dasselbe. Also Söder. Bayerns Ministerpräsident feiert sich mit dem Fernseh- & Strömungspreis auch immer ein bisschen selber und vergibt den Ehrenpreis höchstpersönlich. „Wieso werden Porzellan-Panther und keine Lion-Bitcoins verteilt? Der Löwe ist doch Bayerns Wappentier“, sagt die Mitbewohnerin.
Dieses Jahr geht das Ehren-Dings an Markus Lanz. Söder ist so in ihn verliebt, dass sie sich am Dienstag bestimmt auf offener Bühne Zungenküsse … Ach ne, geht nicht wegen Corona. Aber der CSU-Politiker liefert in seiner vorab veröffentlichten Laudatio einen derartigen Sermon ab, dass dagegen die „ultimative Lobhudelei“ aus „Zimmer frei“ blau vor Neid würde. „Markus Lanz ist ein kluger, hartnäckiger und immer akribisch vorbereiteter Talkmaster“, salbadert Söder.
„Dabei begegnet er seinen Gesprächspartnern mit einer geradezu trügerischen Leichtigkeit […]. So mancher Gast ist ihm so in die sprichwörtliche Falle gegangen.“ Spricht da einer aus leidvoller Erfahrung? Wurscht, denn „zugleich begegnet er allen seinen Gesprächspartnern fair und auf Augenhöhe, sodass keiner unversöhnt aus dem Studio geht und jeder gerne wiederkommt.“ Das sei „Meinungsbildung mit Charme“, so Söder und „existenziell wichtig für unsere lebendige Demokratie“. Wer so was über sich gesagt bekommt, bleibt nicht beim ZDF. So eineR wird Medienminister*in in der Bayerischen Staatsregierung.
Wenn wir ehrlich sind, ist Lanz natürlich gut. Warum, hat schon in sehr langen Stücken hier in der taz gestanden. Das hatte fast Söder-Niveau, stimmt aber nun mal. Für den Gegenbeweis reicht es, mal kurz bei der letzten „Anne Will“ reinzuzappen. Die Redaktion hatte sich auf eine maue SPD bei der Niedersachsen-Wahl vorbereitet, weil doch die Stimmung wegen Ampelmann Scholz so mies ist. Und obwohl das Wahlergebnis nicht dazu passte, wurde eisern an der These festgehalten. Lanz kriegt seinen Söder, ne, Panther also zurecht. Vielleicht ist das Ding ja dieses Jahr auch aus blauem Porzellan. Und zum Schluss singen alle „Kein Söder Lanz in dieser Zeit, als hier das unsere weit und breit, wo wir uns fi-hin-den wohl so ab 23.15 Uhr im ZDF …“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg