Bayer-kritische Organisation: Mehrkosten treffen Finanzloch

Die „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ klagt über einen drastischen Rückgang der Zuwendungen. Denn auch die Spender haben finanzielle Probleme.

Junge Demonstranten halten einen Banner auf dem das Bayer Logo ausgestrichen ist

Protest gegen Bayer 2019 Foto: Martin Meissner/ap

BERLIN taz | „Konzern-Widerstand in Gefahr“: So lautet die dramatische Überschrift, mit der die „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ (CBG) ihre Un­ter­stüt­ze­r*in­nen alarmierte. „Die Spenden und Förderbeiträge sind wie nie zuvor in der Geschichte der CBG eingebrochen“, erklärt Axel Köhler-Schnura, ehrenamtlicher Finanzvorstand der CBG. „Im Vorjahr hatten wir Ende Mai ein Drittel mehr Geld zur Verfügung als heute. Wir drohen auf das Niveau von vor 15 Jahren abzusinken.“

Beim CBG handelt es sich um ein Netzwerk für Umweltschutz und soziale Anliegen, das aus einer Bürgerinitiative in Deutschland hervorgegangen ist. Seit Anfang der 1980er Jahre hat es seine Kritik an dem weltweiten Agieren des Bayer-Konzerns auf die internationale Ebene ausgeweitet.

Aufgrund der direkten Konfrontation mit einem der ganz großen multinationalen Konzerne hat die CBG bei den im NGO-Wesen üblichen Fördertöpfen keine Chancen. „Der lange Arm von Bayer reicht weit. Da schließen sich die Türen bei Kirchen, staatlicher Unterstützung und den Förder-Stiftungen sofort“, erläutert Köhler-Schnura. „Entsprechend müssen wir zur Finanzierung von jedem Handschlag erst einmal die nötigen Spenden auf dem Konto haben.“

Entsprechend ist Geldmangel in der Geschichte der konzernkritischen Initiative nichts Neues. Bereits 2011 war die Arbeit des Netzwerks in Gefahr, weil im Zuge der Finanzkrise seit 2008 die Spenden massiv eingebrochen waren. Damals gelang die Rettung, weil viele neue Un­ter­stüt­ze­r*in­nen dazugewonnen werden konnten.

Heute allerdings ist die Lage noch schwieriger: Die Kosten für Recherche, Produktion und Aktion sind um mehr als ein Drittel gestiegen. Und obwohl bis auf zwei Personen alle bei der CBG ehrenamtlich arbeiten, sind die Personalkosten doppelt so hoch wie 2011.

Finanzielle Probleme auch bei Spendern

Zudem meint der CBG-Vorstand, dass die ökologische Krise, die Coronapandemie sowie der Ukrainekrieg die Menschen verunsichern. „Unsere Arbeit wird naturgemäß nicht von den Reichen und Ultrareichen gefördert. Uns finanzieren die Menschen, die unter Konzernverbrechen leiden und von Kapitalmacht ausgebeutet werden. Und genau auf diese Menschen rollt eine soziale Krise ohne Beispiel zu. Da muss zunehmend mit knappem Geld und spitzem Stift gerechnet werden, wenn Gemüse, Wohnung und Heizung nicht mehr finanziert werden können,“ stellt der CBG-Finanzvorstand klar.

Ein zusätzliches Problem sei, dass sich die jüngeren Generationen keine große Spendenbereitschaft leisten können. Da helfe es auch nicht, dass die CBG gute Kontakte zu jungen Ak­ti­vis­t*in­nen beispielsweise aus der Klimabewegung habe und häufig zu Veranstaltungen eingeladen werde.

CBG-Geschäftsführer Marius Stelzmann betont: „Das Geheimnis des Erfolgs unserer Arbeit gegen Konzernmacht ist die durch hundertprozentige Spendenfinanzierung gewährleistete Unabhängigkeit.“ Aber ehrenamtlicher Einsatz alleine reiche nicht. „Wer nicht nur Mängel lindern möchte, sondern prinzipiellen Widerstand gegen Konzern-Verbrechen für nötig hält, muss jetzt spenden oder besser noch Fördermitglied der CBG werden“, so der Appell.

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