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Bari Weiss ist Chefredakteurin bei CBSTeil der Trump’schen Übernahme

Leon Holly

Kommentar von

Leon Holly

Die Journalistin Bari Weiss ist jetzt Chefin des US-TV-Senders CBS News. Gerade dass sie keine Trump-Ideologin ist, macht sie perfekt für den Job.

Bari Weiss, die neue Chefin von CBS News Foto: Daniel Paik/ap

E s ist fragwürdig, ob man Bari Weiss als nützliche Idiotin für Donald Trump bezeichnen kann. Der Begriff „nützliche Idioten“ bezeichnet ja Menschen, die aus Naivität die Propagandaarbeit für autoritäre Regime und deren Herrscher betreiben. Bei der Journalistin Bari Weiss darf man dagegen schon davon ausgehen, dass sie durchschaut, wieso der Nepo-Milliardär und Trump-Unterstützer David Ellison sie zur Chefredakteurin von CBS News gemacht hat.

Ihr Wechsel von ihrem Portal The Free Press an die Spitze des renommierten Fernsehsenders ist auf den ersten Blick nicht der eklatanteste Schachzug bei der Gleichschaltung der US-Medienlandschaft. Aber er ist an Perfidität kaum zu überbieten.

Bari Weiss hat sich als konservative Journalistin beim Wall Street Journal einen Namen gemacht, bevor sie 2017 von der New York Times angestellt wurde. In ihren Beiträgen schoss sie gegen die angeblichen Exzesse der Linken, kritisierte den Woman’s March gegen Trump 2017 und bezeichnete Intersektionalität als neues Kastensystem.

In der New York Times herrschte damals eine aufgeheizte kulturkämpferische Stimmung. Doch nachdem es Weiss nicht gelungen war, sich als Märtyrerin der Meinungsfreiheit feuern zu lassen, trat sie 2020 selbst zurück, um larmoyant eine „illiberale Umgebung“ in der Zeitung und hausinternes Mobbing zu beklagen. Diese zum Klischee verkommene Pose fiel natürlich Ulf Poschardt auf, der Weiss 2021 als Kolumnistin für Springers Welt anwarb.

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Oligarchen bei CBS

Nun also der Wechsel an die Spitze von CBS. Der vor fast hundert Jahren gegründete Sender ist eines der Flaggschiffe des Nachrichtenfernsehens in den USA. Konservative und Rechte unterstellen CBS einen linksliberalen Bias. In Wahrheit aber ist der Sender eher zentristisch und versuchte eigentlich, sich aus dem Kulturkampf herauszuhalten. Bis jetzt.

Im Juli zahlte CBS’ Mutterkonzern Paramount Trump eine Vergleichzahlung wegen einer lächerlichen Klage – ein Tribut, damit Trump über die Rundfunk-Aufsichtsbehörde FCC nicht die Fusion von Paramount und der Produktionsfirma Skydance Media verhindert. (Trumps FCC-Chef Brendan Carr hat seinerseits am „Project 2025“ mitgeschrieben, dem berüchtigten rechten Umbauplan für die USA, entworfen von dem Thinktank Heritage Foundation.)

Skydance gehört dem bereits erwähnten David Ellison. Mit der Fusion mit Paramount stieg er zum CEO von Paramount Skydance auf – und erhielt damit die Kontrolle über CBS. Ellison ist der Sohn von Larry Ellison, ein Oligarch, der den Softwarekonzern Oracle gründete, sich früh zum Förderer von Trump aufschwang und aktuell als zweitreichster Mann der Welt rangiert. Sein Multimilliardenvermögen setzt Larry Ellison gerne ein, um rechte Kräfte in Israel und das israelische Militär zu unterstützen.

Geld und Propaganda für Israel

Ellisons Liebe zu Israel verbindet ihn mit Bari Weiss. Als Studentin an der Universität Columbia führte diese Freundin der Meinungsfreiheit eine Kampagne an, deren Ziel es war, arabische Professoren als antisemitisch zu diskreditieren.

Ihr Portal The Free Press, das auch von anderen Trump-Oligarchen wie Marc Andreessen und David Sacks finanziert wird, und jetzt für rund 150 Millionen US-Dollar an Paramount geht, nahm jüngst selbst an einer breiteren proisraelischen Propagandakampagne teil: Durch Hinweise auf die Vorerkrankungen hungernder Kinder im Gazastreifen suchten The Free Press und Co., die echten Folgen von Israel Aushungerungsstrategie zu relativieren. Laut dem Guardian wurden The Free Press viele ihrer „Scoops“ von Trump-Vertrauten gefüttert.

Als Konservative ist sie keine vulgäre MAGA-Schleuder à la Tucker Carlson

2016 hatte Bari Weiss noch erklärt, sie habe bei der Wahl für Hillary Clinton gestimmt. Eine ganze Zeit lang wurde sie dem Lager der „Never-Trumper“ zugerechnet. Nach der Wahl 2024 aber sagte Weiss, sie habe sich über Trumps Sieg gefreut. Als Konservative ist sie keine vulgäre MAGA-Schleuder à la Tucker Carlson – aber genau das ist es, was sie perfekt für Trump und Ellison macht.

Der Journalist Patrick Redford bringt es in einem Beitrag für das Portal Defector auf den Punkt: Weiss’ Projekt und das ihrer Unterstützer bestehe nicht darin, sich als Medien der neuen Rechten zu etablieren, sondern als neue liberale Medien, die „innerhalb des neurechten Paradigmas die am weitesten links liegende akzeptable Position markieren“.

Einem zentristischen Sender wie CBS kann man nicht einfach eine MAGA-Ideologin überstülpen. Da muss man behutsamer vorgehen. Da braucht es jemanden wie Bari Weiss.

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Leon Holly
Jahrgang 1996, studierte Politik und Nordamerikastudien in Berlin und Paris. Von 2023 bis 2024 Volontär der taz Panter Stiftung. Schreibt über internationale Politik, Kultur, und was ihn sonst so interessiert.
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6 Kommentare

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  • Ist eigentlich an "Geld..." bzw. " Liebe zu Israel" etwas auszusetzen? Neuerdings liest sich hier sehr sehr vieles wie ein altbekanntes Geraune...

    • @DemianBronsky:

      Ich zumindest lehne es grundsätzlich ab, Rechtsradikale und / oder Faschisten zu unterstützen. Solange diese die israelische Regierung stellen, ist IMO keine wie auch immer geartete Unterstützung für Israel angezeigt

      • @Kaboom:

        Sie verwechseln – wie so viele – Land und Regierung. Wenn ich sagen würde, ich liebe Italien, käme mir niemand mit Meloni, Salvini und anderen Schweinehunden. Dasselbe bei so ziemlich allen Ländern der Welt... Aber Israel, da sind die Dinge immer anders. Ist klar. Selbst bei Russland wird sehr feinsinnig unterschieden und Leute können mir in den Talkrunden erzählen, sie liebten Russland, hassten aber den Krieg und Putin. Aber Israel, da sind die Dinge immer anders. Da mögen die Israelis gegen die Regierung seit Jahren demonstrieren, das gerechte deutsche Urteil ist gefallen...

    • @DemianBronsky:

      Wenn "Liebe zu Israel" bedeutet, dass man versucht, Folgen von Aushungern herunterzuspielen, ist es keine gesunde Liebe. Wenn man sich freut, dass Trump wiedergewählt wurde, ist man entweder nicht bei Trost, profitiert davon persönlich genug, um drauf zu scheißen oder findet Gefallen am Niedergang der USA. Dass sie nicht die große MAGA-Marktschreierin ist, aber dennoch auf der konservativen Seite, die eher mit Trump sympathisiert, dass ist ja eben der Clou am Artikel.

      • @Jona Hauger:

        "... ist es keine gesunde Liebe."

        Sie haben Recht. Ellisons kranke liebe zu Israel, klingt als Schlagzeile viel nachvollziehbarer.

        BTW: ich habe den Artikel durchaus verstanden: Alles creepy, was nicht in mein Weltbild passt. Etwas mehr Umsicht täte allen gut (und ich verabscheue Trump und seine Diebesbande und dran gehängte klerikal-faschistische Sekte).

  • Bari Weiss sieht im Gegensatz zu Tucker Carlson wirklich sehr unschuldig aus, aber der Eindruck täuscht.

    Sie ist die Annalena Baerbock der USA.