Bahnstrecke Hannover-Hamburg/Bremen: Pläne gegen den Bürgerwillen
Die Bahn plant trotz eines bereits gefassten Kompromisses den Neubau einer ICE-Trasse. Bürgerinis und Wirtschaftsminister Althusmann kritisieren das.
Gegen den Kompromiss hatten sich damals unter anderem der Verkehrsclub Deutschland und Pro Bahn ausgesprochen, weil er unzureichend sei, um die Verkehrsprobleme zu lösen. Die Bahn plante derweil trotz des Kompromisses intern einen Neubau. „Die gemeinsam 2015 im Dialogforum erarbeitete Lösung hat sich in der planerischen Betrachtung als nicht möglich erwiesen“, erklärte der Vertreter der Bahn, Frank Arne Limprecht in Celle.
Bei dem Treffen stellte die Bahn drei Varianten vor, die die Strecke zwischen Hannover und Hamburg/Bremen entlasten sollen – erklärte aber bei allen Modellen, dass sie nicht das für die Umsetzung erforderliche Kosten-Nutzen-Verhältnis erreichten.
Deshalb prüfe man andere Varianten, darunter die nun so umstrittene „bestandsferne“ Variante, die mitten durch die Gemeinde Seevetal führen würde, erklärte Limprecht – um hinzuzufügen, dass das eigentlich nur dazu diene, die angedachten Ausbaupläne zu stärken: „Wenn wir eine bestandsnahe Lösung finden, muss die natürlich im Zweifel auch bestehen können gegen andere Vorschläge“.
Der Zorn der Bürgerinitiativen
Deutlicher sagte es seine Kollegin Manuela Herbort: „Wir haben mehrere dreigleisige Varianten untersucht, wir haben zusätzlich die Vorschläge des externen Verkehrsberatungsbüros betrachtet, wir haben aber trotz all dieser Untersuchungen noch keine Variante gefunden, die verkehrlich engpassfrei und volkswirtschaftlich darstellbar ist.“
Das bewahrte die Bahn-Abordnung nicht vor dem Zorn der Bürgerinitiativen und von Minister Althusmann, der schon vor Beginn der Veranstaltung gezeigt hatte, auf welcher Seite er steht, als er bei einer Ansprache zu den Bürgerinitiativen vor Ort die gleiche gelbe Warnweste trug wie die Neubau-Gegner:innen. „Für Niedersachsen sind wir klar positioniert, dass wir den einstimmigen Beschluss des Landtages so und nicht in neuen Varianten umsetzen“, sagte Althusmann. Daran würden weder steigende Zugzahlen im oder Ansätze für den Deutschland-Takt etwas ändern.
Der Vertreter des Bundesverkehrsministeriums sagte, es gehe nun darum, die Lücke im Kosten-Nutzen-Verhältnis der Varianten ohne Neubau so auszugleichen, dass sie die Genehmigungshürde nehme. Die Bundespolitik soll im nächsten Jahr entscheiden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich