piwik no script img

Bahn-Chef entschuldigt sich für ChaosDas Häschen im Grube

Die Zugausfälle von Mainz seien eine große Blamage für die Bahn, gibt Rüdiger Grube zu. Jetzt soll aber alles besser werden. Allerdings hat er die Wurstbrater vergrätzt.

Herr Grube sagt Pardon – und muss die Wurst künftig im Discounter kaufen Bild: dpa

MAINZ/BERLIN dpa | Nach dem Bahnchaos der vergangenen Wochen am Mainzer Hauptbahnhof sind die Züge am Wochenende vorübergehend wieder normal gefahren. Seit Freitagabend gelte wie vorgesehen der sonst übliche Fahrplan, teilte ein Sprecher der Deutschen Bahn in Berlin mit.

Vorstandschef Rüdiger Grube wandte sich erstmals seit Bekanntwerden der Personalengpässe bei dem Staatsunternehmen an die Kunden. „Ich entschuldige mich ausdrücklich für die entstandenen Probleme“, sagte er der Welt am Sonntag. Die Zugausfälle seien „eine große Blamage für die Bahn“, so Grube in der Bild am Sonntag.

Auch an den anderen August-Wochenenden sollen in Mainz keine Züge mehr ausfallen. Unter der Woche gilt allerdings noch bis Ende des Monats ein eingeschränkter Fahrplan. An den Anzeigetafeln am Mainzer Hauptbahnhof waren am Samstagmorgen die vielen „Fällt aus“-Banner der vergangenen Tage verschwunden, Verspätungen bewegten sich im üblichen Bereich.

Seit zwei Wochen fallen am Mainzer Hauptbahnhof Züge aus oder müssen umgeleitet werden. Grund ist ein Personalmangel im Stellwerk. Dies hatte zu einer bundesweiten Debatte über Engpässe bei der Deutschen Bahn geführt. Trotz des Notfallfahrplans soll zum Schulstart nach den rheinland-pfälzischen Sommerferien am Montag der Zugverkehr für die Schüler in den Stoßzeiten weitgehend gesichert werden.

Grube betonte, das Management werde gemeinsam mit der Gewerkschaft prüfen, wo es Unterbesetzungen in dem Konzern gebe. Allerdings könne er nicht garantieren, dass es nicht mehr zu Ausfällen kommt. „Man kann die Situation nicht per Knopfdruck ändern. Fahrdienstleiter ist doch nicht irgendein Job wie Wurstwenden an der Frittenbude“, sagte Grube der WamS.

Gegenmaßnahmen seien jedoch eingeleitet: „Wir werden vor allem unser Frühwarnsystem zur Erkennung von Engpässen verbessern“, betonte Grube im Schwesterblatt BamS.

Grube: „Jetzt wird rekrutiert“

Grube verteidigte die Personalpolitik der Bahn. „Wir sind zurzeit in Deutschland das Unternehmen mit den meisten Neueinstellungen“, sagte der 62-jährige Manager der WamS.

Dem Konzern war vorgeworfen worden, sich zu wenig auf die Alterung der Belegschaft eingestellt zu haben. Es habe früher keine Bereiche gegeben, „die sich mit dem demografischen Wandel ausreichend beschäftigt haben“, räumte Grube ein. Dieses Manko sei aber nun behoben. „Die Bahn wurde zwei Jahrzehnte saniert, jetzt wird rekrutiert.“

Der parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Jan Mücke (FDP) hielt der Bahngewerkschaft EVG vor, die Zugausfälle auch als Druckmittel eingesetzt zu haben, um eine Personalaufstockung durchzusetzen. „Der Verdacht ist nicht von der Hand zu weisen“, sagte Mücke dem Magazin Focus.

Die EVG hat in dem Konzern mit Konkurrenz zu kämpfen: Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) kündigte an, ihr Mitglieder abzuwerben. „Wir wollen die Interessenvertretung für das gesamte Zugpersonal werden“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky der Wirtschaftswoche. Nicht interessiert sei die GDL hingegen an einer Vertretung der Schienennetz-Mitarbeiter.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • E
    Emma

    ich hab die Wurst-Allegorie beim besten Willen nicht verstanden.

    • T
      Thibault
      @Emma:

      Grube wird in der Presse/Radio mit diesen Worten zitiert:

       

      "Man kann die Situation nicht per Knopfdruck ändern. Fahrdienstleiter ist doch nicht irgendein Job wie Wurstwenden an der Frittenbude"