BVG schafft Bargeld im Bus ab: Es geht auch ohne Bares
Ab dem 1. September kann in den Bussen der Berliner Verkehrsbetriebe nicht mehr bar bezahlt werden. Ein absolut vertretbarer Schritt.
K önnen Sie sich noch an die Zeiten erinnern, als der Bus gefühlt minutenlang an der Haltestelle festklebte, weil eine lange Schlange von Fahrgästen in ihren Geldbeuteln kramte? Vielleicht waren auch TouristInnen darunter, die mit Euros nicht vertraut waren und jede Münze zweimal umdrehen mussten. Diese Zeiten sind tatsächlich längst passé. Auch darum ist der am Freitag von der BVG verkündete Schritt, ab 1. September kein Bargeld mehr in ihren Bussen anzunehmen, nur folgerichtig.
Genau genommen ist das nicht mal wirklich neu: Fast drei Jahre lang – von März 2020 bis Januar 2023 – gab es coronabedingt keine Bargeldannahme in den großen und kleineren „Gelben“, anfangs war sogar jeglicher Ticketkauf oder die direkte Kontaktaufnahme zu den FahrerInnen unmöglich. Als der Barverkauf dann zurückkam, war das eine rein politische Entscheidung: Das Verkehrsunternehmen selbst hatte sich gegen diesen Schritt zurück gewehrt.
Mit Gründen, die auch jetzt wieder angeführt werden: Die BusfahrerInnen, die ohnehin am Steuer multitasken müssen, werden entlastet, weil das ganze Prozedere von Kassenübergabe und -abrechnung einfach wegfällt. Mittlerweile werden laut BVG im Schnitt ohnehin nur noch drei Tickets pro Tag und Fahrzeug bar bezahlt, rund 99 Prozent der KundInnen steigen schon mit gültigem Fahrschein – physisch oder digital – ein. Zusätzlich entspannt hat sich die Lage seit Einführung des Deutschlandtickets: BesucherInnen aus ganz Deutschland nutzen damit schließlich die BVG, als wäre es ihr heimisches Verkehrsunternehmen.
War es während der Pandemie noch eine Behelfslösung mit Schlupflöchern, ist das Bargeld-Tabu im Bus nun im Tarif verankert. Wer kein Abo hat oder den Fahrschein nicht per App kaufen möchte, wird auch weiterhin bei den FahrerInnen bargeldlos ein Ticket erwerben können: mit Giro- oder Kreditkarte, dem Handy oder einer Guthabenkarte, die in den BVG-Kundenzentren, aber auch in hunderten privaten Läden – meist Kiosken und Spätis mit Lotto-Annahmestelle – mit Bargeld aufgeladen werden kann.
Oder einfach den Entwerter nutzen
Dass die Linke am Freitag das Bargeld-Aus im Bus mit dem Argument kritisierte, es gebe nach wie vor Menschen, die „aus finanziellen oder gesundheitlichen Gründen oder wegen ihres Alters nicht mit Girokarte oder Smartphone zahlen können oder wollen“, läuft deshalb weitgehend ins Leere. Denn selbst Menschen, für die auch eine Guthabenkarte zu viel des Digitalen ist, bleiben nicht außen vor: Sie können weiterhin Einzelfahrscheine aus Papier an einem Automaten der U- und S-Bahn ziehen oder in den besagten Shops kaufen und diese nach altem Brauch in den Bus-Entwerter schieben.
Manchmal ist die Zeit eben einfach reif für kleine Veränderungen, zumal wenn sie den Beschäftigten spürbar die Arbeit erleichtern. Kein Wunder, dass die Gewerkschaften mit dieser Maßnahme d’accord gehen. Dass, wie die Linke ebenfalls anmerkt, eine Beschleunigung des Busverkehrs das Personal entlasten würde, der Senat auf diesem Feld aber nicht gerade glänzt, ist auch völlig richtig, steht aber auf einem Blatt.
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