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BVB-Fans gegen RheinmetallNicht fürs Sterben werben

Ein Fan-Bündnis bei Borussia Dortmund hat vor dem ersten Spieltag Proteste gegen Sponsor Rheinmetall angekündigt. Wer hat den längeren Atem?

„Mit dem Fußball zum Saubermann-Image?“ Fan-Protest beim Champions League-Finale Foto: Robert Michael/dpa

Bisher ist vom Rheinmetall-Sponsoring nicht viel zu sehen. Auf der BVB-Website findet sich das Logo des Rüstungsunternehmens, beim letzten Testspiel lief der Werbespruch über die Banden. Es gibt aber keine Trikotwerbung, kein Hauptsponsoring. Dabei sollen für die drei Jahre Partnerschaft 20 Millionen Euro fließen. Offiziell ist die Waffenfirma als „Champion Partner“ des BVB klassifiziert, liegt aber in puncto Geldsumme deutlich höher als Sponsoren der gleichen Kategorie wie Sparda-Bank oder GLS. Doch auch, wenn man noch nicht so viel sieht: Borussia Dortmund wird zum Start der Männer-Bundesliga massenhafte Proteste erleben.

Drei Tage vor dem Cham­pions-League-Finale, immerhin dem wichtigsten Spiel der letzten elf Jahre, ging die Meldung vom Rheinmetall-Sponsoring durch die Medien. Viele Menschen haben sich darüber aufgeregt, egal ob fußballverrückt oder nicht. Selbst Wirtschaftsminister Robert Habeck bewegte sie zu einer Stellungnahme. Doch anders als der Grünenpolitiker, der die Zusammenarbeit verteidigt hat, haben sehr viele die Problematik erkannt und auch Sympathien für den Verein verloren. Das wurde bewusst einkalkuliert von Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der den Deal öffentlich verkündete. Die Reaktion der Fans folgte umgehend: Es gab eine spontane Demo und ein Transparent gegen Sportswashing im Champions-League-Finale. Doch für eine Firma, die Profite mit Krieg macht, ist schlechte Publicity wohl besser als gar keine. Also was tun?

Zum ersten Spieltag gegen Frankfurt haben fast 90 Fangruppierungen zu Protesten im eigenen Stadion aufgerufen. Unter dem Motto „Wir lassen uns nicht vor euren Karren spannen – Borussia ohne Rheinmetall“ werden die Fans zu Beginn der zweiten Hälfte ihren Unmut kundtun. Zu den Protesten aufgerufen hat ein breites Spektrum bis hin zu den „Desperados“, die immer mal wieder durch rechtsradikale Gesinnung ihrer Mitglieder auffallen, oder „The Unity“, Ultras, die den Spieler August Lenz in ihr Logo und Fahnen integriert haben, der ­NSDAP- und SA-Mitglied war.

Nicht alle Fans sind aus einer linken, pazifistischen Perspektive gegen Rheinmetall. Genau wie nicht alle Ultras aus einer linken, antikapitalistischen Perspektive gegen den Investoreneinstieg in der Männer-Bundesliga waren. Wie der Protest konkret aussehen wird, bleibt abzuwarten. Ebenso fraglich, ob alle Fans an einem Strang ziehen.

Investorenproteste als Vorbild

Das Worst-case-Szenario ginge noch eine Stufe weiter. Die Verträge mit den Hauptsponsoren 1&1 und Evonik laufen nächstes Jahr aus, und noch ist keine Tendenz absehbar, wer ab der Saison 2025/26 auf dem Dortmunder Trikot abgebildet sein wird. Früher oder später könnte auch das Kriegsunternehmen als Kandidat genannt werden. Ein Werben fürs Sterben in der Bundesliga und Champions League?

Der Protest kann erfolgreich sein, wenn er hartnäckig ist, wie die letzte Saison zeigte. Denn die langen Proteste vieler Ultra- und Fangruppen gegen einen Investoreneinstieg bei der DFL führten dazu, dass die DFL das Projekt abblies. Besonders frustriert war damals Watzke, der bei der DFL Aufsichtsratschef ist. Weitaus wichtiger als die Art des Protests war die Unnachgiebigkeit der Beteiligten. Denn die Aktionen in den Stadien waren simpel, erst gab es zahlreiche Stimmungsboykotts, danach dominierten durch Tennisbälle erzwungene Spielabbrüche wochenlang die Spieltage.

Die Argumentationsgrundlage damals war klar, durch Investoreneinstieg wurde eine weitere Zerstückelung des Spieltags befürchtet, ungünstige Anstoßzeiten für die Fans und die Austragung des Supercups oder Pokalendspiels etwa in Saudi-Arabien. Die Befürwortenden des Investoreneinstiegs konnten nie transparent und glaubwürdig die Kritik widerlegen. Auch im aktuellen Fall liegen die Argumente der Fans auf dem Tisch. Entscheidend dürfte sein, wie energisch der Protest ausfällt – und wer am Ende den längeren Atem behält.

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19 Kommentare

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  • Toll wenn man einfach wie John Nada die Brille absetzen und dann Frieden finden könnte. Nur auf die Werbung bezogen, nicht auf ET‘s

  • Hm. Nicht alles was zu den unschönen Notwendigkeiten der Welt gehört, muss man auch als Sponsor der eigenen Vereins gut finden. Rheinmetall versorgt eben nicht nur die Ukraine mit Munition. Der Konzern verklagt ebenfalls die Bundesrepublik, für sein entgangenenes Russlandgeschäft nach 2014 auf 130 Mio. Dort hat man lange auch fleißig investiert.



    Zumindest mal dürfte sich aber das mit dem selbstgerechten Fingerzeigen auf andere Vereine vorerst erledigt haben. Rheinmetall ist bestimmt nicht viel schlechter als Katar, Red Bull, Gazprom oder Wiesenhof. Aber eben auch nicht besser. Bereits mit der Vergangenheit des jahrelangen Trikotsponsors Evonik wars schon dreist den Saubermann zu spielen.

  • Zu erwähnen ist vielleicht auch, dass Friedrich Küppersbusch seither in seiner Kolumne keine Wasserstandsmeldungen zum BVB mehr vermeldet.

    Sondern zu RWE (nicht dem Konzern, den auch Habeck verteidigt hat - Lützerath-Deal -, sondern zu Rot-Weiss Essen, gegenwärtig auf Platz 9 in der dritten Liga)

  • Watzke hat nicht wirklich Interesse an Mitsprache. Schon gar nicht von den Fans/Ultras. Die BVB Fans dürfen froh sein ihn zu haben. Ohne Watzke und seine Mannschaft wäre der BVB vermutlich in der Versenkung verschwunden.



    Irgendwoher muss das ja kommen. Das was Fans hier artikulieren ist Fußballromantik. Watzke sieht das so.

  • Erinnert ein bißchen an die Diskussion beim FC Bayern vor ein paar Jahren, als man für Katar warb. Rummenigge und Kahn entblödeten sich nicht, hier die Initiierung eines Demokratieprozesses durch den FC Bayern zu behaupten. Die Fans sind im Konstrukt nur noch als Stimmungskulisse vorgesehen. Weder werden sie als Einnahmequelle, und schon gar nicht als Mitdiskutanten und -entscheider gebraucht und gewollt.

  • "Das wurde bewusst einkalkuliert von Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der den Deal öffentlich verkündete."



    Genau das ist das Problem, dass kein tragfähiger Konsens bestand, in Gutsherrenart agiert wurde und wird, wo Werte doch vorher so essentiell in der Unterscheidung von anderen Retortenclubs und sonstigen lästigen Kapitalismuskindern in der Konkurrenz propagiert worden waren. Viele meiner KameradInnen, unabhängig von Parteibuch oder Gruppenzugehörigkeit, fühlen sich "verraten und verkauft", der profunde Image-Schaden im Fan-Lager ist immens. Er wäre vermeidbar gewesen.



    Schade um die Küppersbusch-Sentenzen am Ende der Kolumne am Wochenende, aber RWE ist immer eine alternative Option. Nicht erst am Ende von allem!

  • Firmen, die die Ukraine mit Verteidigungsgerät versorgen, sollen das bitte im Geheimen tun, ohne Aufsehen, am besten ohne finanziellen Ertrag, oder wie?

    Wenn man aber für eine Unterstützung der Ukraine ist, für militärische Sicherheit in Europa, dann würde der Protest bedeuten: wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass. Die Drecksarbeit soll außerhalb unseres Sichtfeldes von anderen erledigt werden.



    Durch den Ukraine-Krieg bekommt Sicherheitspolitik endlich die offenbar viel zu lange verwehrte Aufmerksamkeit. Warum sollte sich das nicht auch im Sponsoring im Sport niederschlagen?

    • @Marius:

      Natürlich müssen Waffen irgendwo herkommen, es gibt auch Firmen, die diese Waffen herstellen und damit Geld verdienen. So weit, so klar. Nur warum soll ausgerechnet der Fußball das Sponsoringfeld sein? Und mit welcher Intention? Kauf dir dein privates Geschütz, Panzer für alle? Das katarische Verteidigungsministerium schaut auch Bundesliag? Waffen sind am Ende eben doch keine Brause, keine Biermarke oder eine Supermarktkette. Mit Waffen wird getötet, hier gibt es schon moralische Unterschiede.

      • @Bambus05:

        "[H]ier gibt es schon moralische Unterschiede."

        Also finden Sie es doch unmoralisch, Waffen herzustellen? Jedenfalls _weniger_ moralisch als die Produktion von Brause und Bier?

        Wenn es unmoralisch ist, sollte man es also nicht tun?

    • @Marius:

      Ganz Ihrer Meinung

    • @Marius:

      Es gilt seit jeher als vermessen:



      Förderung solcher Interessen.



      Der Themenkomplex "Schuld und Sühne"



      Beschäftigt Samstag Südtribüne.

    • @Marius:

      Ganz einfach.

      Weil das kein Sponsor im herkömmlichen Sinne ist.



      Oder müsste Rheinmetall Werbung machen? Mit Sicherheit nicht, die kriegen Ihre Aufträge auch ohne jegliche Werbung.

      Es geht dem Konzern um nix anderes als sein Image aufpolieren.

      Und genau das kritisieren auch die BVB Fans. Gibt ein schönes Statement von denen, findet man auf Faszination Fankurve.

      • @Barnie:

        Die Unterscheidung zwischen Rüstungskapitalisten und anderen Kapitalisten ist ähnlich unsinnig wie die zwischen Industrie- und Finanzkapital. Der Kapitalismus ist ohne die Rüstungsindustrie genauso wenig denkbar wie z. B. ohne die Transportbranche, die Finanzwirtschaft oder die chemische Industrie. Wer sich ernsthaft daran stört, dass Fußballvereine von der Rüstungsindustrie gesponsert werden, müsste sich konsequenterweise gegen jegliches Sponsoring durch Konzerne aussprechen. Das setzt allerdings den Verzicht auf fußballerische Spitzenleistungen voraus, und die Fans des BVB werden mehrheitlich kaum dazu bereit sein, die Konkurrenz mit Bayern München und Bayer Leverkusen um die deutsche Meisterschaft durch eine Rivalität mit der Spielvereinigung Erkenschwick zu ersetzen.

  • Schön, dass wir auch zunehmend Oligarchen kriegen für unsere Fussballklubs. Jetzt wo die russischen reihenweise wegfallen...

    Ich meine: irgendwo müssen die 100 Milliarden Wummse auch hin.

    • @tomás zerolo:

      Papperger ist angestellt, sonst gibt es viele Kapitalgesellschaften als Aktionäre, mit einem Anteil von jeweils max. 5,x%.



      Oligarchen kann ich nicht sehen.

    • @tomás zerolo:

      Das ist "nur" ein Sponsor, kein Investor/Teilhaber. Ich hoffe, dass die Fanszene den Druck aufrecht halten kann!

      • @Tenderloin:

        Auf keinen Fall



        Rheinmetall!



        Samstag gibt's Druck,



        Von Fans genug.



        Mal sehn, wer lacht!



        Wo steht die Macht?

      • @Tenderloin:

        Das hoffe ich auch! Respekt!