piwik no script img

BND-Papier geleaktSchon wieder Geheimdienst angezapft

Netzpolitik.org veröffentlicht erneut ein Geheimdienst-Papier. Diesmal trifft es den BND und dessen geplantes Ausspähprogramm fürs Internet.

Will im Internet mehr mitlauschen: der BND Foto: dpa

BERLIN taz | Sie haben es schon wieder getan. Die Journalisten von Netzpolitik.org veröffentlichten erneut ein Geheimpapier eines deutschen Sicherheitsdienstes: Diesmal betrifft es den Bundesnachrichtendienst (BND).

Das Blog stellte am Montag in Gänze ein Strategiepapier des Dienstes zu dessen geplantem Überwachungsprogramm fürs Internet online - der „Strategischen Initiative Technik“. Das Papier ist laut Netzpolitik.org als „VS-geheim“ eingestuft.

Der Plan des Geheimdienstes war schon länger bekannt, auch die taz hatte darüber berichtet. Die Details waren es nicht. Demnach will der BND das Internet künftig stärker automatisiert überwachen – weg von Inhaltserfassungen, hin zum Abfangen von Metadaten wie IP-Adressen. Der BND selbst spricht von einem „Philosophiewandel“.

Web 2.0-Daten in „Echzeit aggregieren“

Im Fokus stehen dabei vor allem soziale Onlineplattformen. Dortige Daten sollen „in nahezu Echtzeit aggregiert, miteinander korreliert und analysiert werden“. So soll ein „Lagebild aus der Sicht des Web 2.0“ entstehen. Daneben will der BND seine „Erfassungssysteme für Kabel, Satellit und Funk weiterentwickeln“. Auch sollen Verschlüsselungen besser geknackt werden: Der BND spricht von einem Ausbau seiner „Entzifferungsfähigkeit“.

Der Geheimdienst begründet die Notwendigkeit des Programms laut Papier mit der „ungebremsten Entwicklung der Internettechnologie“. Ziehe man dort nicht mit, drohe ein Verlust der „Augenhöhe“ mit westlichen Partnerdiensten und „eine Erosion der technischen Fähigkeiten des BND“. Das Programm soll dabei nach eigener Auskunft seinen Schwerpunkt auf die Abwehr von „Cyber-Angriffen“ legen, sei es durch feindliche Länder oder „kriminelle und terroristische Akteure“. 300 Millionen Euro erhält der BND bis 2020 für seine Online-Aufrüstung.

Netzpolitik.org hatte schon zuletzt mit der Veröffentlichung interner Geheimdienst-Papiere für Wirbel gesorgt. Die Journalisten veröffentlichten einen Haushaltsplan des Verfassungsschutzes und dessen Plan für eine Task Force zur Internetüberwachung. Der Verfassungsschutz stellte Anzeige, die Bundesanwaltschaft ermittelte wegen Landesverrats. Nach einigem politischen Wirbel und dem Rücktritt von Generalbundesanwalt Harald Range wurde das Verfahren eingestellt.

Der BND wollte sich zu der neuen Veröffentlichung nicht äußern – auch nicht zu möglichen rechtlichen Schritten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Dass der BND nun vermehrt versuchen will, soziale Netzwerke zu überwachen um mit anderen Diensten gleichzuziehen, liegt ja außerhalb jeglicher Vorstellungskraft. Doch diese VS-Papier bringt es nun an den Tag. Welch eine Riesenüberraschung ! ... gähn, gähn ...