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Autonomiebewegung in GrönlandGrönlands AktivistInnen

Aka Hansen setzt sich für die Dekolonisierung Grönlands ein. Offiziell gilt die Insel als ein Wahlbezirk Dänemarks mit eigener Regierung.

Protestierte mit einem „Decolonize“-Banner vor den Felswänden der Hauptstadt Nuuk: Aka Hansen Foto: Laura Lennert Jensen

Der Kampf gegen Kolonialismus und Rassismus macht auch vor Grönland nicht halt. „Wir werden im Moment wachgerüttelt“, erklärt die grönländisch-dänische Filmemacherin und Aktivistin Aka Hansen. Aka meint den 20. Juni, an dem die Statue des dänisch-norwegischen Missionars Hans Egede in der Hauptstadt Nuuk mit rotem Lack und der Aufschrift „Decolonize“ versehen wurde. Der evangelische Pfarrer Hans Egede war am 12. Mai 1721 nach Grönland aufgebrochen, um die Insel zu missionieren. Er übersetzte nicht nur die Bibel ins Grönländische, sondern ließ ab 1724 auch die ersten Kinder der Inuit taufen.

Weithin sichtbar thront seine Statue auf den Felsen der Stadt. Sie erinnert fast schon an die Kolumbusstatue in Chicago, die im Zuge der Proteste von Black Lives Matter entfernt wurde. Dies fordern auch die grönländischen Aktivist*innen, doch ihnen droht zunächst eine Anklage der dänischen Polizei. Nichtsdestotrotz setzten sie eine Abstimmung über die Statue in Gang. Von den 1.500 der 56.000 Grönländer*innen, die an der Abstimmung teilnahmen, stimmten jedoch über 900 für den Erhalt des Kolonialdenkmals.

„Menschen aus der Generation unserer Eltern wurden noch super christlich und dänisch sozialisiert. Da ist es schwer, ihre Normalität zu verändern“, erklärt Aka. Aber der Widerstand wachse. Vor allem junge Grönländer*innen werden aktiv. Ob auf Instagram oder vor Ort. Zuletzt protestierte Aka mit einem großen „Decolonize“-Banner vor den hohen Felswänden der Hauptstadt.

Es geht um die Aufarbeitung von kolonialer Vergangenheit

Seit Jahren setzt sich die 33-Jährige für die Dekolonisierung Grönlands ein. Im Jahr 2011 drehte sie den ersten komplett grönländisch produzierten Film. Von Kinderfilmen bis zur ersten Jugend-Science-Fiction-Webserie schafft sie damit Revolutionäres. „Die meisten“, erklärt Aka, „haben vorher noch nie einen Film oder eine Serie in ihrer eigenen Muttersprache gesehen. Das ist, als würden die Dänen ihr Leben lang deutsche Filme schauen müssen.“

Grönland gilt offiziell nicht mehr als Kolonie, sondern als ein Wahlbezirk Dänemarks mit eigener Regierung. Erst 2009 wurde Grönlands Autonomie ausgeweitet und die grönländische Bevölkerung als eigene Bevölkerungsgruppe anerkannt. Trotzdem obliegt Dänemark stets die Gewalt über die Justiz, den Finanzmarkt, die Außen- und Sicherheitspolitik sowie Bürgerrechtsangelegenheiten.

„Wir haben als junge Generation durch Social Media und die weltweite Bewegung Black Lives Matter im Moment die Mittel, wirklich etwas zu verändern“, erklärt Aka und lacht verschmitzt. Dekolonisierung heißt für sie mehr als die Autonomie Grönlands. Es geht um die Aufarbeitung von kolonialer Vergangenheit und Rassismus. Täglich gibt sie nun Interviews und plant Protestaktionen vor Ort. Denn „die Revolution“, stellt sie entschlossen fest, „kann nur offline und online passieren“.

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3 Kommentare

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  • Der Artikel schweigt sich leider aus, worin denn die kolonisierende Handlung Egedes bestand.

    Zwischen Missionierung und Kolonialisierung ist ein deutlicher Unterschied.

    Darüber hinaus kann ich mich erinnern, mal gelesen zu haben, dass er mit nordmännischen Grönländern rechnete und von Eskimos überrascht war.

  • Das ist natürlich blöd, wenn die Mehrheit das Denkmal behalten möchte. Dann muss man sich einreden, dass die falsch sozialisiert wurden, sonst müsste man ja die einige Vorstellung hinterfragen.

    Aber die USA unterstützen gerne die Autonomiebestrebungen in Grönland. Dann ist es viel leichter an die Bodenschätze - über vorgeblich gleichberechtigte Verträge -- heranzukommen. Die Wirtschaftskraft Grönland mit den 56000 Einwohnern stellt jedenfalls eine andere Größenordnung da, als wenn man mit Dänmark, bzw. EU verhandeln müsste.

  • Filme oder gar TVSerien regelmäßig für 56000 Grönländer*innen in der Landessprache zu produzieren halte ich für unwahrscheinlich... Selbst die gar nicht so kleinen Niederlande sind’s gewöhnt, Filme in OV mit Untertiteln zu schauen (alles andere ist meist zu teuer). Vermutlich ein Grund warum die Niederländer*innen oft so prima Englisch sprechen können.