Auszeichnung für Bremerin: Bexte holt den Karikaturenpreis
Bettina Bextes erstes Buch erschien im Selbstverlag, inzwischen hat sie eine Graphic Novel und einen Trickfilm geschaffen.
MitbewerberInnen waren Cartoon-Größen wie Hauck + Bauer, der tägliche taz-Comiczeichner ©TOM oder Til Mette, langjähriger Cartoonist der taz Bremen; insgesamt bewarben sich 293 KünstlerInnen mit 1.329 Einsendungen. Die Beiträge, die auf die Shortlist kamen, sind derzeit im Haus der Bremer Bürgerschaft zu begutachten.
Übergeordnetes Thema war diesmal „Künstliche Intelligenz“, eine Entwicklung, die Bexte durchaus umtreibt: „Im Moment kann die KI noch keine Satire produzieren, aber vielleicht ist das nur eine Frage der Zeit“, sagt sie. Zeichnungen könne man sich per KI-Programm ja schon fertigen lassen: „Wenn eine KI nun mit genügend Witzen gefüttert wird, sodass sie weiß, worauf es ankommt, werden wir dann vielleicht auch bald überflüssig?“
Beim Karikaturen-Wettbewerb war sie schon einmal vorne dabei, im Jahr 2016 erreichte sie den dritten Platz: „Ich dachte damals, jetzt wird was passieren, aber es passierte gar nichts.“ Niemand kam auf sie zu, kein Verlag klopfte an. Also beschloss sie, die Sache selbst in die Hand zu nehmen: Sie veröffentlichte im Selbstverlag mit „Fluch der Akribik“ eine Sammlung ihrer bisher besten Cartoons. „Das war zugegeben aus der Not geboren, aber es wurde von den Erfahrungen her ein tolles Projekt“, erzählt sie.
Ausstellung Deutscher Karikaturenpreis 2023: Bremen – Haus der Bürgerschaft;
Montag bis Freitag 10 – 18 Uhr; Eintritt frei. Bis zum 3. 02. 2024.
Mehr von Bettina Bexte findet sich auf www.bettinabexte.de; dort kann auch ihr Buch „Fluch der Akribik“ bestellt werden.
Nicht allein, weil es genügend Vorbestellungen gab, die den Druckkosten den Schrecken nahmen, sondern auch ob des zustimmenden Zuspruchs von KollegInnen. „Und der Vorteil ist, dass man alles selbst bestimmen kann, vom Papier bis zum Umfang, und außerdem macht es natürlich Spaß, wenn einem niemand reinredet, man eng mit der Druckerei zusammenarbeitet und man so mitbekommt, wie ein Buch überhaupt gemacht wird.“
Eine krisenhafte Situation, Momente von Zweifeln haben sie auch danach weitergebracht: während der langen Corona-Monate. „Am Anfang ging es noch super mit den Corona-Cartoons, weil alle in der gleichen Situation waren, aber bald konnte man die ja nicht mehr sehen“, erinnert sie sich. Dazu fielen alle Ausstellungen, alle Cartoon-Lesungen ersatzlos aus. Nicht nur, aber auch ein finanzielles Desaster.
Sie hat sich hingesetzt und sich gefragt: Was würdest du gerne noch mal machen? „Dazu kam, dass bei uns im Haus zwei ältere Damen wohnten, zwei Schwestern, für die ich einkaufen ging – und von deren Leben ich plötzlich so einiges mitbekam“, sagt sie. Und so lautete die nächste Frage: „Könnte ich das: nicht nur einzelne Witze erzählen, sondern eine Graphic Novel zeichnen?“
Erst entsteht mit „Die zwei von oben“ ein kurzer Trickfilm, dann zwei gezeichnete Lebenserzählungen, die sie ‚Graphic Biography‘ nennt: über zwei über 80-jährige SeniorInnen und eine Migrantin aus Simbabwe, die ihr je von ihren Brüchen im Leben erzählten, und auch vom Sich-aufrappeln – gefördert durch zwei Stipendien der Stadt Bremen.
Daraus soll nun ein nächstes Buch entstehen, diesmal aber ist ein Verlag mit im Boot. Wichtiger aber war die zeichnerische Herausforderung: „Man muss die Figuren anders darstellen und auch Geschichten erzählen, die nicht unbedingt lustig sind“, sagt sie. Und setzt hinzu: „Nur Humor nützt ja nix.“
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