Ausstellung Berlins größte Grabung: Marzahn, 10.000 B.C.
„Berlins größte Grabung. Forschungsareal Biesdorf“ im Neuen Museum zeigt Berlins Siedlungsgeschichte in Marzahn-Hellersdorf.
Auf einem riesigen Areal von 22 Hektar haben Archäolog*innen in Biesdorf zwischen 1999 und 2014 Fundstücke aus 10.000 Jahren Siedlungsgeschichte an der Wuhle freigelegt. Herzstück der neuen Ausstellung ist eine Kopfbedeckung aus einem Hirschgeweih, die aus dem 9. Jahrtausend v. Chr. stammt und wohl schamanische Funktionen erfüllt hat.
Dabei beschränkt sich die Ausstellung nicht darauf, Erkenntnisse zu Vor- und Frühgeschichte wiederzugeben, sondern veranschaulicht gleichzeitig die Forschungsmethoden der Archäolog*innen – und wie sich ihre Arbeitsweisen erweitert und verändert haben.
Um mehr über die Schamanen-Hut aus dem steinzeitlichen Marzahn herauszufinden, haben die Forscher*innen ein möglichst originalgetreues Replikat der Hirschkopfbedeckung hergestellt, das man vor Ort sogar anprobieren darf. Jeden Donnerstag und Freitag demonstrieren zudem Student*innen bei Live-Ausgrabungen direkt in der Ausstellung, wie sie aus einem dicken Erdklumpen mit Tonscherben durch Fotometrie 3-D-Modelle von alten Keramikgegenständen erstellen.
Mittels technisch aufwändiger Pflanzen- und Pollenanalysen der Biesdorfer Erde ergab sich zudem, dass an der Wuhle erstmals in der Jungsteinzeit Getreide angebaut wurde – also vor rund 12.000 Jahren. Luftaufnahmen und Phosphatrückstände von Tierdung ließen sogar darauf schließen, wo die bronzezeitlichen Marzahner*innen ihr Vieh entlangtrieben.
Nicht zu kurz kommen sollte für die Kuratorin Anne Sklebitz auch die Vermittlung von Geschichte: So sind Teile der Ausstellung zusammen mit dem Marzahner Jugendprojekt Manege entstanden. Die Jugendlichen haben einzelne Stationen mitgestaltet und unter anderem ein bronzezeitliches Marzahn-Brettspiel hergestellt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert