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Außengastronomie in HamburgPiefige Parkplatzliebe

Andrea Maestro
Kommentar von Andrea Maestro

In Hamburg dürfen Restaurants und Kneipen am Wochenende Parkstreifen für Tische und Stühle nutzen. Wenn sie abends alles brav wieder einräumen.

Ganz verschwinden sollen die Parkplätze nicht, trotz Außengastro Foto: Daniel Reinhardt/dpa

B arcelona, Rom, Lissabon. Warme Sommerabende, ein kaltes Glas Weißwein, um einen herum laut angeregte Gespräche, Gläser klirren, Tapas werden serviert. Im Urlaub mögen wir das, dieses unbeschwerte Lebensgefühl. Zu Hause soll dann aber alles etwas geordneter ablaufen. Außengastronomie soll Rücksicht nehmen: natürlich auf An­woh­ne­r*in­nen – um 22 Uhr ist Schluss mit lustig! – und Parkplätze soll sie dabei auch nicht kosten.

Die Bezirksversammlung in Hamburg-Mitte hat gerade eine neue Regelung beschlossen. In Stadtteilen wie St. Pauli oder St. Georg dürfen Kneipen und Restaurants die angrenzenden Park- und Ladeflächen von Freitag 17 Uhr bis Sonntag 22 Uhr als Außenbereich nutzen. Stühle und Tische müssen sie jeden Abend brav wieder reintragen, damit – Gott bewahre – hinterher nicht noch jemand Unbefugtes dort Platz nimmt. Den Rest der Woche dürfen wieder Autos dort parken.

„Außengastronomie mit Augenmaß“ nennen SPD, CDU und FDP das. Ich nenne es Lebensfeindlichkeit. Der Platz in der Stadt ist begrenzt. Trotzdem nehmen den größten Teil des Straßenraums Autos ein. In Hamburg, wo in der Innenstadt an jeder Ecke alle paar Minuten ein Bus oder eine Bahn fährt, ist das Platzverschwendung. Eine sinnvolle Option wären An­woh­ne­r:in­nen­park­häu­ser in den Vierteln. Eine andere weniger Autos.

Die wildesten Ecken Hamburgs

Mit dem Raum könnten wir so viel anfangen: mehr Grün, mehr Raum, um sich zu bewegen, aber auch Außenflächen in der Gastronomie. Ja, da ist dieses Anwohner:innenproblem. Aber Menschen, die gern in die dreckigsten und wildesten Ecken von Hamburg ziehen, weil das halt cooler ist als Rahlstedt, die müssen auch damit leben, dass es in diesen Ecken lauter ist.

Wer Großstadtflair will, kriegt auch Großstadtflair

Im Hamburger Stadtteil Ottensen gab es fünf Monate lang das Pilotprojekt „Ottensen macht Platz“. Eines der Ziele war es zu zeigen, dass der öffentliche Raum mehr sein kann als „eine kostenlose Abstellfläche für Autos“. Einige wenige, darunter einer, der sich auch vor Gericht durchsetze, kritisierten das Projekt. Aber vor allem die Anwohner äußerten sich bei einer Befragung positiv. Das Projekt habe mehr Verkehrssicherheit für Kinder und auch mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer gebracht. Ottensen feilt jetzt an einer immerhin auto­armen Lösung für den Stadtteil.

Solche Konzepte und eigentlich noch radikalere braucht es für alle innerstädtischen Stadtteile. Und in Szenevierteln, die so stark von Gastronomie und Kneipen geprägt sind wie St. Pauli und St. Georg, gehören dazu auch großräumige Außenflächen, auf denen wir im Sommer so entspannt sitzen können wie in Barcelona, Rom oder Lissabon. Niemand zwingt die Anwohner:innen, gerade dort zu leben. Aber wer Großstadtflair will, kriegt auch Großstadtflair. Sonst probiert’s doch mal mit Buxtehude!

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Andrea Maestro
Redaktionsleiterin taz.nord
War bis Dezember 2022 Redaktionsleiterin der taz nord. Davor Niedersachsen Korrespondentin der taz. Schwerpunkte sind Themen wie Asyl und Integration, Landwirtschaft und Tierschutz.
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11 Kommentare

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  • Der klima- und metropolenfeindliche Parkplatz-und-Auto-Fetisch der drei Parteien ist das Problem, nicht der Tonfall der Autorin.

  • Ob die Autorin wohl in den genannten Städten war? Dann wäre ihr wohl aufgefallen, dass diese Außengastronomie dort auf dem Bürgersteig stattfindet.

    Insoweit hat HH wohl einen guten Kompromiss gefunden.

    • @DiMa:

      Liggers & Kölle nicht vergessen.



      Mit dem ersten Sonnenstrahl die italienischte Stadt trans alpina:- hück - kann ohne kein Laden mehr existieren!



      Und‘s freut den Stadtsäckel - 🤑 - 🥳



      Normal.

  • Parkstreifen für Tische und Stühle nutzen.

    Super Idee! Damit vergrault man alle Autofahrer. Weiter so!

    Wie wäre es mit einer Gegenbewegung. Restaurants und Party-Locations außerhalb - mit vielen kostenlosen Parkplätzen?

  • 1G
    14231 (Profil gelöscht)

    "Niemand zwingt die Anwohner:innen, gerade dort zu leben". - Na das ist doch mal ein Zitat zum Thema Mietpreise und Gentrifizierung.

    • @14231 (Profil gelöscht):

      anschließe mich - viel rotzlöffeliger geht’s kaum.

  • Ja wie? - “ Aber Menschen, die gern in die dreckigsten und wildesten Ecken von Hamburg ziehen, weil das halt cooler ist als Rahlstedt, die müssen auch damit leben, dass es in diesen Ecken lauter ist.“ - meint eine - 35jährige Politologin di taz-nord!

    Nö. Müssense halt nicht •



    Zu diesem “vom hohen Roß der offenen Hose!“ ;)



    Mal n alter Fahrensmann zu vergleichsweiser kölscher Szene.



    DER - angesagte Biergarten in Kölle & ein ratloser junger Kollege!



    “Hömma - du bist doch in der Szene eher zuhause. Die ziehen sich ja - mit politischer Ansage grün unterstützt - so was von gar nichts an: sie dürften sowieso bis elf (tatsächlich wie alle 22 Uhr!) & für die Crowd drumrum: Lärm - Bierflaschenzauber - seien sie nicht verantwortlich!“ Tja - Geht’s noch?!



    Sojet - Egomanisches “Wegwedeln“ - is schlicht asi!

    kurz - Wer die xfachen - wohlwollenden - Vergleiche platzen läßt!



    Kriegt irgendwann die Quittung & Ihr: “zieht nach Buxtehude“ - wo die Hunde mit den Schwänzen bellen - ist nicht mehr als ein asozialer Feuchttraum wider geltendes Recht •



    Always at your servíce

  • Hm. Wer in eine Gegend zieht, in der es viele gastronomische Betriebe gibt, darf sich nicht darüber wundern, dass es die gibt und dass dort viel los ist. So weit stimme ich der Autorin zu (Gleiches gilt auch für die Leute, die in eine nicht autofreie Innenstadt ziehen und dann fordern, dass die Innenstadt mit Rücksicht auf sie autofrei werden müsse.). Aber wer ein Auto hat und in eine Gegend mit Parkplätzen zieht, kann sich durchaus mit Fug und Recht darüber beschweren, wenn diese Parkplätze für Zwecke der Außengastronomie auf einmal übers Wochenende gesperrt werden, solange es die von der Autorin als Ersatz vorgeschlagenen Anwohnerparkhäuser noch gar nicht gibt. Umgekehrt kann ein Gastronom, der seinen Betrieb eröffnet hat, als die Parkstreifen noch rund um die Uhr als Parkstreifen dienten, nicht erwarten, dass die Stadt ihm auf Kosten der Anwohner zusätzliche Flächen zur Verfügung stellt. Hier wird nur die eine Nutzung des öffentlichen Raums durch eine andere Nutzung ersetzt, und zwar durch eine gewerbliche Nutzung durch private Unternehmen. Schließlich kann sich ja nicht jeder dort aufhalten, sondern nur diejenigen, die im gastronomischen Betrieb etwas verzehren und dafür zahlen. Insofern bleibt der Platz auch mit Nutzung der Parkflächen durch die Außengastronomie "begrenzt".

    • @Budzylein:

      Wer in eine Gegend zieht, in der es ....

      Ach, sie wissen wo und wie man eine Wohnung bekommt?

      • @cuba libre:

        Ob und wo man eine Wohnung findet, hängt hauptsächlich davon ab, wie viel man dafür zahlen kann. Wohnungen in Innenstadtlagen sind im Allgemeinen recht begehrt und teurer oder zumindest nicht billiger sind als die Wohnungen außerhalb. Ich gehe daher nicht davon aus, dass die Leute, die in Hamburg nahe der Innenstadt wohnen, sämtlich dort wohnen, weil sie nichts anderes finden konnten.

  • Ich gründe ein Abschleppunternehmen und arbeite dann nur von 16 - 18 Uhr in St.Pauli.