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Ausschreibung von VattenfallGreenpeace will Kohle

Die skandinavische Regionalgruppe der Umweltschützer will Vattenfalls deutsche Braunkohlesparte kaufen – um sie stillzulegen.

Und was macht man mit Dingen, die man abschaffen will? Man kauft sie. Und schafft sie ab. Foto: dpa

Stockholm taz | „Wir meinen das ernst“, beteuert Annika Jacobson, Chefin von Greenpeace Schweden. Am Dienstag meldete die skandinavische Regionalgruppe der Umweltschutzorganisation formal ihr Interesse an, die vom schwedischen Staatskonzern Vattenfall zum Verkauf ausgeschriebene deutsche Braunkohlensparte zu kaufen. Danach wollen die Umweltschützer die Braunkohleverstromung kontrolliert abwickeln und die Energieerzeugung auf erneuerbare Quellen umstellen.

„Wir wollen Verantwortung für das Klima zeigen“, begründet Jacobson diesen Schritt. „Mit uns hätte der schwedische Staat einen Kaufinteressenten, der dafür sorgt, dass enorme Mengen fossiler Brennstoffe in der Erde bleiben.“

Die „Interessensbekundung“, die Greenpeace Nordic rechtzeitig vor der am Dienstag abgelaufenen Frist der Vattenfall-Ausschreibung eingereicht hat, ist ein Schachzug, der Schwedens rot-grüner Regierung noch Kopfschmerzen machen könnte. Diese könne zwar Vattenfall juristisch einen Verkauf nicht grundsätzlich verbieten, meint die Regierungsjuristin Anna Magnusson: „Aber zu einem konkreten Geschäft kann sie Ja oder Nein sagen.“

Sollte es also mehrere Alternativen geben, die die rein geschäftlichen Interessen des Staatskonzerns gleichermaßen zufriedenstellen würden, könnte es für die Regierung politisch nahezu unmöglich werden, nicht die für das Klima vorteilhafteste zu wählen.

Auf 2 Milliarden Euro schätzen Experten den Wert der Braunkohlesparte und der zehn Wasserkraftwerke im Braunkohlerevier, die in das Vattenfall-Verkaufspaket eingehen sollen. Wie Greenpeace einen möglichen Kauf finanzieren will, vermag Greenpeace-Chefin Jacobson allerdings noch nicht konkret zu sagen – möglich wäre wohl eine Kombination verschiedener Quellen wie Crowdfunding und Spenden. „Uns sind alle seriösen Angebote willkommen“, kommentierte eine Vattenfall-Sprecherin am Dienstag den Greenpeace-Vorstoß.

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4 Kommentare

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  • Greenpeace hat sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten einen ausgezeichneten Ruf im Umweltschutz erarbeitet und sollte derart schwachsinnige Propagandaaktionen den Populisten von links und rechts überlassen.

     

    Selbstverständlich wird Vattenfall nicht verkaufen, wenn keine Aussicht besteht, dass der Käufer die genannten 2 Mrd. € jemals bezahlen kann. Der treuherzige Verweis auf „eine Kombination verschiedener Quellen wie Crowdfunding und Spenden“ wird allenfalls höhnisches Gelächter auslösen.

     

    Die erwähnten „Kopfschmerzen“ dürfte weniger die Regierung, als vielmehr Greenpeace selbst bekommen, falls die Transaktion tatsächlich zustande käme. Dann wäre Greenpeace auf der Stelle pleite – und das war’s. Dann würde nicht die Kohlesparte, sondern Greenpeace abgewickelt. Es blieben nur noch schöne Erinnerungen!

  • Bin gespannt, wie Greenpeace reagiert, wenn die Bundesnetzagentur die Stilllegung der erworbenen Kraftwerke wg. Erhaltung der Versorgungssicherheit untersagt.

    Vielleicht können die entlassenen Mitarbeiter in einer Beschäftigungsgesellschaft auf Heimtrainern die Grundlastversorgung sicherstellen (wenn sie dabei nicht zuviel CO2 ausstoßen).

    • @alfonearth:

      Da D reichlich Strom exportiert, wird das wohl nicht nötig sein.

      • @Lütt Matten:

        Die Jahresbilanz des Stromim- & -exports ist bzgl. der Versorgungssicherheit leider nicht ausreichend. Elektrische Energie muss zu jedem Zeitpunkt - und für die Netzbetreiber auch beherrschbar - zur Verfügung gestellt werden. Bis es Stromspeicher im großen Stil gibt, haben wir nichts anderes als die fossile Erzeugung. Und wenn schon stehende Kraftwerke von der BNetzA als systemrelevant bezeichnet werden, dann laufende Kraftwerke erst recht.