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Ausfall bei FacebookWenn Ruhe ist bei Mark Zuckerberg

Dienste von Facebook waren in der vergangenen Woche nicht zu erreichen. Dem Tech-Giganten schaden wird es langfristig aber nicht.

Mark Zuckerberg, Facebook-CEO: Sieht er nicht ein bisschen müde aus? Foto: Erin Scott/Reuters

D ie Laune von Mark Zuckerberg ist vermutlich richtig mies. Verständlicherweise. Schließlich hat er mehr als 6 Milliarden US-Dollar verloren, nachdem die Facebook-Aktie um fast 5 Prozent gefallen war. Dabei war doch nur für ein paar Stunden Ruhe im Karton.

Ruhe, das würde er sich wohl momentan auch wünschen. Doch noch reden alle über sein Imperium. Whistleblowerin Frances Haugen hat Anfang vergangener Woche eindrucksvoll vor dem US-Kongress geschildert, wie das Netzwerk Hass und Hetze duldet und die Verbreitung von Verschwörungstheorien beschleunigt. Ja, Facebook weiß, dass auf seiner Plattform Drogen, Waffen und Menschen gehandelt werden. Aber für all diejenigen, die letzte Woche so schockiert waren – ihr wolltet das bisher nicht sehen, oder?

Seit Jahren reden sich Da­ten­schüt­ze­r:in­nen und Ak­ti­vis­t:in­nen den Mund darüber fusselig, dass Facebook sämtliche Daten schluckt und davon lebt. Berichte über rechtsradikale Gruppen, die sich über dieses Netzwerk koordinieren, oder Drogendealer, die ganz entspannt ihre Ware über die Plattform verticken, sind auch nicht neu. Wieso sollte also ein Konzern, der weiß, welche Werbung er mir auf meinen Onlinekauf von vor zwei Wochen ausspielen soll, nicht mitbekommen, was auf seiner Plattform passiert?

In Berlin auf meinem Sofa sitzend ist es natürlich einfach, zu all den im Blackout Verzweifelten zu sagen, wer nach dem letzten Whatsapp-Update noch nicht darauf verzichtet hat, der hat den Schuss nicht gehört. Auch auf Instagram und Facebook lässt sich aus ähnlichen Gründen gut verzichten. Nur im Globalen Süden dient Facebook und Whatsapp weiterhin als Infrastruktur für Hunderte Millionen Menschen. Und dabei handelt es sich selten um spaßiges Daddeln auf dem Sofa. Stattdessen dient es als Hauptkommunikations-, Zahlungs- und Arbeitsmittel.

Pläne in Wahlprogrammen

Boykott allein hilft also nicht. Die Politik muss sich ihrer Verantwortung stellen. Und auch diese Forderung ist schon so ausgeluscht, existiert sie doch schon seit Jahren. Joe Biden hatte im Wahlkampf angekündigt, die Tech-Konzerne stärker in die Haftung zu nehmen für das, was ihre Nut­ze­r:in­nen dort posten. Passiert ist bisher nichts. Die Bür­ge­r:in­nen vor Tech-Giganten schützen und gegen die so viel zitierte Hetze im Netz vorgehen und Europa digital voranbringen – klingt nach einem erstklassigen Projekt für die neue Ampelkoalition. Die Parteien haben doch wohl nicht umsonst seitenweise Pläne für Digitalisierung und Co in ihre Wahlprogramme geschrieben. Mal schauen, ob Biden oder die Ampel sich zuerst traut.

Also wie geht's weiter? Meine persönliche These: Übernächste Woche hat Zuckerberg wieder seine Ruhe. Die einen sitzen dann wieder in Ruhe auf ihrem Sofa, die anderen fühlen sich weiterhin in ihrer Rolle der Machtlosen gegenüber den großen Tech-Konzernen wohl. Und so wird es weitergehen, bis vielleicht Mark Zuckerberg komplett seine Ruhe haben will und Facebook abschaltet. Work-life-balance und so.

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Malaika Rivuzumwami
Redakteurin taz zwei
Jahrgang 1994 | bei der taz seit 2016 | früher auf Deutschlandreise für taz.meinland & Editorial SEO für die taz | seit 2019 Redakteurin für Gesellschaft und Medien | spricht mit im Podcast Weißabgleich und schreibt die Kolumne Digital Naives | Interessiert sich für Datenpolitik, Fake News & Social Bots.
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1 Kommentar

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  • > dient es als Hauptkommunikations-, Zahlungs- und Arbeitsmittel.



    Als Nichtnutzer ohne praktische Erfahrung mag ich mich irren, aber meines Wissens kann man weder mit Facebook noch Whatsapp, wohl aber mit dem Smartphone bezahlen. Auch für die beiden anderen Anwendungen gibt es, auch und gerade im globalen Süden, andere Programme auf demselben Gerät.



    Und selbst wenn es anders wäre, welche regulierden Wirkung sollte eine nationale deutsche Gesetzgebung dort wohl haben?