Auschwitz-Überlebende gestorben: Ein Straßenname für Bejarano
Politiker würdigen das Engagement der Holocaust-Überlebenden als Zeitzeugin. Hamburgs Ex-SPD-Chef bedauert, dass Ehrenbürgerwürde nicht drin war.
Bejarano sei davon überzeugt gewesen, „dass das Wissen um die Vergangenheit notwendig ist, damit wir den besseren Zustand der Gesellschaft als den denken können, in dem wir ohne Angst verschieden sein können“, erklärte SPD-Kultursenator Carsten Brosda mit Berufung auf Theodor Adorno. „Mit ihren oft streitbaren Wortmeldungen hat sie über viele Jahrzehnte wichtige Impulse für Demokratie, Erinnerungskultur und Gleichberechtigung gegeben“, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD).
Bejarano war zuletzt Ehrenpräsidentin der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA), deren Verfassungstreue der bayerische Verfassungsschutz wegen Linksradikalität in Zweifel zog. Jüngst setzte sie sich für den Tag des Kriegsendes am 8. Mai als nationalen Feiertag ein.
Möglicherweise waren Bejaranos Wortmeldungen zu streitbar. Denn ihr die Ehrenbürgerwürde zu verleihen – dazu konnte sich die Bürgerschaft und insbesondere auch die SPD dann doch nicht durchringen, wie deren ehemaliger Landeschef Mathias Petersen im Hamburger Abendblatt beklagte. Zur Ehrenbürgerin wird man üblicherweise nur zu Lebzeiten ernannt.
Bejarano sei mit einer zweitrangigen Münze abgespeist worden, kritisierte auch der Linken-Abgeordnete Deniz Celik. Der Senat hatte ihre „herausragenden Verdienste“ 2020 mit der Ehrendenkmünze in Gold gewürdigt und ihr bereits 1994 die Biermann-Ratjen-Medaille verliehen. Mathias Petersen schlug vor zu überlegen, „ob wir Bejarano in irgendeiner Form postum ehren können“. Dazu würde die Straßenbenennung passen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja