Ausbreitung des Coronavirus: Weitere Infizierte in Deutschland
Die Anzahl der Corona-Infizierten steigt weiter. Um Zeit zu gewinnen, verfolgen Bundesregierung und Robert-Koch-Institut eine Eindämmungsstrategie.
Laut Robert-Koch-Institut sind inzwischen sechs weitere Corona-Fälle in NRW bekannt, die von dem ersten Infizierten des Bundeslandes ausgegangen seien. Die Zahl der Infizierten in Baden-Württemberg ist inzwischen auf vier gestiegen. Auch Rheinland-Pfalz meldete einen Corona-Fall.
Wieler bezeichnete die Verbreitung des Coronavirus als „sehr dynamisch“. Inzwischen seien 46 Länder weltweit von dem Virus betroffen. Deutschland verfolge eine Eindämmungsstrategie, um die Ausbreitung „so gut wie möglich“ zu verhindern und zu verlangsamen. Dadurch könne Zeit gewonnen werden, um mehr Informationen über das neuartige Virus zu sammeln und die Behandlungsmethoden zu verbessern.
Diese Strategie war auch bei den Infizierten in Bayern angewandt worden. Dort waren am 27. Januar die ersten Corona-Fälle bekannt geworden. Wieler bezeichnete die Maßnahmen in Bayern als „sehr erfolgreich“. Inzwischen seien von den 15 infizierten Personen alle bis auf einen Erkrankten wieder gesund und aus der Isolierung entlassen worden. Dadurch sei es gelungen, die weitere Verbreitung in Bayern zu stoppen.
Banalitäten können helfen
Das Besondere an dem Virus: Er lässt sich sehr leicht durch die sogenannte Tröpfcheninfektion übertragen und weist zudem eine hohe Ausbreitungsgeschwindigkeit auf. Wieler sprach in Bezug auf die durch das Virus ausgelösten Lungenerkrankungen von einer „schweren Krankheitsform“. Laut Robert-Koch-Institut zeigten mehr als 80 Prozent der Infizierten milde Symptome, während 15 Prozent schwer erkrankten. Ein bis zwei Prozent der Erkrankten sterben an den Folgen des Virus.
Wieler zufolge ist es wichtig, dass sich die Bevölkerung sowie Ärzte mit dem Thema befassen. Durch „Banalitäten“ wie das Einhalten der „Nies- und Hustenetikette“ oder regelmäßiges Händewaschen könne bereits viel erreicht werden. Wer erkranke, solle zu Hause bleiben und das weitere Vorgehen telefonisch mit dem Hausarzt besprechen. Der Test auf das Virus sei unkompliziert und könne von jedem Labor innerhalb eines Tages durchgeführt werden.
Bei einer weiteren Verbreitung des Virus könnten weitere Maßnahmen wie die Reduzierung der Mobilität oder das Absagen von Großveranstaltungen nötig werden. Im Gegensatz zu China, wo sich das Virus ab Dezember explosionsartig ausgebreitet hat, sei man in Deutschland jedoch gut vorbereitet, stellte Wieler klar. „Wir gehen davon aus, dass das unter Kontrolle gebracht wird“, sagte der Präsident des Robert-Koch-Instituts.
Als Reaktion auf die neuen Entwicklungen bilden Innenministerium und Gesundheitsministerium einen Krisenstab zur politischen Koordinierung im Umgang mit dem Coronavirus. Ziel dieses Krisenstabs sei, „die Bevölkerung so gut wie möglich zu schützen und diese Epidemie einzudämmen“, erklärte Gesundheitsminister Spahn.
Die Bundesregierung nehme den Ausbruch des Coronavirus ernst. Deutschland stehe am Beginn einer Epidemie. Der Krisenstab habe bereits am Vorabend getagt und erste Beschlüsse gefasst. So sollen Flugreisende aus Infektionsgebieten künftig Informationen über ihren Aufenthaltsort nach Landung angeben. Dies betreffe nicht nur Reisende aus China, sondern auch aus Südkorea, Japan, Iran und Italien. Zudem habe Spahn die Gesundheitsminister der Länder dazu aufgefordert, ihre Landespandemiepläne zu aktualisieren und auf ein mögliches Inkraftsetzen vorzubereiten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Paragraf 218 im Rechtsausschuss
CDU gegen Selbstbestimmung von Frauen
Abschiebungen syrischer Geflüchteter
Autokorsos und Abschiebefantasien
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Syrische Geflüchtete in Deutschland
Asylrecht und Ordnungsrufe
Nach dem Sturz von Assad in Syrien
Türkei verkündet Erfolg gegen syrische Kurden
Sturz des Syrien-Regimes
Dank an Netanjahu?