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Aufrüstung in EuropaGroßeinkauf im Panzerladen

Dänemark und Schweden kaufen gemeinsam 205 neue Panzer. Einige davon gehen direkt an die Ukraine.

Ein CV90 bei einer russischen Ausstellung von eroberten ukrainischen Waffen in Rostov-on-Don, September 2024 Foto: reuters

Härnösand taz | Dänemark und Schweden bestellen zusammen 205 neue Kampffahrzeuge vom Typ CV90 im Gesamtwert von 25 Milliarden schwedische Kronen (rund 2,2 Milliarden Euro). Der Rüstungsdeal mit dem schwedischen Konzern BAE Systems Hägglunds sei für sein Land der größte der Geschichte, „ein Meilenstein“, sagte der dänische Armeechef Peter Boysen am Freitag nach der Vertragsunterzeichnung.

Von dem gemeinsamen Auftrag gehen 115 Panzer nach Dänemark, das mit der Aufrüstung den Anforderungen der Nato gerecht werden will. Der schwedische Teil der Bestellung ist im Grunde für die Ukraine: 50 Panzer sollen beim schwedischen Militär jene ersetzen, die das Land dieses Jahr der Ukraine geschenkt hatte und die dort bereits im Einsatz sind.

40 weitere sind als erneute Waffenspende an Kyjiw vorgesehen, gemeinsam finanziert von Dänemark und Schweden. Vertreter der beiden Armeen sagten bei der Vorstellung des Vertrags dem Schwedischen Fernsehen SVT, es sei nicht nur für die Lieferzeit besser, gemeinsam das gleiche Waffensystem zu bestellen, sondern auch für die künftige Zusammenarbeit.

Für Schweden gehört diese Art von Kooperation zur neuen Rolle als Nato-Partner. Im März 2024 wurde das Land in das sicherheitspolitische Bündnis aufgenommen.

„Der bisher größte Auftrag überhaupt“

Es ist der bisher größte Auftrag überhaupt für BAE Hägglunds, wie deren Vorstandschef Tommy Gustafsson Rask dem Schwedischen Radio P4 sagte. Die Produktionskapazität des Konzerns im nordschwedischen Örnsköldsvik werde derzeit um das fünf- bis sechsfache gesteigert, man investiere dafür umgerechnet rund 260 Millionen Euro.

Der CV90 gilt als leichtes Kampffahrzeug, leicht zu bewegen und zu tarnen. Ukrainische Soldaten, die in Schweden darin ausgebildet wurden, äußerten sich im September positiv über dessen Eigenschaften, wie SVT damals berichtete. Geschätzt wird demnach vor allem die hohe Sicherheit. Die Panzerung rette das Leben der Besatzung bei Treffern und spiele eine Schlüsselrolle beim Durchbrechen russischer Verteidigungslinien.

Auch die Schweiz, Norwegen, Tschechien, Estland, Finnland, die Niederlande und die Slowakei haben der schwedischen Regierung zufolge Panzer dieses Typs angeschafft. Das nun bestellte neue Modell brauche „minimale nationale Anpassung“, was laut dem schwedischen Militär die Lieferzeit verkürze. Eine schnelle Lieferung heißt in Waffensystem-Zusammenhängen immer noch mehrere Jahre: Dänemark geht davon aus, dass die ersten Fahrzeuge 2027 ausgeliefert werden.

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5 Kommentare

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  • Die westlichen Schützenpanzer scheinen den russischen (BMP1, 2 und 3 und BTR 80 usw) tatsächlich überlegen zu sein, Bessere Panzerung (bei den BMPs sind die Hecktüren gleichzeitig Treibstofftanks, was mich persöhnlich etwas beunruhigen würde), bessere Mobilität und etwas größer. Von daher lohnt sich diese Lieferung wohl. Bevor man allerdings den Mangel an deutsche Lieferungen bemängelt möchte ich daran erinnern dass die letzte Bundesregierung unter Applaus der Grünen 4000 (!!) Marder verschrotten / zerstören liess weil man die ja nie wieder brauchen wird und der Frieden ja endgültig ausgebrochen ist, Das sollte man mal aufarbeiten, Bin mir ausserdem ziemlich sicher dass diese Geschichte in Merkels Buch nicht erwähnt wird. Die Russen haben natürlich alles aufgehoben, weil man weiss ja nie... und wer war hier schlauer?

  • Und wieder ein Einzelpaket.

    Wo bleibt die Initiative für 40 Schützenpanzer pro Monat?

  • Der CV-90 ist ein IFV/Schützenpanzer, der Begriff Panzer bedeutet so eigentlich etwas anderes, nämlich Kampfpanzer/MBT. Außer es sind CV90105 die sind leichte Panzer, wobei hier Experten den Begriff Assault Gun/Sturmgeschütze verwenden. Schützenpanzer wäre also der bessere Begriff.

    • @Machiavelli:

      "Panzer" kommt tatsächlich eher von Panzerung, siehe "Plattenpanzer" im Mittelalter. Dazu kommen dann eben auch Panzerkampfwagen, Panzerfahrzeug, Panzerschiff…



      Im Englischen würde man da von "armour" statt "tank" reden. (Und im Amerikanischen von "armor")

      Die deutsche umgangssprachliche Gewohnheit alles was hinreichend stabil gebaut aussieht schlicht als Panzer zu bezeichnen ist allerdings tatsächlich wenig hilfreich.

  • Schweden in der NATO scheint ein "Macher" zu sein. Schon krass, nach fast 200 Jahren Neutralität. Ob es in Schweden auch so einen großen Russland-Fanblock gibt, wie BSW und AfD?