piwik no script img

Aufnahmestopp für Männer bei der ParteiWitzchen gegen Sexismus

Die Satirepartei Die Partei sieht sich intern mit Vorwürfen sexueller Belästigung konfrontiert. Die Reaktion ist vorhersehbar.

Sexismus in der Satirepartei? Am besten runterspülen Foto: Imago Images / Eibner

Eigentlich ging es ihnen ja immer um den Spaß, „Inhalte überwinden“ war stets das Programm der Partei. Doch seit letztem Jahr haben sie vor allem mit ihrem EU-Abgeordneten Nico Semsrott zu neuer Ernsthaftigkeit gefunden. Das sieht man gerade im Umgang mit Themen, wie Migrationspolitik, Rassismus oder Sexismus.

Mit diesem müsse sie sich jetzt auch in den eigenen Reihen auseinandersetzen. Drei junge Menschen werfen Parteigenossen sexualisierte Übergriffe vor. Und damit nicht genug: Schon im letzten Jahr unterschrieben über 100 Mitglieder einen Brief an den Chef Martin Sonneborn. In diesem Brief er beklagte, dass sich in der Partei Personen breitmachen würden, die sich sexistisch äußerten und genauso handelten. Das alles geht aus aktuellen Recherchen der Vice hervor.

Die Recherche beschäftigt sich auch mit den Maßnahmen, die Die Partei nun zur Verhinderung von sexualisierter Gewalt ergriffen hat: So wurde eine Antidiskriminierungsstelle eingerichtet und es soll Schulungen für die Genossen geben. Zudem soll der Bundesvorstand einen Aufnahmestopp für Männer beschlossen haben. Das sind mehr Maßnahmen, als manch andere Partei der Bundesrepublik ergreift. Und während die erstgenannten durchaus sinnvoll sind, ist es der Aufnahmestopp nur bedingt.

Machomäßige Wahlplakate

Dieser soll ab dem 8. März, dem internationalen Frauenkampftag, für 100 Tage andauern. Doch inwiefern soll es Betroffenen helfen, wenn für eine begrenzte Zeit keine Männer aufgenommen werden? Klar sind die meisten Täter sexualisierte Gewalt männlich, doch im Kampf gegen Sexismus und Machtmissbrauch sind andere Maßnahmen sinnvoller.

Unabhängig vom Geschlecht müssen die Menschen am Arbeitsplatz oder innerhalb einer Partei sensibilisiert werden für das Thema. Es muss ein sicheres Umfeld geschaffen werden, in dem Täter:innen konsequent ausgeschlossen werden und Betroffenen geglaubt wird. Zudem muss der eigene Sexismus in der Partei konsequent reflektiert werden. Das fängt bei machomäßigen Wahlplakaten an, geht über rein männliche besetzte Vorstände bis hin zum Umgang mit Frauen in der Partei.

Ob ein Männer-Aufnahmeverbot überhaupt mit dem Parteiengesetz vereinbar ist, ist im Übrigen fraglich. Am Ende kehrt die Partei mit ihrer Maßnahme wohl zu alten Mitteln zurück: der Satire.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Ist das Korrekturlesen hier vergessen worden?

  • Zitat: „Es muss ein sicheres Umfeld geschaffen werden, in dem Täter:innen konsequent ausgeschlossen werden und Betroffenen geglaubt wird.“

    Sicher. Allerdings müsste Die Partei zunächst ein internes Tribunal installieren, eine Art Inquisition, die zuverlässig herausfindet, ob eine betroffene Person auch wirklich Betroffene*r im Sinne der Sache ist. Denn dass ausgerechnet in einem satirischen Verein (Die Partei), in dem alle Inhalte mehr oder weniger vollständig überwunden sind, nur eitel Nächstenliebe herrscht, kann ich mir nicht vorstellen.

    Vermutlich gibt es auch in der Partei Leute, die andere nicht ausstehen können, beneiden oder verachten. Und wo „Täter:innen konsequent ausgeschlossen“ werden, sobald eine andere Person den Finger hebt und schreit: „Ich bin ein armes Opfer, dieses Bösen!“, ist die Versuchung groß. Zum Beispiel die, ein „falsches Zeugnis abzulegen“, also zu lügen in Bezug auf eine unliebsame Person. Auch, wenn damit der guten Sache selbst ein sogenannter Bärendienst erwiesen wird, und zwar nachhaltig.

    Die Lüge ist so alt wie die Menschheit, vermutlich sogar älter. Dass ausgerechnet Die Partei eine lügner*innenfreie Zone ist, ist dann doch eher unwahrscheinlich. Das achte bzw. neunte Gebot, jedenfalls, dürfte den meisten Parteimitgliedern eher am verlängerten Rücken vorbei gehen.

    Wer‘s glaubt, heißt es, der würde selig. Wer aber nicht, der kann immer noch Parteimitglied werden. Notfalls halt nach einer gewissen Wartezeit. Und überhaupt: Was soll‘s? Ernsthaft wird eine Satirepartei ja wohl nicht vorgehen wollen gegen all zu menschliche Schwächen. Auch nicht in den eigenen vier Wänden. Da schon gleich gar nicht. Wäre ja auch gelacht...!

  • Satire ist schon echt schwer, gell?



    :-)

    Das der Aufnahmestopp für Männer nicht das Problem löst, ist ja genau die Aussage, die mit dem Aufnahmestopp gemacht wird ...

    Das, nur mal so, abgesehen von der, durch nichts in dieser Realität gestützten, Verleumdung "Themen, wie Migrationspolitik, Rassismus oder Sexismus" seien durch Nico in der Partei gestärkt und "verernthaftet" worden: Die Wurden davor genauso ernsthaft vertreten, nur die Medien interessieren sich leider erst seit Nico dafür, was Die Partei vertritt ... Liebe Taz, ihr müsst wirklich an der Qualität der Recherche arbeiten -- solche Fehler sind absolut unterirdisch, einfach nur Unterirdisch!!

    • @Franz Georg:

      Das lahme an der "Partei" sind ihre Wähler, falls sie diesen fanboy-touch haben.klar, alles Satire und auch sexuelle Belästigung ist dort im Rahmen,unter Kontrolle und man wird schon alles souverän im Blick haben, mit dem Zwinkern im Auge.



      Die durch nichts in der Realität gestützte These, dass die Partei Themen, wie Migrationspolitik, Rassismus oder Sexismus genauso ernsthaft vertreten hat wie vor Nicki, bestätigt die Fan-brille.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Danke für das Stöckchen, Frau Schwarz.

    Mit Ihnen freue ich mich auf den 08. März. Und auf eine bessere, gerechtere, humanere Welt.

    Ob der 08. März allerdings für dieses Ziel etwas bewirkt, darüber gehen unsere Meinungen weit auseinander.

    Und auch danke an Nico & his friends. De-Motivation nach vorne. ;-)