Aufklärung des Abgasskandals: Daimler meidet die Öffentlichkeit
Der Autokonzern nimmt nicht an Grünen-Veranstaltung teil. Und sein Anwalt zwingt die Umwelthilfe, einen Drohbrief von der Webseite zu entfernen.
„Es ist merkwürdig, dass der Daimler-Konzern einerseits ein öffentliches Fachgespräch der Grünen im Bundestag boykottiert, dann aber für ein internes Lobby-Gespräch bei mir anfragt“, sagte Krischer. In einem Brief an Daimler, der der taz vorliegt, appelliert er an das Unternehmen, sich doch der öffentlichen Debatte zu stellen.
Dort würde der Austohersteller auf seine schärfsten Kritiker treffen, gegen die das Unternehmen auch rechtlich vorgeht: Die Deutsche Umwelthilfe hatte im Dezember einen Mercedes testen lassen; mit warmem Motor wurden die Stickoxid-Grenzwerte um ein Vielfaches überschritten. Daimler hatte dem Umweltverband mit Klagen gedroht, falls dieser dem Unternehmen die Manipulation von Abgaswerten unterstelle oder nur diesen Eindruck erwecke.
Daimler: Absage aus „terminlichen Gründen“
Gegen die Veröffentlichung dieser Drohung ging der Daimler-Anwalt rechtlich vor – und hatte damit Erfolg: Das Drohschreiben ist mittlerweile von der Webseite der Umwelthilfe verschwunden. Auch ein Redakteur der ZDF-Sendung „Frontal21“, die ebenfalls überhöhte Werte bei einem Mercedes gemessen hatte, ist bei den Grünen zu Gast.
Daimler-Sprecher Jörg Howe erklärte auf taz-Anfrage, das Unternehmen gehe der Auseinandersetzung nicht aus dem Weg. Die Absage bei der Grünen-Veranstaltung habe allein „terminliche Gründe“ gehabt, sagte er.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!