Auf kurzen Frühling folgt der Kommerz: Falscher Film
Absurd: Mitten in der Stadt schafft Hamburg ein Angebot, das verbindlich vorsieht, das Auto mitzubringen.
E s war wie in den Erzählungen aus Berlin. Wo den Leuten das Tempelhofer Feld zugefallen war – und nicht weitergereicht wurde an die üblichen Verdächtigen mit den erwartbaren Interessen. Nun also hatte auch Hamburg, der Pandemie sei Dank, überraschend eine Fläche ohne feststehende Nutzung.
Denn der eigentlich anstehende Frühlingsdom fiel ja aus. Und noch dazu war die früher ja ganz schön verwahrlost wirkende Fläche gerade saniert worden, ist also schön nutzbar für alles, was Rollen hat, zum Beispiel.
Und so zeigte sich dort, mit dem Frühlingswetter, ein ganz ungewohntes Bild: Familien kamen, man möchte annehmen, auch solche, die sonst auf engem Raum auskommen müssen. Kinder, noch stützradbedürftig, übten unsicher auf ihren kleinen Fahrrädern; ihre etwas älteren Geschwister brachten Skateboards mit und ferngesteuerte Modellautos, und ja, es wird auch mal ein Grill angefeuert worden sein.
Es war ein kurzer Frühling der Utopie, ein Verschnaufen des Verwertungsgedankens, wie er sich gleich nebenan, auf dem Investoren überlassenen Feldstraßenbunker, schon wieder so deutlich in den Himmel reckt. Wie wohltuend, dass die Kaufmannsstadt mit den stetig kletternden Grundstückspreisen da einfach etwas geschehen zu lassen schien.
Schien, genau. Denn der Frühling ist ja schon wieder vorbei. Und natürlich gibt es auch Argumente fürs Autokino, das da nun die nächsten drei Monate lang steht: Dem Zeise-Kino etwa seien die Euros gegönnt, nach Monaten ohne eine einzige Vorstellung.
Andererseits: Jede Nutzung schiene sinnvoller auf einem so zentralen Platz, als eine, die verbindlich vorsieht, das Auto mitzubringen. Wer ohnehin motorisiert mobil ist, der wäre auch an die Peripherie zu locken.
Und jedes freie Fleckchen schnellstmöglich einzuengen auf seine Tauglichkeit für ein paar weitere Geschäfte: Dieser Film ist auch schon ganz schön alt.
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