Atomkraftwerke in der Coronakrise: Störrische Betreiber
Wenn Reaktoren in Revision gehen, tummeln sich bis zu 2.000 Menschen in den Anlagen, trotz Virus. „ausgestrahlt“ fordert ihre Abschaltung.
RWE betreibt die AKWs Emsland in Niedersachsen und Gundremmingen C in Bayern. In Gundremmingen soll die Revision Mitte Juni beginnen, im Kraftwerk Emsland bereits am 8. Mai.
Alle Mitarbeiter von Partnerfirmen müssen vorher eine Selbstauskunft zu ihrem Gesundheitszustand abgeben und werden zu den Hygienemaßnahmen belehrt, sagt RWE-Sprecher Jan Peter Cirkel. „Stark frequentierte Anlaufstellen wie das Revisions-Büro werden nacheinander und nicht zeitgleich betreten“, ergänzt er. In der Kantine bekommt jeder nur zu zugewiesenen Zeiten Essen, die Sitzabstände an den Tischen werden vergrößert.
Während RWE nicht ausschließen will, dass die Revisionen verschoben werden, ist das für PreussenElektra bislang keine Option. „Sicherlich ist es so, dass uns die Vorbereitung der Revisionen in diesen Zeiten einiges an Planung und Vorsorge abverlangt“, sagt Sprecherin Almut Zyweck. Eine Verschiebung der Revisionen stehe aber „derzeit nicht in Rede“.
„ausgestrahlt“: AKWs sind nicht systemrelevant
PreussenElektra betreibt die Atomkraftwerke Brokdorf in Schleswig-Holstein, Grohnde in Niedersachsen und Isar 2 in Bayern. Grohnde soll bereits im April in die Revision. Das niedersächsische Umweltministerium hat Zweifel, ob der Termin zu halten ist. „Wir beschäftigen uns intensiv mit der anstehenden Revision in Grohnde“, so Ministeriumssprecher Matthias Eichler. Man analysiere, ob und wenn ja mit welchen zusätzlichen Schutzvorkehrungen die Revision stattfinden könne.
Die Anti-Atom-Organisation „ausgestrahlt“ erklärte, AKW seien nicht systemrelevant für die Stromversorgung. Schon in normalen Zeiten gehe es ohne sie. Wenn nun der Stromverbrauch aufgrund der Coronakrise deutlich sinke, seien sie gleich doppelt verzichtbar.
„Deshalb muss zum Schutz vor einer weiteren Ausbreitung der Pandemie eine personalintensive Revision unterbleiben“, sagt „ausgestrahlt“-Sprecher Jochen Stay. Die Reaktoren müssten vom Netz genommen und die Belegschaft bis auf das Sicherheitspersonal nach Hause geschickt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz