Astrophysikerin über Leben im All: „Der Mars wäre eine Option“
Irgendwann wird die Erde für den Menschen zu heiß. Und dann? Die Sternenforscherin Lisa Kaltenegger denkt über eine Zukunft außerhalb der Erde nach.
Sollten jemals Außerirdische auf einem anderen Planeten gefunden werden, rechnet die Astrophysikerin Lisa Kaltenegger damit, dass die Menschen eine militärische Mission dorthin schicken würden. „Die würden schauen: Sind die böse, können die uns irgendwas antun, haben die was, das wir brauchen?“, sagt die Forscherin des Max-Planck-Instituts für Astronomie in Heidelberg im sonntaz-Gespräch.
Erst vor einigen Tagen hatte ein Wissenschaftlerteam, zu dem auch Kaltenegger gehört, die Entdeckung zweier potenziell erdähnlicher Planeten bekanntgegeben. Sie war dafür verantwortlich, die Lebensfreundlichkeit der Planeten abzuschätzen. Die entdeckten Planeten Kepler-62e und Kepler-62f zählten zu den „besten Kandidaten für habitable Planeten, die wir kennen“, sagt Lisa Kaltenegger.
Mit 36 Jahren gilt die Wissenschaflterin schon als Koryphäe in der Planeten-Atmosphärenforschung. Sie lehrt und forscht Astrophysik an der Harvard University und am Max-Planck-Institut in Heidelberg, spricht sieben Sprachen, ein Asteroid trägt ihren Namen.
Das komplette Gespräch mit Lisa Kaltenegger, die Titelgeschichte "Weg da! Ihr Arschlöcher!" über Kampfradler im Frühling und den Streit der Woche zur Frage "Muss sich Kirche stärker einmischen?" lesen Sie in der neuen taz.am wochenende vom 27./28. April 2013. Mit großen Reportagen, spannenden Geschichten und den entscheidenden kleinen Nebensachen. Mit dem, was aus der Woche bleibt und dem, was in der nächsten kommt.
Der möglichen Konsequenzen ihrer Forschung ist sie sich bewusst, für den Fall etwa, dass tatsächlich Leben auf einem erreichbaren Planeten gefunden würde: „Wenn hinfliegen möglich wäre, müsste ich mich ernsthaft fragen, ob ich mit meiner Entdeckung etwas in Gang setzen würde, worunter andere Lebewesen leiden könnten. Wenn Sie sich zum Beispiel anschauen, welche Vorwürfe sich die Erfinder der Atomenergie nach dem Abwurf der Atombombe gemacht haben, möchten Sie nicht in deren Haut stecken.“
Kaltenegger würde etwa primitive Zivilisationen am Anfang nur beobachten und noch keinen Kontakt mit ihnen aufnehmen.
Bakterien mit fatalen Folgen
„Wenn wir sie stören“, sagt sie im sonntaz-Gespräch, würden wir niemals erfahren, wie sie sich ohne uns weiterentwickelt hätten. Wir könnten nicht mehr sehen, was sie ohne uns noch erfunden hätten. Darüber hinaus würden wir unsere Probleme – ich meine Kriege, Krankheiten, Seuchen – wahrscheinlich auf diese Zivilisation übertragen. Denken Sie nur an all die Bakterien und Viren, die wir dorthin mitnehmen würden. So etwas könnte fatale Folgen haben, die bis zur Vernichtung reichen.“
Auf die Frage, ob sie glaube, dass die Menschen irgendwann auf einen anderem Planeten leben werden, antwortet sie: „Wir haben noch ein paar Milliarden Jahre Zeit, bis es zu heiß wird. Aber klar, irgendwann müssen wir weg.“ Kaltenegger glaubt, dass es am kostengünstigsten wäre, wenn wir „irgendwo in unserem Sonnensystem einen Planeten finden würden.“ „Der Mars wäre da eine Option. Aber man kann sich natürlich auch riesige Raumschiffe vorstellen, in denen wir dann leben.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen