Die Union agiert pragmatisch keynesianisch, zur FDP strömt das staatsferne Bürgertum. Die Hessenwahl offenbart eine effektive Arbeitsteilung, die auf linker Seite fehlt.
Im Bündnis mit Ypsilanti und den Grünen hätte die Linke ihr dröges 70er-Jahre-Sozialstaatsprofil überprüfen und erneuern können. Das fällt nun leider aus.
Trotz Walters Konfrontationskurs ist es unwahrscheinlich, dass er seiner Chefin ein Bein stellt. Denn wenn Ypsilanti scheitert, geht Walter mit ihr unter.
Die hessischen Grünen haben sich in den Koalitionsverhandlungen weitgehend durchgesetzt. Damit ist der innerparteiliche Streit in der SPD schon vorprogrammiert.
Hessens Linke hat schnell begriffen, dass sie zur Sekte schrumpfen wird, wenn sie Rot-Grün verhindert. Doch dass Ypsilanti tatsächlich gewählt wird, ist alles andere als sicher.
Ypsilanti suggerierte am Wochenende mit Verve, dass die SPD noch immer eine große Volkspartei sei, in der Mitte der Gesellschaft und doch gleichzeitig irgendwie links von ihr.
Ein Ministerpräsident, der nicht antreten darf, eine SPD-Chefin, die nicht antreten kann: Wenn die SPD ihre Nerven behält, kann sie genüsslich bei Kochs Untergang zusehen.
Hessen und Hamburg zeigen: Die politische Landkarte wird bunt, nicht rot, Sach- und Identitätspolitik werden neu vermischt. Allein die SPD macht keinen guten Eindruck.
Andrea Ypsilanti will sich in Hessen jetzt doch mit den Stimmen der Linkspartei zur Ministerpräsidentin wählen lassen. Scheitert sie, dann ist nicht nur sie, sondern auch SPD-Chef Beck geliefert.
Die Grünen stellen sich derzeit geschickt an, wenn es darum geht, sich neue Koalitionsoptionen zu erschließen. Im Umgang mit der Linken geht die SPD dagegen reichlich dämlich vor.
Nach den Wahlen in Hessen und hamburg sind noch keine Koalitionen in Sicht. Immerhin: Optionen sind sichtbar, im neuen Fünfparteiensystem. Die Crux ist die Linkspartei
Die Halsstarrigkeit gegen mögliche Koalitionen in Hessen entspricht nicht nur einer Rhetorik. Gesellschaftliche Gegensätze lassen einen "Konsens der Demokraten" immer schwieriger werden.
Zweiparteien-Koalitionen werden durch die Ausbreitung der Linkspartei immer seltener. Die Optionen in Hessen wären Rot-Rot-Grün - oder eine Tolerierung.
Kochs Rechnung ging nicht auf. Die Hessen-CDU hat auf das falsche Thema gesetzt. Minderheiten-Bashing und Law and Order sind längst keine Selbstläufer mehr.