Armutskonferenz legt Bericht vor: Arm trotz Arbeit
Sozialverbände kritisieren: Trotz Job sind viele Menschen in Deutschland auf Hartz IV angewiesen. Doch viele schämen sich, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Das geht aus dem Schattenbericht zur Armut in Deutschland hervor, den die Nationale Armutskonferenz (NAK) am Mittwoch anlässlich des Internationalen Tags zur Beseitigung der Armut vorgelegt hat.
„Obwohl die Arbeitslosigkeit in Deutschland in den letzten Jahren stark zurückgegangen ist, trifft dies nicht auf Armut zu“, sagte Erika Biehn, Betroffenenvertreterin der NAK. Das Phänomen „arm trotz Arbeit“ sei eines der drängendsten Probleme in Deutschland. Der Anteil derjenigen, die Anspruch auf Hartz IV hätten und diesen aus Scham nicht in Anspruch nehmen, sei noch wesentlich höher, sagte Biehn.
„Prekäre Beschäftigung schafft Unsicherheit, führt in Altersarmut und behindert die Lebensplanung“, sagte NAK-Sprecherin Barbara Eschen. Das Bündnis fordert von der Bundesregierung eine „aktive Politik der Armutsbekämpfung“. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse müssten stärker in reguläre Beschäftigung umgewandelt werden. „Minijobs ermöglichen in der Regel keinen Einstieg in gute Arbeit, sondern sind berufliche Sackgassen mit mangelnden Perspektiven“, so Eschen.
Höhere Grundsicherung und höherer Mindestlohn muss her
Am Dienstag hatte bereits der Sozialausschuss der Vereinten Nationen seine Empfehlungen an die deutsche Bundesregierung veröffentlicht. Die UN schätzt die Zahl der prekär Beschäftigten in Deutschland sogar auf 14 Millionen.
Als prekär beschäftigt gelten demnach alle Personen mit Minijobs, Zeitarbeitsverträgen, befristeten Arbeitsverträgen, sowie Zeitarbeiter, aber auch alle Menschen, die in Teilzeit arbeiten. Man sei darüber hinaus besorgt, dass der Hartz-IV-Regelsatz für einen angemessenen Lebensstandard nicht ausreiche, heißt es in dem UN-Bericht – auch wegen der steigenden Mieten. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum trifft laut NAK besonders arme Haushalte. Zu einem effektiven Kampf gegen Armut gehörten eine Erhöhung der Grundsicherung, ein höherer Mindestlohn und mehr Sozialwohnungen.
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