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Armuts-Tourismus und White SaviorsZwischen Aaafrika und Wanne-Eickel

Weltoffen und wohltätig, oder doch eher herablassend? Woran man frühzeitig erkennen kann, ob man eine Person mit „weißem Retterkomplex“ datet.

White Savior oder nicht? Ex-GNTM-Gewinnerin und Model Stefanie Giesinger Foto: Nicole Kubelka/imago

A uf Twitter wird gerade wieder viel über White Saviors geredet. Anlass war eine Reise einiger Influencerinnen nach Afrika, genau genommen nach Malawi und Kenia, um den „ganz armen Kids“ dort zu helfen und nebenbei vielleicht eine Kolonialisten-Modekollektion zu verkaufen (eine fiese Unterstellung meinerseits).

Da White Saviors auch in der Datingwelt vorkommen, nicht immer klischeehaft aussehen wie Stefanie Giesinger oder Ed Sheeran und nicht wie auf Twitter an Hashtags zu erkennen sind, hier der ultimative Guide. So erkennt ihr einen White Savior beim ersten Date:

– Hat dein PWSP (potenzieller White-Savior-Partner) ein Profilbild, auf dem er von Schwarzen Kindern umringt ist?

– Sagt dein Partner Sätze wie: „Die haben dort so wenig, aber sind sooo glücklich“?

– Spricht er Afrika mit einem sehr langgezogenen ersten A?

– Glaubt dein PWSP, dass er eine ganz banale Erfindung (Kamera, Kaugummi, Kugelschreiber) in das arme, von ihm bereiste Land gebracht hat?

– Sind die Schauplätze seiner Erzählungen immer Ghana/Sri Lanka/Guatemala und ganz selten Wanne-Eickel, wo er eigentlich herkommt?

– Spricht er oft davon, wie mutig/inspirierend die indigene Bevölkerung in dem Land seiner Wahl war?

– Betont dein PWSP oft die menschlichen Eigenschaften der Menschen da unten, als ob er es immer noch nicht glauben könne, dass es, nun ja, Menschen sind?

– Ist dein PWSP davon überzeugt, dass die Menschen erst mit seiner Hilfe ein bestimmtes Talent entdeckt haben?

– Zeigt er dir Bilder von seiner „afrikanischen/indischen/peruanischen Familie“ auf Instagram und meint damit Menschen, mit denen er genau genommen 72 Stunden verbracht hat?

– Wird er nervös, wenn du mal nach den Namen einzelner „Familienmitglieder“ fragst?

– Rümpft dein PWSP die Nase, wenn du von einer Reise ins Ausland erzählst, bei der es nicht um irgendein Projekt ging?

– Schaut dein PWSP häufig theatralisch in die Ferne und sagt Dinge wie: „Ich glaube, dass ich denen nicht halb so viel gegeben habe wie sie mir“?

– Erzählt dein PWSP stolz, wie er einen Jugendchor aus seinem Kirchenkreis zu einem Brunnenbauprojekt nach Nepal begleitet hat?

– Findet er absolut nichts dabei, dass keiner aus dem Chor und ganz sicher keiner der Begleiter auch nur den Hauch einer Ahnung davon hatte, wie man einen Brunnen baut?

– Findet dein PWSP, dass gewöhnliche, Instagram-untaugliche Spenden „zu kurz greifen“?

– Trägt er im eiskalten deutschen Winter seine Stoffhose aus Ghana?

Glückwunsch! Dein Datingpartner ist ein White Savior! Und da er schon so viel Geld in Aaafrika gelassen hat, bleibt es an dir, die Rechnung zu saven und abzuhauen.

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Anna Dushime
Journalistin, Speakerin und freie Kreative. Kolumne: "Bei aller Liebe". Foto: Pako Quijada
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8 Kommentare

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  • White Savior ist auf jeden Fall, wenn er davon spricht, dass die Kinder schon so dicke Bäuche hätten wie Reiner Calmund und es deshalb doch aufwärts gehe.

  • Stefanie Giesinger will dahin gehen, wo der Erfolg ist. Damit wird sie dahin gehen, wo das große Geld zu Hause ist. Und damit wird sie zu denen gehören, die Schuld tragen am Elend der Welt. Da kann sie tausend Mal sagen, sie mache ihre Arbeit nicht des Geldes wegen und tausend Mal nach Afrika fahren. Denn so wird sich nichts ändern. Verstehst du das Stefanie?

  • www.lausanneworldp...es-php/973/07-2008 Gibt's auch andersum. Missionierung im sächsischen Ödland ist sicher hart. Diese Christ*innen...

  • Aber im lokalen Krankenhaus wo üblicherweise auch ausreichend Menschen aus anderen Ländern sind denen es nicht gut geht mag man nicht arbeiten, frustrierend....

  • Weiterhin interessant ist, neben den nicht uninteressanten Punkten hier:

    Hat dein potentieller Partner einen Instagram- oder sonstigen Social-Media-Account, der sich kaum mit anderen Themen befasst, als seinem langweiligen Alltag und der Selbstdarstellung als coolste und hippste Socke auf der Welt?

    Zeit die Beine in die Hand zu nehmen, denn du hast einen weiteren Poser entdeckt, der zwar alle aktuellen Sprach- wie sinstigen -normen adaptiert und sich einen kritischen Anstrich gibt, dabei aber nicht vergisst, sich irgendein Klischee anzueignen, dem er hinterherjagt.

    Früher oder Später wird der Zeitpunkt kommen, ab welchem du zu einem Akronym gemacht wirst und in einer seiner Schubladen landest.

  • "Findet er absolut nichts dabei, dass keiner aus dem Chor und ganz sicher keiner der Begleiter auch nur den Hauch einer Ahnung davon hatte, wie man einen Brunnen baut?"

    Oder ist er ganz stolz, 3 Wochen in einer Schule Kinder betreut zu haben, hier würde ihm aber niemand seine Katze anvertrauen, geschweige denn Kinder.

  • Textlich leicht anders organisiert (fresh - jetzt als Liste), aber mit gleichem Inhalt hab ich den Beitrag doch neulich erst hier gelesen? Ach ja, hier unten rechts ist er ja noch verlinkt. Sogar von der gleichen Autorin. Naja, wenn‘s klappt.

  • Nicht schlecht!

    Was noch fehlt:



    Wir haben die Leute gefragt, was sie brauchen, und dann haben wir das und das gebaut, und jetzt können sie endlich... hier ist das Foto von der Eröffnung: ...



    Und der Brief und das Foto von der Grundschule/Mittelstufe/dem Gymnasium, wo wir die Spendenaktion gemacht haben - das hat sie so gefreut! Und alle waren so aktiv (hier wie dort). Und wir sind so dankbar, dass die Menschen dort so dankbar sind, ...



    Und dann der schlimme Satz: Ich hab' Heimweh nach (Mama) Aafrikaa! Am Ende stammen wir alle von dort... Und ich merk's jetzt ganz dolle ...

    Ähm, ja...



    Gruß und Dank